Oberthal - Der Alleingang wird teuer

Mit 2,15 Einheiten ist die Steueranlage der Gemeinde Oberthal eine der höchsten des Kantons. Spitzenreiter ist aber Sonvilier im Berner Jura.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Die Steueranlage der Gemeinde Oberthal steigt 2013 von 1,8 auf 2,15 Einheiten. Die Gemeindeversammlung hat der Erhöhung um 3,5 Zehntel mit hörbarem Zähneknirschen zugestimmt. Damit bezahlen die Oberthalerinnen und Oberthaler in der weiteren Region Bern voraussichtlich die höchsten Gemeindesteuern. Die Exklave Clavaleyres (2,04) steht damit nicht mehr an der Spitze. Den Titel «Steuerhölle» teilt Oberthal mit anderen: Spitzenreiter ist Sonvilier im Berner Jura: «Mit 2,28 ist unsere Steueranlage die höchste des Kantons», sagt Gemeindeschreiber Alain Guichard. Hoch besteuert werden auch die Einwohner von Beatenberg (2,18) und Schangnau (2,10)

Jeder Einzelne blutet

Eine Steuererhöhung von 3,5 Zehnteln ist für alle spürbar. Bei einem steuerbaren Einkommen von 30 000 Franken fällt die Rechnung jährlich um bis 500 Franken höher aus. Wer 50 000 Franken versteuert, muss mit bis zu 1000 Franken Mehrkosten rechnen, wie Gemeinderätin Therese Wüthrich an der Oberthaler Gemeindeversammlung erklärte.

Die Stimmberechtigten von Oberthal bewilligten das Budget 2013 nach einer längeren Diskussion. «Bei einer solchen Steueranlage können wir die Bauzone Möschberg-West vergessen», sagte ein Bürger und meinte, dass die Gemeinde inskünftig weder zum Wohnen noch zum Gewerbe treiben attraktiv sei. Weil die Gemeinde ihre Finanzprobleme zu einem Teil weniger Zuwendungen aus dem Finanz- und Lastenausgleich verdankt, solle man sich «in Bern zur Wehr setzen», lauteten einige Voten.

Beim Amt für Gemeinden und Raumordnung des Kantons verwahrt man sich aber gegen die Anschuldigungen, der Kanton belaste die Gemeinden über Gebühr und wolle diese so zur Fusion zwingen. «Im Gegenteil: Die finanzschwachen Gemeinden werden unterstützt», sagt eine Beamtin.

Für nächstes Jahr veranschlagt die Gemeinde Oberthal ein Defizit von 148 000 Franken. Dies bei Einnahmen von 2,82 und Ausgaben von 2,97 Millionen Franken. Der Grund für den Aufwandüberschuss sind höhere Kosten bei der Bildung (+32 000 Franken), bei der sozialen Wohlfahrt (+48 000 Franken) und Verwaltung (+32 450 Franken). Zudem werden sich nächstes Jahr die Steuereinnahmen reduzieren. Gleich ein halbes Dutzend Liegenschaftsbesitzer renovierte die Häuser und spart damit Steuern. Die Mehreinnahmen durch die höhere Steueranlage können Oberthals Finanzprobleme aber nicht lösen, sondern nur kurzfristig hinausschieben. In den kommenden Jahren muss die Gemeinde weiterhin mit Defiziten rechnen, das Eigenkapital wird schwinden.

Auf Brautschau

«Wir sollten uns einen starken Fusionspartner suchen», sagte ein Bürger. Ein anderer beantragte, dass der Gemeinderat Fusionsverhandlungen aufnehmen solle. Die Gemeindeversammlung stimmte dem Antrag grossmehrheitlich zu. Wer Partner sein könnte, ist noch offen.

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Erstellt: 04.12.2012
Geändert: 04.12.2012
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