Oberdiessbach - 160 Fischstäbli werden am Mittagstisch locker "verdrückt"

Der Mittagstisch im Primarschulhaus besteht seit zehn Jahren Was zwei Frauen vor zehn Jahren gründeten, erfreut sich auch heute ungebrochener Beliebtheit: der Mittagstisch im Primarschulhaus Oberdiessbach. Dort essen die rund 30 Kinder

Silvia Ben el Warda-Wullschläger, Wochen-Zeitung
Kaum hat um 11.50 Uhr die Schulglocke geklingelt, treffen die ersten Kinder im Hortraum ein. Sie wissen, was sie zu tun haben: Schulsack deponieren, Teller nehmen, Essen fassen. Immer mehr Schülerinnen und Schüler strömen herein, bis alle Plätze besetzt sind. Gross Zeit fürs Essen nehmen sich die Buben und Mädchen nicht, um 12.15 Uhr sind fast alle fertig, die Teller sind abgeräumt. Nur ein paar unentwegte Jungs laden noch einmal Fischstäbli, Kartoffeln und Erbsli nach. Oder vielleicht sind es ja auch nur Fischstäbli, denn am Schluss sind alle 159 Stück gegessen.

Drei Herdplatten müssen genügen

«Es ist nicht immer einfach, die richtige Menge zu kochen», weiss Beatrice Reber, die heute zusammen mit Dorothee Behringer das Mittagessen zubereitet hat. «Mit der Zeit aber hat man es im Griff.» Dasselbe gilt für die beschränkten Möglichkeiten am Herd: auf drei Platten für 30 hungrige Mäuler zu kochen, braucht gute Planung und viel Zeit. Über eine Stunde briet Beatrice Reber Fischstäbli. Die Kartoffeln und Erbsen brachte Dorothee Behringer aber bereits gekocht von zu Hause mit. So sind die beiden Frauen pünktlich fertig, die Kinder können sofort essen.

Die Nachfrage ist steigend

Der Mittagstisch im Primarschulhaus Oberdiessbach am Dienstag und Donnerstag hat sich gut eingespielt, er funktioniert bereits seit zehn Jahren. «Die Nachfrage hat in den letzten Jahren eher zugenommen», sagt Maria Aebischer, die zusammen mit Elke Dietrich seit fünf Jahren die Leitung inne hat. Ein Grund sei, dass einige Wahlfächer über die Mittagszeit, das heisst ab 12.30 Uhr, angeboten würden. «Die Zeit reicht den Kindern nicht, um nach Hause zu gehen, und so kommen sie vermehrt zu uns.» Aber auch Kinder von berufstätigen Eltern oder solche mit einem weiten Schulweg gehörten zu ihren Gästen. «Aus welchen Gründen auch immer, unser Ziel ist, dass die Kinder eine warme Mahlzeit haben und über den Mittag beaufsichtigt sind», erklärt Maria Aebischer.

Gesund und einfach

Die steigende Nachfrage sei zwar schön, doch würden sie auch an ihre Grenzen gelangen. «Mehr Kinder als jetzt können wir aus Platzgründen nicht annehmen», so die Co-Leiterin. Das Angebot zu erweitern und den Mittagstisch dreimal pro Woche anzubieten, sei momentan nicht möglich. «Es ist schwierig, Köchinnen zu finden. Diese Aufgabe ist ehrenamtlich, niemand von uns erhält einen Lohn», nennt Maria Aebischer einen der Gründe. Aktuell setzt sich das Team aus etwa 16 Frauen zusammen. Sie treffen sich viermal pro Jahr, erstellen den Menu- und Einsatzplan. Etwa jede dritte Woche stehen sie in der Hort-Küche. Was das Essen betrifft, ist das Ziel, immer auch entweder Gemüse oder Salat anzubieten. Aufwändige Menus liegen nicht drin, einerseits wegen dem kleinen Herd, andererseits wegen der Kosten. Der Mittagstisch funktioniert selbsttragend, die Kinder zahlen sechs, ab der 7. Klasse sieben Franken. Darin inbegriffen ist auch ein Dessert.

Bibliothek steht offen

Die Schülerinnen und Schüler werden über den Mittag beaufsichtigt, eine intensive Betreuung oder Aufgabenhilfe jedoch liegt zeitlich und vom Platz her nicht drin. «Seit kurzem besteht die Möglichkeit, die Bibliothek zu benutzen. Dort können sie lesen oder Aufgaben machen. Wer will, kann auch im Hortraum bleiben. An beiden Orten ist jemand von uns anwesend.» Wer ein Ämtli hat, hilft beim Abtrocknen und Aufräumen. Am Schluss weist nichts mehr darauf hin, dass hier vor kurzem gegessen wurde. Oder doch? Der Geruch der Fischstäbli ist nicht so schnell wegzubringen.

www.wochen-zeitung.ch
www.oberdiessbach.ch

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Erstellt: 10.03.2005
Geändert: 10.03.2005
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