Oberdiessbach/Münsingen: Mehrere Schulleitungen unbesetzt
Der Mangel an Lehrpersonen ist bekannt, noch schwieriger ist es, einen Schulleiter oder eine Schulleiterin zu finden. Immer mehr Gemeinden haben Mühe, offene Stellen zu besetzen. In Oberdiessbach und Münsingen gab es innert kurzer Zeit mehrere Wechsel. BERN-OST hat nachgefragt, woran das liegt.
Während 20 Jahren war die Schulleitung in Oberdiessbach stabil und in festen Händen. Beat Bichsel und Rolf Ogi leiteten bis im Sommer 2022 die Primar- und die Sekundarschule. Danach gingen sie in Pension. Seither ist der Sitz der Schulleitung zum Schleudersitz geworden. Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren traten zwei Schulleiterinnen und zwei Schulleiter ihre Stelle an. Wie Recherchen von BERN-OST ergaben, waren alle nach kurzer Zeit wieder weg. Ab März sind die Schulleiterposten für Prim und Sek unbesetzt.
Wechsel in Oberdiessbach
Ende Januar kündigte der verbliebene Schulleiter in Oberdiessbach seinen Job wegen «unüberbrückbaren Differenzen mit der Schulkommission». Was ist passiert in Oberdiessbach? Wie verschiedene Personen bestätigen, laufe der Schulbetrieb problemlos weiter. Offiziell will niemand etwas zu den häufigen Wechseln sagen. Die zuständige Gemeinderätin Priscilla Furrer (EVP) lässt sämtliche Fragen unbeantwortet.
Per Mail teilt sie mit: «Die Gemeinde gibt aus personalrechtlichen Gründen keine Auskunft über einzelne Anstellungen oder Abgänge von Schulleitungen.» Auch der zuständige Schulinspektor bei der Kantonalen Bildungsdirektion will sich nicht dazu äussern. Die Medienstelle des Kantons wiederum schreibt, die Gemeinde sei zuständig.
Abgänge in Münsingen
Auch in Münsingen gab es einige Abgänge bei der Schulleitung: Die Schulleitung des Kindergartens bis 4. Klasse des Schulhauses Rebacker hat seit Sommer zwei Mal gewechselt. Der aktuelle Schulleiter kommt seit Anfang Jahr nicht mehr zu Arbeit. Gemeinderat Urs Baumann (SVP) sagt, diese Wechsel hätten nichts mit dem Schulbetrieb zu tun. «Es gibt Sachen im Leben, die passieren, die kann man nicht steuern. Für uns als Gemeinde und für die verbleibenden Schulleiter und Lehrpersonen ist es eine Herausforderung.» Er spüre ein unglaubliches Engagement von Seiten der Lehrerschaft, damit der Betrieb am Laufen erhalten werden könne.
Die Suche nach Nachfolgern für die Schulleitung sei «extrem schwierig», so Baumann. Eine Schulleiterin betreue zwischen 40 und 50 Lehrpersonen. In Münsingen unterrichten die Schulleiterinnen und Schulleiter nicht mehr selbst, sie üben eine reine Führungsfunktion aus. Bei Engpässen übernähmen sie hingegen Stellvertretungen von Lehrerinnen und Lehrern. Der Gemeinderat von Münsingen hat im Herbst 22 die Bildungsstrategie für die nächsten Jahre verabschiedet. «Da geht es darum, wie die Schule der Zukunft gestaltet werden soll.»
Kein lokales Problem
Das Problem mit den Schulleitungen sei schweizweit, sagt eine andere Person, die nicht namentlich genannt werden will. BERN-OST hat mit Lehrern und ehemaligen Lehrern gesprochen, mit ehemaligen Schulleitern, Eltern und Leuten, die eng mit Schulen zusammenarbeiten.
Alle bestätigen die Probleme, Schulleiter würden in einem Spannungsfeld arbeiten. Einerseits forderten die Eltern immer mehr von der Schule, auf der anderen Seite sei die Toleranz seitens der Eltern gegenüber der Schule sehr gering. Während Corona seien die Schulleitungen übermässig gefordert gewesen, sodass einige den Beruf wechselten. Der Fachkräftemangel wird immer wieder erwähnt, es sei schwierig Personal zu finden.
Früher waren es Oberlehrer
Bis etwa Mitte der 90er Jahre wurde die Arbeit der Schulleitung von Oberlehrern erledigt. Gegen Ende der 90er Jahre stellten die Schulen Schritt für Schritt auf das System mit Schulleitern um. Eine Schulleiterin hat die Gesamtverantwortung für die organisatorischen Abläufe der Schule inne. Weiter ist sie für die Anstellung und Führung von Lehrerinnen und Lehrern verantwortlich. Sie übernimmt zudem die Kommunikation mit den Eltern, Schulbehörden und muss bei einem Ausfall von Lehrkräften die Stellvertretung organisieren.
Wie verschiedene Auskunftspersonen bestätigen, besteht «ein grosser Mangel» an gut ausgebildeten Schulleitern. Idealerweise hat eine Schulleiterin Erfahrung als Lehrperson, besitzt das nötige pädagogische Wissen, bringt Führungserfahrung mit und hat eine Weiterbildung zur Schulleitung mit einem Master abgeschlossen.
Resolution fordert Entlastung der Schulleitung
Letztes Jahr hatten Lehrerinnen und Schulleiter im Namen ihres Verbands, Bildung Bern, eine Resolution verabschiedet. Sie forderten faire Löhne, mehr Entlastung und bessere Unterstützung. Die Bedingungen müssten «jetzt dringend angepasst werden». Die kantonale Bildungsdirektorin Christine Häsler (Grüne) reagierte im Herbst auf den Aufruf. Sie beabsichtige, die Schulleitungen durch erweiterte Schulsekretariate und eine Erhöhung der Anstellungen zu stärken.
Bleibt zu hoffen, dass diese Worte nicht blosse Floskeln sind, sondern dass konkrete Massnahmen ergriffen werden, um in Zukunft eine grössere Anzahl an Schulleitungen zur Verfügung zu stellen. Aus Oberdiessbach äusserte sich Gemeindepräsidentin Bettina Gerber zum Problem der vakanten Stellen in der Schulleitung wie folgt: «Wir haben eine Interimslösung.» Ein Loch konnte also vorübergehend gestopft werden.