Oberdiessbach - Alkohol und Drogen dürfen in der Familie kein Tabuthema sein

Schulforum zum Thema Alkohol und Drogen Rege Teilnahme erfuhr das Schulforum zum Thema Alkohol und Drogen in Oberdiessbach. Die teilnehmenden Eltern und Lehrer konnten sich über Rauschmittel informieren und im gemeinsamen Gespräch Erfahrun

Melanie Rullmann, Wochen-Zeitung
Das Thema Alkohol und Drogen interessierte, das war offensichtlich. Die rund 100 Plätze in der Aula der Sekundarschule waren nahezu voll besetzt. Aufmerksam folgte das Publikum den Ausführungen des Referenten Heinz Bucher von Contact Bern, dem Zentrum für Jugend-, Eltern- und Suchtberatung. Er informierte über die Wirkung und das Suchtpotential der verschiedenen legalen und illegalen Drogen und stand den Teilnehmern Rede und Antwort.

Stellung beziehen

Wie kann man Kinder und Jugendliche vor Drogenkonsum schützen? War die zentrale Frage des Abends. «Auf jeden Fall nicht, indem man das Thema tabuisiert», war sich Heinz Bucher sicher. Jugendliche befinden sich in einer Entwicklungsphase, wo sie ihren eigenen Weg suchen, die eigenen Wertmassstäbe entwickeln. Unabdingbar sei dabei eine klare Werthaltung der Eltern, auch was den Genuss von Rauschmitteln betrifft. Die Schule nimmt er dabei genauso in die Pflicht. Sie solle für diesen Problembereich unmissverständliche Regeln aufstellen. Was die berühmte Vorbildfunktion angeht, so wirke diese leider nicht so stark, wie es sich Eltern und Lehrer erhoffen. Dennoch seien diese nicht machtlos, wenn es um Suchtprävention geht, der Schwerpunkt läge jedoch woanders. In konstanten und sicheren Beziehungen sollten Kinder und Jugendliche Beziehungsfähigkeit erlernen. Sprachliche Beweglichkeit ist wichtig, wenn es darum geht, seine Befindlichkeit mitzuteilen und Konflikte angemessen zu bewältigen. Frustrationstoleranz, Selbstbewusstsein, Lebenssinn – dies sind weitere Stichworte, die Bucher in diesem Zusammenhang erwähnt.

Unterschiedliches Suchtpotenzial

«Unsere Jugendlichen sind selten süchtig», relativiert Bucher die Ängste vieler Eltern. «Wer als Jugendlicher einmal einen Joint raucht, hängt nicht zwangsläufig in ein paar Jahren an der Nadel.» Problematisch werde es dann, wenn ein regelmässiger Konsum von Rauschmitteln stattfindet und dieser Konsum eine Funktion erhält. Zum Beispiel, wenn Alkohol gezielt dazu eingesetzt wird, eine schlechte Stimmung zu vertreiben. Auch dar-um ist es wichtig, mit den eigenen Kindern im Gespräch und damit auf dem Laufenden zu bleiben. Doch gibt es Drogen wie Heroin, bei denen es keine Probierphase gibt, da sie unter Umständen bereits beim ersten Konsum zu einer körperlichen Abhängigkeit führen. Kokain kann rasch süchtig machen, wenn der Konsument nicht in der Lage ist, die depressive Phase nach dem Rausch zu ertragen. Vor dem Mischkonsum von Rausch-mitteln, zum Beispiel der Kombination von Partydrogen und Alkohol, warnt Bucher massiv. «Während wir die Wirkung der einzelnen Rauschmittel relativ gut kennen, sind die Auswirkungen bei der Kombination von Drogen unberechenbar!» Völlig risikolos sei tatsächlich nur die absolute Abstinenz.

Was die legale Droge Alkohol angeht, so wirft Bucher die Frage auf, ob der mässige und verantwortungsvolle Umgang mit diesem Rausch­mittel nicht lieber innerhalb der Familie eingeübt wird. «Ausprobiert wird der Alkohol so oder so. Auf diese Weise haben Eltern jedoch die Möglichkeit, verstärkt Einfluss zu nehmen». Und schliesslich sollte nicht vergessen ­werden, dass nahezu alles süchtig ­machen kann. «Auch Süssigkeiten haben ein nicht zu unterschätzendes Suchtpotenzial», erzählt Bucher. Und hier muss sich der eine oder andere Leser sicher selbst an die Nase ­fassen.

Ein Artikel aus der

www.oberdiessbach.ch

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Erstellt: 07.12.2006
Geändert: 07.12.2006
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