Bei Harri und Erwin: «Sie erleben etwas, das es nicht mehr gibt»

Harri Wäfler und Erwin Liechti haben sich in der Schmitte in Oberhünigen eingerichtet. Sie schmieden, hämmern und schweissen, was das Zeug hält. Das Besondere daran: Sie bieten Kurse im Schmieden für Jugendliche und Erwachsene an.

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

«Man kann mit Feuer schaffen, das hat etwas Eigenes, es ist sehr speziell», sagt Harri Wäfler (61). Als der Schmied in Oberhünigen in Pension ging, mietete sich Wäfler in der Schmitte ein. Sporadisch taucht der bisherige Schmied in der Schmitte auf, gibt Tipps und arbeitet mit. Seit 175 Jahren befindet sich eingangs Oberhünigen ein altes Haus. Die Tanksäule davor ist noch nicht so alt, aber drinnen wird schon lange geschmiedet und geschweisst.

 

Zurück ins Mittelalter

«Es hat einen Touch Mittelalter, was wir da machen», so Wäfler. Schmieden ist für ihn Hobby und Leidenschaft. Er ist in Niederönz aufgewachsen, lernte Schumacher, seit Ende der 80er Jahre arbeitet er als Jugendarbeiter für die Kirchgemeinde Worb. Vor Jahren besuchte er einen Kurs zum Schmieden. Danach richtete er sich in seinem Garten eine Esse ein, ein Ofen, in dem er Eisen erhitzen konnte. Doch schon bald intervenierte der Kanton, weil die Schmiede zu nahe am Wasser stand. Auf der Suche nach einer Schmitte wurde Wäfler in Oberhünigen fündig.

 

Harry Wäfler beim Fräsen. (Foto: Rolf Blaser)

 

Selbstgemachtes Gartentor oder Kerzenständer

Zusammen mit Erwin Liechti (74) verbringt Wäfler viel Zeit rund ums heisse Eisen. Seit einigen Jahren bietet er Kurse an. Wer seinen eigenen Grill, einen Kerzenständer oder ein Messer fertigen will, kann bei Harris Ironwork einen Grundkurs im Schmieden oder Schweissen besuchen. «Die Kurse geben eine Grundlage und wir helfen weiter bei der Arbeit.» Will jemand ein Gartentor oder ein kleines Möbel schmieden, kann er oder sie Material mitbringen oder sich in der Schmitte bedienen. An Eisen, Messing und weiterem scheint es nicht zu mangeln.

 

«Es ist faszinierend»

Ein Grundkurs dauert zwei Mal vier Stunden, maximal können vier Personen teilnehmen. «Sie erleben etwas, das es nicht mehr gibt», sagt Harri Wäfler. Der Beruf des Schmieds sei am Aussterben. «Es ist faszinierend zu erleben, wie man ein heisses Eisen von Hand biegen kann.» Die Kurse würden von Kindern ab zwölf Jahren, Frauen und Männern besucht. «Viele Frauen können sehr gut schmieden. Die Männer wollen Messer oder Waffen machen. Frauen sind kreativer, da geht es um Möbel oder Geschenke, bei den Frauen steht mehr das Handwerk im Vordergrund.»

 

Das heisse Eisen wird von Hand gedreht. (Foto: Rolf Blaser)

 

Ist es schwierig?

Bei Harri Wäfler und Erwin Liechti erfährt man auch viel rund um das Schmieden. Welche Art Eisen sich eher für Messer eignet, wie man anhand der Farbe erkennt, wie heiss ein Eisen ist, und dass schon die alten Sumerer dieses Handwerk ausübten. Ist es schwierig, ein Eisen zu schmieden? «Nein», Wäfler lacht, «Schmieden und Schweissen ist Übungssache. Jedoch darf man beim Schmieden die Technik nicht unterschätzen. Wenn du 20-mal falsch mit dem Hammer schlägst, hast du am Ende dasselbe wie zu Beginn».

 

Wer es mag, wenn Funken sprühen, und wer schon immer mal mit Hammer und Amboss arbeiten wollte, ist in Oberhünigen an der rechten Adresse.

 

[i] Harris Ironwork, Hünigenstrasse 1, Oberhünigen ist per Internet oder Telefon 078 766 87 82 erreichbar.

 

[i] Die beiden Hobby-Schmiede sind Stammgäste im BERN-OST-Kafi, sie sind mit dem Autor flüchtig bekannt.


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Erstellt: 12.11.2023
Geändert: 12.11.2023
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