Oberthal - Die Gemeinde ohne ÖV-Anschluss

Jetzt ist es definitiv: Ab Ende Juli wird die Buslinie zwischen Oberthal und Zäziwil aufgehoben. Der Gemeinde fehlt das Geld, selber einen Busbetrieb einzurichten. Und auch die Nachfrage fehlt.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ

Eigentlich könnte Oberthal ein paar neue Steuerzahler gebrauchen. Die Gemeinde mit den rund 800 Einwohnern – Tendenz sinkend – kämpft gegen alljährliche Defizite. Ende Juli wird der ÖV-Anschluss definitiv gekappt. Das hat Folgen: «Ohne öffentlichen Verkehr sind keine neuen Einzonungen möglich», sagt Gemeinderätin Therese Wüthrich. Immerhin sei die Überbauung im Möschberg auf guten Wegen. «Aber neue Einzonungen wird uns der Kanton mit Sicherheit nicht bewilligen.» Damit bleibt der Wunsch nach neuen Steuerzahlern vorläufig ein Wunschtraum.

 

Alles versucht

 

Mit einem Brief hat der Gemeinderat die Grossräte in der Umgebung gebeten, sich beim Kanton für den Erhalt der Busverbindung zwischen Oberthal, Zäziwil und Grosshöchstetten einzusetzen. Vergebens. Die Buslinie fällt dem kantonalen Sparprogramm zum Opfer. Die einzige Alternative, einen sogenannten Bürgerbus einzurichten, kommt aus finanziellen Gründen nicht zustande: Die Selbstkosten würden jährlich um die 150 000 Franken betragen. Das kann sich die Gemeinde Oberthal nicht leisten. Zudem geht man davon aus, dass auch dieser Bus nicht ausgelastet wäre. «Ausser für Schülertransporte scheint kaum ein Bedürfnis nach einer Busverbindung vorhanden zu sein», sagt Gemeinderätin Therese Wüthrich. Es fahren täglich elf Buspaare. Diese sind sehr oft leer, ausser zu den Pendlerzeiten. Am frühen Morgen und abends kommen und gehen die Angestellten der sozialtherapeutischen Gemeinschaft Haus St. Martin. Der Gemeinderat hat deshalb versucht, mit der Gemeinschaft eine Lösung zu finden. Er stellte sich vor, dass gemeinsam ein kleiner Bus betrieben werden könnte. Aber die Arbeitszeiten von Pendlern und Einheimischen stimmen nicht überein.

 

Mehrere Personen ohne Auto

 

Die Gemeinde Oberthal besteht nebst dem Dorfkern mit dem Restaurant Eintracht und der Käserei aus mehreren Weilern und Einzelhöfen. Trotz Busverbindung hat sich deren Bevölkerung daran gewöhnt, mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein. «Es gibt mehrere Personen in Oberthal, die nicht Auto fahren können. Sie machen sich Sorgen und fragen sich, wie sie in Zukunft den Grosseinkauf besorgen sollen», sagt Therese Wüthrich. Sie hofft, dass die Nachbarschaftshilfe greift, wenn jemand nach Zäziwil auf den Zug will oder sonst einen Termin auswärts hat.

 

Zwei Läden vorhanden

 

Trotz Wegfall des öffentlichen Verkehrs werden die Oberthalerinnen und Oberthaler nicht ganz ohne Einkaufsmöglichkeiten bleiben. Es gibt die Käserei Häuslenbach und das Käserei-Lebensmittelgeschäft Reutegraben. «Das Sortiment dieser Geschäfte ist sehr gut», lobt Wüthrich. Und wer kein Auto hat und medizinisch notwendige Termine wahrnehmen muss, kann auf den gemeindeintern organisierten Rotkreuzfahrdienst zählen.

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Erstellt: 02.05.2014
Geändert: 02.05.2014
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