Oberhünigen - "Bei uns funktioniert vieles, was andernorts undenkbar wäre"

Dora Glauser tritt als Gemeindepräsidentin zurück Sechs Jahre war Dora Glauser in Oberhünigen Gemeindepräsidentin, auf Ende Jahr tritt sie zurück. Viel Positives hat sie erlebt, und auch der Blick in die Zukunft der 340-Seelen

Silvia Ben el Warda-Wullschläger, Wochen-Zeitung
Dora Glauser ist eine Frau, die viele Dinge nebeneinander und miteinander tun kann. Anders hätte sie das Amt als Gemeindepräsidentin kaum mit ihren sonstigen Aufgaben vereinbaren können. Da ist einmal die Käserei, die sie und ihr Mann führen. Dora Glauser betreut den Laden, nimmt Telefone entgegen und verköstigt jeden Mittag nebst der eigenen Familie auch einen Teil der fünf Angestellten. Selber hat sie vier Kinder, die heute alle in der Ausbildung stehen. In den Ferien sind regelmässig Kinder bei ihr zu Gast. Ihre Arbeit für die Gemeinde – zuerst acht Jahre als Gemeinderätin und dann noch sechs Jahre als Präsidentin – wurde ihr trotzdem nicht zuviel. «Vieles lief Hand in Hand. Während ich die Kartoffeln fürs Mittagessen rüstete, hatte ich Zeit, mir ein neues Reglement durch den Kopf gehen zu lassen.» Gestresst habe sie das nicht.

Selbstverantwortung fördern

Überlastung ist also nicht der Grund, weshalb Dora Glauser auf Ende Jahr zurücktritt. Es war einfach «an der Zeit». Sie findet es wichtig, dass nach all diesen Jahren neue Leute Verantwortung übernehmen würden, Leute, die noch unvoreingenommen an eine Aufgabe herantreten könnten. «Es würde jedem gut tun, einmal in so ein Amt hineinzusehen. Dann würde vielleicht das Verständnis für gewisse Entscheide wachsen.»

Das mit der (Selbst-)Verantwortung liegt der 47-jährigen Oberhünigerin sehr am Herzen. «Die Einstellung, dass für alles jemand anderes zuständig ist, nur nicht ich selber, hat zugenommen. Heute braucht es für alles und jedes Fachleute, die Verantwortung wird delegiert.» Ein Ziel von Dora Glauser war es, die Bevölkerung vom Gegenteil zu überzeugen: «Alle können und sollen eine Aufgabe übernehmen, nur so kann das Ganze, die Gemeinde, leben.» Es freue sie, dass gerade die Jungen jeweils Interesse gezeigt hätten. «Die Jungbürgerfeiern waren immer wertvolle Anlässe.»

Klein aber fein

Was die Verantwortung und Mitarbeit fürs Gemeinwohl betrifft, ist Dora Glauser froh, in einer kleinen Gemeinde mit 340 Einwohnern zu leben. Sie ist eine Verfechterin der Selbständigkeit solcher Kleingemeinden. «Bei uns funktioniert vieles noch, was in grossen Gemeinden undenkbar wäre.» Als Beispiel nennt sie das Wischen der Strasse vor dem eigenen Grundstück. Andernorts müssten das die Gemeindearbeiter übernehmen, was wieder Kosten verursache. «Klein sein ist nicht einfach negativ und auch nicht unbedingt teurer. Unabdingbar ist aber die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden.» Dafür hat sich Dora Glauser in ihrer Amtszeit stark eingesetzt. Dass die Verwaltung heute in Zäziwil ist, sei allgemein akzeptiert. Auch in anderen Bereichen wie Feuerwehr, Sozialdienste, Wasser und Mietamt arbeite Oberhünigen mit anderen Gemeinden zusammen. «Ich bin dafür, diese Zusammenarbeit noch weiter auszubauen, ohne aber die Selbständigkeit aufzugeben. Denn gerade das eigene Schulhaus würde Dora Glauser sonst gefährdet sehen. «Und was ist ein Dorf ohne Schulhaus? Dann würden keine Familien mehr hierher ziehen.» In Oberhünigen sei gerade das Gegenteil der Fall. In den letzten Jahren seien ausnehmend viele junge Familien zurückgekehrt. Das stimmt die Gemeindepräsidentin zuversichtlich für die Weiterexistenz «ihrer» Gemeinde.

Nachfolger ist gefunden

Auch der Gemeindeversammlung von morgen Freitag, ihrer letzten, blickt Dora Glauser gelassen entgegen. Als ihren Nachfolger stellt sich Heinz Zurflüh zur Verfügung, der seit zwei Jahren im fünfköpfigen Gemeinderat ist. Und dass sich mit Renate Müller wieder eine Frau für die Exekutive zur Verfügung stellt, freut Dora Glauser besonders. Sie selber war vor 14 Jahren die erste Oberhünigerin in dieser Funktion.

Die Gemeindeversammlung findet am Freitag, 9. Dezember um 20 Uhr im Schulhaus statt.

Ein Artikel aus der

www.oberhuenigen.ch

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Erstellt: 08.12.2005
Geändert: 08.12.2005
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