Oberdiessbach: Hauptstrasse wird nicht saniert - kommt das gut?
Die Hauptstrasse, die durch Oberdiessbach führt, wird vorläufig nicht saniert. Der Kanton setzt auf die Methode Patchwork. Wenn es sein muss, wird ausgebessert, mehr nicht. Jubelsprünge löst er mit diesem Entscheid nicht aus.
Der Diessbach rauscht, der Verkehr kriecht und unter der Sommerhitze verformt sich vielleicht sogar der Strassenbelag ein wenig. Nach der Sommerpause hat der Gemeinderat von Oberdiessbach den Faden wieder aufgenommen: Es geht einmal mehr um die Hauptstrasse, die durchs Dorf führt. Im Volksmund wird diese Strasse auch Buckelpiste genannt. Im Juni sagte das Stimmvolk von Oberdiessbach Nein zu einer Sanierung der Hauptstrasse mit anschliessendem Tempo 30. Jetzt kommt der Kanton und sagt: Saniert wird vorläufig nicht.
Lärm bleibt
«Das ist nicht ideal», sagt Gemeindepräsidentin Bettina Gerber (Die Mitte) zum Entscheid des Tiefbauamts des Kantons Bern. «Nicht ideal, weil alle, die dort durchfahren, weiterhin über eine Buckelpiste fahren müssen und mehr Lärm erzeugen, als wenn die Strasse saniert würde. Aber klar, wir respektieren den Entscheid.»
Ruhiger Sommer
Immerhin habe die Sommerpause die Wogen im Dorf ein wenig geglättet, so die Gemeindepräsidentin. «So konnte ein wenig Gras über das Thema wachsen.» Doch nun folgt das nächste Kapitel. Die entscheidende Frage sei: «Was passiert, wenn nichts passiert?» Bei der Gemeindeversammlung sei eine rasche Sanierung verworfen worden. «Wir werden sehen, wie desolat der Zustand der Strasse noch werden muss, bis man handeln muss. Die Frage ist, wie lange man mit einer solchen Pflästerlipolitik durchkommt», sagt Gerber.
Umstrittene Buckelpiste
Die sogenannten Buckel seien übrigens entstanden, als vor Jahren auf der Burgdorfstrasse Fernwärmerohre montiert wurden, so Gerber. «Es gibt Anwohner, die sagen, wenn ein Lastwagen mit leerem Anhänger durchfährt, dann springe der Löffel in der Tasse.» Wie der Kanton mitteilt, müssen sich die Anwohnerinnen sowie die Autofahrer noch eine Weile mit dieser holprigen Strasse abfinden.
Eine andere Ansicht zur Entstehung der Buckelpiste hat Markus Hirschi. Er ist Verwaltungsratspräsident des Fernwärmeverbunds Oberdiessbach und sagt: «Die Buckel stammen nicht von der Wärmeleitung. Diese verläuft unterirdisch zwischen Restaurant Löwen und Kantonalbank. Dort hat es weder einen Flick noch einen Buckel.» Die Buckel seien entstanden durch zahlreiche Wasserleitungsbrüche sowie durch die Sanierung der Strasseneinlaufschächte des Kantons auf der Burgdorfstrasse.
Ohne Tempo 30, keine Sanierung
Von Seiten des Tiefbauamts heisst es: Der Bedarf einer Gesamtsanierung der Kantonsstrasse bleibe bestehen. Weil bei vielen Gebäuden entlang der Kantonsstrasse die gesetzlich vorgeschriebenen Lärm-Grenzwerte überschritten seien, müsse mit der Strassensanierung mittelfristig auch eine Lärmsanierung erfolgen. Unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen könne dies nur mit der Einführung von Tempo 30 erreicht werden. Da das Tiefbauamt das Abstimmungsergebnis vom Juni respektiert, seien dem Kanton folglich derzeit die Hände gebunden.
Flug auf Sicht
Aus diesen Gründen werde die Strasse lediglich mit Belagsflicken instandgehalten. Gemeindepräsidentin Bettina Gerber sagt: «Wir fliegen auf Sicht und machen, was man muss.» Dies gelte jedoch nur für die Kantonsstrasse. Hingegen werde das Projekt der Schulwegsicherheit weiterverfolgt. Dies betreffe die Sanierungen der Industrie- und Freimettigenstrasse sowie des Bahnhofareals. «Dort wird saniert, jedoch wird es keine Temporeduktion geben.» Diese ist, wie wir wissen, vorerst vom Tisch.
[i] Der Absatz mit der Äusserung zur Buckelpiste wurde nachträglich ergänzt.