Niemand will das Präsidium: Der Frauenverein Kiesen-Oppligen löst sich auf
Der Frauenverein Kiesen-Oppligen hat nach 65 Jahren seine Auflösung beschlossen. Niemand wollte das Präsidium übernehmen. BERN-OST hat nachgefragt, warum es soweit kam und wie es mit den beliebten Angeboten des Vereins weitergeht.
Nach einer emotionalen Diskussion stimmten die Mitglieder des Frauenvereins Kiesen-Oppligen an der letzten Mitgliederversammlung mit grosser Mehrheit für die Auflösung des Vereins. Die Suche nach einer Nachfolge für die beiden Co-Präsidentinnen Marianne Nyffenegger und Franziska Möri blieb erfolglos.
Gründe dafür seien schwierig zu finden, sagt Nyffenegger. "Das Präsidium oder das Kassieramt trauen sich die Frauen nicht zu, sie wollen nicht vor Leuten stehen oder haben keine Zeit." Die meisten würden arbeiten und hätten Kinder. Dabei bräuchte der Verein, in dessen Vorstand alle über fünfzig seien, gerade die jüngeren Frauen. Diese abzuholen, sei aber schwierig. "So ein Vereinsleben ist nicht mehr gefragt. Helfen würden viele, daran liegt es nicht. Die Vorstandsarbeit ist der Haken."
"Vielleicht muss auch mal etwas sterben"
Es sei auch die Idee diskutiert worden, einen neuen Dorfverein zu gründen, um auch Männer anzusprechen. Diese wären allerdings bereits jetzt willkommen gewesen. Überlegt worden sei weiter eine Namensänderung. "Frauenverein klingt staubig", sagt Nyffenegger. Doch vielleicht müsse man auch mal etwas sterben lassen, damit Neues entstehen könne. "Ich würde jetzt nicht gerade den Teufel an die Wand malen, dass das Dorfleben nicht mehr stattfindet." Schmerzen tut die Auflösung dennoch. Die Gemeinden seien auch an die Mitgliederversammlung vom Mittwoch vertreten gewesen. "Sie sind nicht gerade erfreut."
Beliebte Angebote sollen weiterlaufen
Der Vorstand sucht nun das Gespräch mit den beiden Gemeinden, der Kirchgemeinde, dem Fahrdienst und den Seniorengruppen beider Gemeinden, um die gut besuchten Anlässe des Vereins weiterzuführen. Eine neue Form sei gefragt. Vielleicht könnte die Gemeinde Freiwilligeneinsätze etwa für das Aufstellen des Zvieris am Begegnungsnachmittag der Kirchgemeinde koordinieren. Dafür und für die Seniorenreise werde es eine Lösung geben, sagt Nyffenegger. Sicher sei zudem bereits, dass die Gemeinden den Fahrdienst übernehmen würden. "Sie müssen einfach die Kosten untereinander aufteilen. Der Fahrdienst organisiert sich selbständig und ist günstiger als der Rotkreuzfahrdienst."
Andere Aktivitäten und Angebote des Vereins werden aber eingehen. So die Geburtstagsbesuche bei Senior:innen mit runden Geburtstagen ab 80 Jahren, die Festwirtschaften der 1.-August-Feier oder dem Lotto der Musikgesellschaft Oppligen. Für letzteres würden sicher andere in die Bresche springen. Manches sei auch nicht mehr so gefragt gewesen: Vorträge, Kurse, das Frauenzmorge. "Die jungen Frauen holen sich ihre Informationen heute anderswo", so Nyffenegger. Geharzt habe es bei diesen Angeboten auch schon vor Corona. Gut gelaufen sei hingegen ein Kasperlitheater am Samstagnachmittag.
Spezieller Abgang für die beiden Co-Präsidentinnen
Acht Jahre lang war Nyffenegger im Vorstand des Frauenvereins, Möri 15 Jahre. Mit der Abgabe Ihres Amtes habe sie ganz austreten wollen, sagt Nyffenegger. "Ich habe das Gefühl, ich habe meinen Beitrag geleistet." Sie sei auch im Gemeinderat gewesen und habe das Muki-Turnen geleitet. Nun stünde die eigenen Interessen und die Grosskinder wieder im Vordergrund. Der Abgang von ihr und Möri sei nun aber schon speziell: "Wir sind die, die gehen und der Verein wird aufgelöst." Aber sie hätten lange versucht zu kämpfen. "Irgendwann mag man gar nicht mehr."
Ganz fertig ist es jetzt noch nicht. Die Auflösung geschieht per 30. Juni. "Der Begegnungsnachmittag und die Seniorenreise finden nochmals statt", so Nyffenegger.
[i] 45 Stimmberechtigte nahmen an der Mitgliederversammlung teilgenommen. Mit 42 Ja-Stimmen gegen 2 Nein-Stimmen und einer Enthaltung wurde beschlossen, den Verein per 30. Juni 2023 aufzulösen.
