OL - Simone Nigglis «extreme Freude am Orientierungslauf»
Die Berner Orientierungsläuferin Simone Niggli-Luder läuft seit Jahren von Sieg zu Sieg. An der WM, die am Sonntag im norwegischen Trondheim beginnt, ist sie wieder Topfavoritin.
Walter Däpp / der Bund
Sie läuft und läuft und läuft. Und sie siegt und siegt und siegt. Es scheint, als lägen die Medaillen stets an der von ihr gewählten OL-Idealroute. Nach 15 WM-Goldmedaillen seit 2001 – in Finnland, in der Schweiz, in Schweden, Japan, Dänemark, in der Ukraine und in Ungarn – peilt die 32-jährige Schweizer OL-Spitzenkönnerin Simone Niggli-Luder ab morgen im norwegischen Trondheim weitere WM-Medaillen an.
Sie versucht allerdings, den Erwartungsdruck etwas zu mindern: «Ich bin zwar wieder gut vorbereitet, habe mich mit drei Trainingsaufenthalten auf das gebirgige, mit Sümpfen durchzogene und deshalb sehr kräfteraubende norwegische Gelände vorbereitet. Doch es braucht auch Wettkampfglück. Die WM-Medaillen liegen auch für mich nicht einfach am Weg.»
«Wenn es gilt, bin ich voll da»
Simone Niggli ist längst eine halbe Skandinavierin. Sie läuft nicht nur für die OLV Hindelbank, sondern auch für den schwedischen Klub Ulricehamns OK. Und nach ihrem erneuten Triumph vergangene Woche am prestigeträchtigen schwedischen «O-Ringen» – einem 5-Tage-OL mit 16 000 Teilnehmern, wo sie, was im OL unüblich ist, die stattliche Siegesprämie von 10 000 Franken gewann – beantwortete sie die Fragen der nordischen Reporter fliessend auf Schwedisch. «Doch Norwegen», sagt sie, «ist wieder anders. Laufvermögen, Technik und Routine werden in Trondheim nicht ausreichen, um die Posten perfekt anzulaufen. Man muss im Postenraum auch das nötige Gespür haben. Davor habe ich auch vor dieser WM Respekt.»
Für ihre erstaunliche Konstanz und Sicherheit, die sie seit Jahren eindrücklich unter Beweis stellt – in einem Sport, in dem kleinste Unkonzentriertheiten und kartentechnische Unsicherheiten entscheidend sind – hat Simone Niggli eine einfache Erklärung: «Ich habe immer noch extrem Freude am OL. Ich bin ein Wettkampftyp – wenn es gilt, bin ich voll da. Zusammen mit der Sportpsychologin Andrea Binggeli versuche ich stets, mich mental zu verbessern. Und mit Krafttraining und Physiotherapie helfe ich meinem Körper, die grossen Belastungen auszuhalten.» Und sie glaubt auch, dass die Schwangerschaft und die Geburt ihres Töchterchens Malin vor knapp zwei Jahren sie noch stärker, noch robuster und noch leistungsfähiger gemacht haben.
Den Kompass richtig eingestellt
Simone Niggli, dreifache Schweizer Sportlerin des Jahres, hat längst alles gewonnen, was man als OL-Läuferin gewinnen kann. Nur eines bleibt ihr versagt: ein Olympiasieg – weil OL keine olympische Disziplin ist. «Es wäre natürlich super, wenn OL olympisch wäre», sagt sie, «aber er ist es leider nicht.» Dass sie selber – mit einem Wechsel zur Leichtathletik – im Anschluss an ihre stolze OL-Karriere noch «olympisch» werden könnte, ist eher unwahrscheinlich: «Ich bin nach wie vor begeisterte Orientierungsläuferin – die OL-WM in zwei Jahren in der Schweiz könnte für mich noch ein grosses Ziel sein. Und ich glaube nicht, dass mein Körper es aushielte, wenn ich ihm zum Beispiel das für eine Marathonläuferin erforderliche Strassentraining zumuten würde. Auch die Freude würde fehlen. Ich brauche die Natur, die Karte und den Kompass.»
Es scheint, Simone Niggli habe nicht nur im OL, sondern auch im gewöhnlichen Leben den Kompass stets richtig eingestellt, sie entspreche auf Schritt und Tritt dem Idealbild der erfolgreichen jungen Frau: der gescheiten, sympathischen, aufrichtigen und engagierten Sportlerin, Biologin und Mutter, der es spielend zu gelingen scheint, stets alles locker unter einen Hut zu bringen.
«Auch ich habe meine Krisen»
«Dieses Bild trifft nicht immer zu», lacht sie, «auch ich stosse an meine Grenzen, auch ich habe meine Krisen. Und wünschte manchmal, die Tage wären etwas länger.» Doch zusammen mit ihrem Mann Matthias (er ist auch Elitesportchef von Swiss Orienteering) «geht es», sagt sie – vor allem auch, weil Malin gut mitmache: «Es muss aber alles genau geplant und organisiert sein. Vor allem mit den vielen Reisen. An der WM in Trondheim bin ich froh, dass meine Eltern dabei sind. Wir wohnen dort mit ihnen im gleichen Haus. Malin ist also in besten Händen, wenn ich im Wettkampf unterwegs bin.»
Dass sie als OL-Läuferin nicht annährend so reich werden kann wie etwa ein erfolgreicher Tennisspieler, Skirennfahrer oder Fussballer, ist für Simone Niggli kein Problem: «Im Moment verdiene ich immerhin so viel, dass ich davon leben kann. Und das ist im OL-Sport keine Selbstverständlichkeit.» Einige weitere Sponsoren wären ihr zwar willkommen, doch nur aus finanziellen Gründen stünde sie nicht kritiklos für jeden Sponsor hin, sagt sie: «Auch das muss für mich stimmen.» So engagiert sie sich beispielsweise als Botschafterin von Biovision gegen Hunger und Armut in Afrika, unterstützt die Sport-Entwicklungsorganisation Right to play oder wirbt für ökologisches Saat- und Pflanzengut.
Und sie versucht auch, möglichst umweltbewusst zu leben. «Konsequent können wir allerdings nicht sein», sagt sie, «wir haben ein Auto, das ich als Schweizer Sportlerin des Jahres gewann. Wir versuchen aber, möglichst den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Die zahlreichen Flugreisen sind im Moment für meinen Sport, der ja auch mein Beruf ist, noch unabdingbar. Wir kompensieren unsere Flüge aber immerhin mit CO2-Abgaben. Und unser neues Holzhaus, das in Münsingen gebaut wird, ist ein Minergie-Plus-Haus. Im Oktober werden wir einziehen können.»
«Ich glaube nicht, dass mein Körper es aushielte, wenn ich ihm zum Beispiel das für eine Marathonläuferin erforderliche Strassentraining zumuten würde.»
Sie versucht allerdings, den Erwartungsdruck etwas zu mindern: «Ich bin zwar wieder gut vorbereitet, habe mich mit drei Trainingsaufenthalten auf das gebirgige, mit Sümpfen durchzogene und deshalb sehr kräfteraubende norwegische Gelände vorbereitet. Doch es braucht auch Wettkampfglück. Die WM-Medaillen liegen auch für mich nicht einfach am Weg.»
«Wenn es gilt, bin ich voll da»
Simone Niggli ist längst eine halbe Skandinavierin. Sie läuft nicht nur für die OLV Hindelbank, sondern auch für den schwedischen Klub Ulricehamns OK. Und nach ihrem erneuten Triumph vergangene Woche am prestigeträchtigen schwedischen «O-Ringen» – einem 5-Tage-OL mit 16 000 Teilnehmern, wo sie, was im OL unüblich ist, die stattliche Siegesprämie von 10 000 Franken gewann – beantwortete sie die Fragen der nordischen Reporter fliessend auf Schwedisch. «Doch Norwegen», sagt sie, «ist wieder anders. Laufvermögen, Technik und Routine werden in Trondheim nicht ausreichen, um die Posten perfekt anzulaufen. Man muss im Postenraum auch das nötige Gespür haben. Davor habe ich auch vor dieser WM Respekt.»
Für ihre erstaunliche Konstanz und Sicherheit, die sie seit Jahren eindrücklich unter Beweis stellt – in einem Sport, in dem kleinste Unkonzentriertheiten und kartentechnische Unsicherheiten entscheidend sind – hat Simone Niggli eine einfache Erklärung: «Ich habe immer noch extrem Freude am OL. Ich bin ein Wettkampftyp – wenn es gilt, bin ich voll da. Zusammen mit der Sportpsychologin Andrea Binggeli versuche ich stets, mich mental zu verbessern. Und mit Krafttraining und Physiotherapie helfe ich meinem Körper, die grossen Belastungen auszuhalten.» Und sie glaubt auch, dass die Schwangerschaft und die Geburt ihres Töchterchens Malin vor knapp zwei Jahren sie noch stärker, noch robuster und noch leistungsfähiger gemacht haben.
Den Kompass richtig eingestellt
Simone Niggli, dreifache Schweizer Sportlerin des Jahres, hat längst alles gewonnen, was man als OL-Läuferin gewinnen kann. Nur eines bleibt ihr versagt: ein Olympiasieg – weil OL keine olympische Disziplin ist. «Es wäre natürlich super, wenn OL olympisch wäre», sagt sie, «aber er ist es leider nicht.» Dass sie selber – mit einem Wechsel zur Leichtathletik – im Anschluss an ihre stolze OL-Karriere noch «olympisch» werden könnte, ist eher unwahrscheinlich: «Ich bin nach wie vor begeisterte Orientierungsläuferin – die OL-WM in zwei Jahren in der Schweiz könnte für mich noch ein grosses Ziel sein. Und ich glaube nicht, dass mein Körper es aushielte, wenn ich ihm zum Beispiel das für eine Marathonläuferin erforderliche Strassentraining zumuten würde. Auch die Freude würde fehlen. Ich brauche die Natur, die Karte und den Kompass.»
Es scheint, Simone Niggli habe nicht nur im OL, sondern auch im gewöhnlichen Leben den Kompass stets richtig eingestellt, sie entspreche auf Schritt und Tritt dem Idealbild der erfolgreichen jungen Frau: der gescheiten, sympathischen, aufrichtigen und engagierten Sportlerin, Biologin und Mutter, der es spielend zu gelingen scheint, stets alles locker unter einen Hut zu bringen.
«Auch ich habe meine Krisen»
«Dieses Bild trifft nicht immer zu», lacht sie, «auch ich stosse an meine Grenzen, auch ich habe meine Krisen. Und wünschte manchmal, die Tage wären etwas länger.» Doch zusammen mit ihrem Mann Matthias (er ist auch Elitesportchef von Swiss Orienteering) «geht es», sagt sie – vor allem auch, weil Malin gut mitmache: «Es muss aber alles genau geplant und organisiert sein. Vor allem mit den vielen Reisen. An der WM in Trondheim bin ich froh, dass meine Eltern dabei sind. Wir wohnen dort mit ihnen im gleichen Haus. Malin ist also in besten Händen, wenn ich im Wettkampf unterwegs bin.»
Dass sie als OL-Läuferin nicht annährend so reich werden kann wie etwa ein erfolgreicher Tennisspieler, Skirennfahrer oder Fussballer, ist für Simone Niggli kein Problem: «Im Moment verdiene ich immerhin so viel, dass ich davon leben kann. Und das ist im OL-Sport keine Selbstverständlichkeit.» Einige weitere Sponsoren wären ihr zwar willkommen, doch nur aus finanziellen Gründen stünde sie nicht kritiklos für jeden Sponsor hin, sagt sie: «Auch das muss für mich stimmen.» So engagiert sie sich beispielsweise als Botschafterin von Biovision gegen Hunger und Armut in Afrika, unterstützt die Sport-Entwicklungsorganisation Right to play oder wirbt für ökologisches Saat- und Pflanzengut.
Und sie versucht auch, möglichst umweltbewusst zu leben. «Konsequent können wir allerdings nicht sein», sagt sie, «wir haben ein Auto, das ich als Schweizer Sportlerin des Jahres gewann. Wir versuchen aber, möglichst den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Die zahlreichen Flugreisen sind im Moment für meinen Sport, der ja auch mein Beruf ist, noch unabdingbar. Wir kompensieren unsere Flüge aber immerhin mit CO2-Abgaben. Und unser neues Holzhaus, das in Münsingen gebaut wird, ist ein Minergie-Plus-Haus. Im Oktober werden wir einziehen können.»
«Ich glaube nicht, dass mein Körper es aushielte, wenn ich ihm zum Beispiel das für eine Marathonläuferin erforderliche Strassentraining zumuten würde.»