Oberdiessbach - Ein «Aktionsprogramm» für ländliche Gebiete
Zentralisierung und Globalisierung bedrohen die Strukturen ländlicher Gebiete. Wie dieser Entwicklung begegnet werden kann, wurde an einer Tagung in Oberdiessbach aufgezeigt.
Sylvia Kaelin, Berner Zeitung BZ
Wenn in Dörfern und Quartieren die Läden und Poststellen schliessen, Industriebetriebe verschwinden und Bewohnerinnen und Bewohner wegziehen, geht ein Stück Lebensqualität verloren. Dass diese Tatsache nicht einfach hingenommen werden muss, wurde am Wochenende in Oberdiessbach eindrücklich aufgezeigt. An einem zweitägigen Seminar, das vom VBG-Institut (Kompetenzzentrum der interkonfessionellen Vereinigten Bibelgruppen in Schule, Universität und Beruf) durchgeführt wurde, erklärte Karl Sieghartsleitner, ehemaliger Bürgermeister von Steinbach in Oberösterreich, am Beispiel seiner Heimatgemeinde, wie ein Dorf, dessen Zentrum in den 70er-Jahren durch leer stehende Geschäfte und Wohnhäuser geprägt war, wieder zu einer blühenden Ortschaft gemacht werden kann.
«Als uns gegen Ende der 80er- Jahre klar wurde, dass wir die Veränderung der Situation selbst an die Hand nehmen mussten, einigten wir uns als Erstes auf eine neue politische Kultur», erzählte der Pionier des «Steinbacher Weges», eines Modells im Sinne der «Lokalen Agenda 21» in der Region Thun. In Steinbach, einem Dorf mit rund 2000 Einwohnern, galt fortan der Leitsatz «Miteinander statt gegeneinander». Im Dialog mit allen Bürgern, den örtlichen Institutionen und der Privatwirtschaft wurde ein Leitbild für die nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet. «Im Mittelpunkt standen nicht mehr die Probleme, sondern die Ziele, für die wir die Bevölkerung zu begeistern versuchten», sagte der Bauer, Ingenieur und Unternehmer rückblickend und setzte hinzu: «Nachdem wir unsere eigenen Stärken und Schwächen analysiert hatten, wurde ein Aktionsprogramm festgelegt. »
Alles wurde besser
Mit welchem Ergebnis? «In den Bereichen Dorfgemeinschaft, Kultur, Wirtschaft und Umwelt konnten mehr als 60 Projekte umgesetzt werden. » Indem gezielt in privatwirtschaftliche Projekte investiert und für Bauernbetriebe neue Einkommensquellen geschaffen wurden, seien die Abwanderung gestoppt, die Finanzkraft der Gemeinde gestärkt und die Zukunftserwartungen der Bürgerinnen und Bürger positiv beeinflusst worden, machte der 62-jährige Referent klar. Bilanz: Die Arbeitsplätze in Steinbach haben sich verdreifacht, die Unternehmen verdoppelt, und die Zahl der bäuerlichen Betriebe blieb konstant.
Erstmals in der Schweiz
Nach der Einführung in die Thematik wurde am zweiten Tag das Projekt «Nahversorgung ist Lebensqualität» - von der österreichischen Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen in Dörfern und Städten (SPES) entwickelt - erstmals in der Schweiz vorgestellt. In über 100 Gemeinden Österreichs und Bayerns durchgeführt, hat ihr Konzept zum Ziel, das Bewusstsein der Menschen für die Zusammenhänge im eigenen Lebensraum zu schärfen. Eine Initiativgruppe möchte das Projekt nun in die Schweiz holen. Zur Bildung einer Trägerorganisation werden Partner aus Land- und Regionalwirtschaft, Detailhandel, Politik und Medien gesucht.
[i] Informationen: Edith Moos-Nüssli, Wabernstrasse 60, 3007 Bern, Telefon 031 359 59 74 oder E-Mail: moos.nuessli@swissonline.ch
«Als uns gegen Ende der 80er- Jahre klar wurde, dass wir die Veränderung der Situation selbst an die Hand nehmen mussten, einigten wir uns als Erstes auf eine neue politische Kultur», erzählte der Pionier des «Steinbacher Weges», eines Modells im Sinne der «Lokalen Agenda 21» in der Region Thun. In Steinbach, einem Dorf mit rund 2000 Einwohnern, galt fortan der Leitsatz «Miteinander statt gegeneinander». Im Dialog mit allen Bürgern, den örtlichen Institutionen und der Privatwirtschaft wurde ein Leitbild für die nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet. «Im Mittelpunkt standen nicht mehr die Probleme, sondern die Ziele, für die wir die Bevölkerung zu begeistern versuchten», sagte der Bauer, Ingenieur und Unternehmer rückblickend und setzte hinzu: «Nachdem wir unsere eigenen Stärken und Schwächen analysiert hatten, wurde ein Aktionsprogramm festgelegt. »
Alles wurde besser
Mit welchem Ergebnis? «In den Bereichen Dorfgemeinschaft, Kultur, Wirtschaft und Umwelt konnten mehr als 60 Projekte umgesetzt werden. » Indem gezielt in privatwirtschaftliche Projekte investiert und für Bauernbetriebe neue Einkommensquellen geschaffen wurden, seien die Abwanderung gestoppt, die Finanzkraft der Gemeinde gestärkt und die Zukunftserwartungen der Bürgerinnen und Bürger positiv beeinflusst worden, machte der 62-jährige Referent klar. Bilanz: Die Arbeitsplätze in Steinbach haben sich verdreifacht, die Unternehmen verdoppelt, und die Zahl der bäuerlichen Betriebe blieb konstant.
Erstmals in der Schweiz
Nach der Einführung in die Thematik wurde am zweiten Tag das Projekt «Nahversorgung ist Lebensqualität» - von der österreichischen Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen in Dörfern und Städten (SPES) entwickelt - erstmals in der Schweiz vorgestellt. In über 100 Gemeinden Österreichs und Bayerns durchgeführt, hat ihr Konzept zum Ziel, das Bewusstsein der Menschen für die Zusammenhänge im eigenen Lebensraum zu schärfen. Eine Initiativgruppe möchte das Projekt nun in die Schweiz holen. Zur Bildung einer Trägerorganisation werden Partner aus Land- und Regionalwirtschaft, Detailhandel, Politik und Medien gesucht.
[i] Informationen: Edith Moos-Nüssli, Wabernstrasse 60, 3007 Bern, Telefon 031 359 59 74 oder E-Mail: moos.nuessli@swissonline.ch