Oberthal - Er zeichnet und malt, was sein Auge erfreut

Durch Zufall entdeckte Werner Mohler sein Talent: Der Kunstmaler will mit seinen Werken Freude bereiten.

Gertrud Lehmann / Wochen-Zeitung
Die Malerei wurde Werner Mohler nicht in die Wiege gelegt. Als Verdingkind auf ei-nem Bauernhof musste er tüchtig arbeiten lernen, und auch während der Lehre zum Käser hatte er keine Zeit für ein Hobby. Doch als Angestellter einer Milchverarbei-tungsfirma begann er während der langweiligen Sitzungen zu kritzeln, hielt seine Kollegen in Karikaturen fest. Die Sekretä-rin, die seine bebilderten Rapporte erhielt, meinte, er sei ein Künstler. So entdeckte er seine ungewöhnliche Begabung, die zu seinem lebenslangen Hobby wurde.

Wie alles begann


Die drei ersten Malversuche hat der Oberthaler aufbewahrt, es sind etwas unbeholfene Wasserfarbenbilder, die er 1984 mit den Schulfarben seiner Töchter ausprobierte. Aber das Malen erfüllte ihn mit Freude. Einmal etwas nur zum Spass tun, ohne Zwang, ohne Nutzen, das hatte der fleissige Heimwerker und Vater von vier Töchtern bisher nicht gekannt. Natürlich erlaubte er sich das Hobby nur am Feierabend, wenn alles andere erledigt war. Dann aber malte er fast die ganze Nacht durch, so hatte es ihn gepackt. Er nahm Malunterricht bei verschiedenen Kunstmalern, die ihn zu beeinflussen suchten, während er seine eigenen Vorstellungen realisieren wollte.

Zuletzt kam er zu Walter Zuber, der im Freizeithaus Münsingen unterrichtete. Hier durfte er zusammen mit den «Montagsmalern» arbeiten, der Gruppe von bereits arrivierten Malschülern. Seine Banknachbarin, erinnert sich Mohler, sei Spiri Bach gewesen, eine heute bekannte Malerin, die jetzt selber Unterricht erteile. Für Werner Mohler wäre aber der Künstlerberuf nie denkbar gewesen, schliesslich hatte er Familie und brauchte Sicherheit.

Mohler liebt die Bauernhäuser der Umgebung, er war ja selber in einem aufgewachsen. Was lag da näher, als sie zu zeichnen! «Meist machte ich ein Foto und zeichnete es dann daheim ab», erklärt er. Er habe nicht den Mut gefunden, vor der Staffelei zu sitzen, während die Bauern noch am Arbeiten waren. Mit Bleistift, Kohle und Tusche, in Sepia und Schwarz, hielt er prächtige Höfe, Speicher und Stöckli fest, aber auch alte Schulhäuser, Ferienchalets und Hornusserhütten. Hätte er einen Bildband heraus gegeben, wäre es wie eine Wanderung durch Oberthal gewesen, erzählt er. Immerhin gibt das Dorfblatt «Oberthal aktuell» seine Zeichnungen auf der hintersten Umschlagseite heraus. «Die Leute haben eine Riesenfreude, sie sagen mir, sie begännen jetzt immer hinten zu lesen», erzählt Werner Mohler.

Blumen und Schmetterlinge sind eine zweite Leidenschaft in Mohlers Malerei. Er malt sie mit Wasserfarbe, meist in zarten Tönen, pastellfarben, manchmal etwas verlaufend. Alle Blumen aus seinem Garten, Wildblumen von Wanderungen, blühende Obstbäume, besonders aber Lilien, Rosen und Mohnblumen gehören zu seinen Favoriten. Er pflücke sie nicht, versichert der Maler, oder höchstens eine, die er dann in verschiedenen Positionen zu einem Strauss zusammen füge – sonst wäre ihm seine Frau wohl böse. Auch Schmetterlinge faszinie-ren ihn. Diese Bilder hat er in seiner ganz persönlichen Galerie zuhause aufgehängt.

Ausstellungen sind aufwändig


Auf dem Tisch stapeln sich Berge von Zeichnungen. Mohler bewahrt sie in Kartonschachteln auf. Zum Glück hat das Papier eine feste Struktur, so dass es beim Durchblättern keinen Schaden nimmt. «Ich habe Ausstellungen gemacht früher», sagt der 79-Jährige, «die Leute kamen in Scharen und waren des Lobes voll.» Doch verkauft habe er wenig, kaum dass der Auf-wand gedeckt wurde. Er musste die Bilder rahmen lassen, das sei sehr teuer. Dazu kamen der Transport, das Aufhängen, die richtige Beleuchtung, die Miete des Lokals – dies alles mag er sich nicht mehr antun. Doch wenn jemand Interesse hat, zeigt er die Bilder gern.
Werner Mohler hat auch Bücher illustriert. Vor allem zu den Gedichtbänden der bekannten Jodlerin Mirjam Schafroth – einer Nachbarin von ihm – passen seine Bergblumen einmalig. Die berndeutschen Erzählungen hat er mit Porträts der beschriebenen Originale bereichert.

Panoramarollen


Oberhalb des Ferienzentrums Möschberg liege ein beliebter Aussichtspunkt, Ziel vieler Wanderer, erzählt Mohler. Er heisse «Bauplatz», weil dort einmal ein Sanatorium für Lungenkranke hätte gebaut werden sollen. Das Grundstück war schon gekauft, zum Teil sogar Baumaterial herbei transportiert, als das Projekt plötzlich fallen gelassen wurde. Wahrscheinlich, weil man dann statt mit Höhenluft die Patienten mit Penicillin behandelt habe.

Auch er sei oft dort oben, das Panorama sei unbeschreiblich. Werner Mohler hat es mit Tusche auf einem vier Meter langen Pergament festgehalten. Die Gemeinde Oberthal liess daraufhin eine Metallplatte gravieren, zu der Mohlers Zeichnung als Vorlage diente. Er habe auch ein weiteres Panorama von einem Aussichtspunkt bei Arni gezeichnet, fügt Mohler an.

Zur Zeit kreiert er Einladungen zu einem Klassentreffen in Dürrenroth, wo er einst zur Schule ging. Jede Karte, jedes Kuvert ist ein Originalkunstwerk, er hat sie liebevoll in gotischen Lettern beschriftet und mit Blumenornamenten verziert. «Ich habe genug Zeit, ich mache es gerne und ich weiss, dass ich den Mitmenschen damit Freude bereite», meint der Künstler lächelnd.

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Erstellt: 21.03.2013
Geändert: 21.03.2013
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