Niederhünigen - "Veränderungen geschehen im Wald nur langsam"
Seit 125 Jahren wird in den Schweizer Wäldern geforscht. In dieser Zeit wurden die Forschungsthemen immer umfangreicher. Im Toppwald, oberhalb Konolfingen, erklärten Forscher und Praktiker ihre Arbeit.
Jakob Hofstetter / Wochen-Zeitung
Im Toppwald, Gemeinde Niederhünigen, ist jeder Baum mit einem Durchmesser von mindestens acht Zentimetern mit einer Nummer versehen. Der Grund: der Toppwald gehört zu jenen Wäldern, die von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erforscht werden.
Vor 125 Jahren standen die Wälder unter grossem Druck, sie waren stark übernutzt, geschädigt und wurden in ihrer Ausbreitung gehindert. Um herauszufinden, wie dieser Entwicklung Einhalt geboten werden könnte, wurde die Centralanstalt für das forstliche Versuchswesen gegründet, die spätere WSL. Seither wird das Holzwachstum in mehreren, hierfür ausgeschiedenen Waldflächen akribisch genau gemessen und aufgezeichnet. Eine dieser Forschungswaldflächen ist im Toppwald. Jede zehnte Buche, Fichte oder Weisstanne in diesem Wald stand bereits dort, als 1905 in diesem Gebiet mit der Forschung begonnen wurde.
Aufschlussreiche Datenreihe
Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der WSL erklärten Forscher und Forstfachleute vor den Medien ihre jahrzehntelange Arbeit. Die Rahmenbedingungen für die Forschung hätten sich stark verändert, sagte Andreas Rigling, Direktionsmitglied bei der WSL. Anfänglich drehten sich die Themen primär um eine optimale Holznutzung und um die Schutzfunktion des Waldes. In den 1970er-Jahren wurde die Wirkung der zunehmenden Luftverschmutzung auf den Wald ein Thema. Später, nach den Winterstürmen Vivian und Lothar und den darauf folgenden Borkenkäferepidemien rückte die Forschung diese natürlichen Störungen ins Rampenlicht. Diese seien nach wie vor sehr aktuell, «denn es ist davon auszugehen, dass Stürme, Waldbrände und Hitzeperioden in Zukunft häufiger werden», so Andreas Rigling. Zusätzlich beschäftigen sich die Forschenden der WSL mit der Frage, welche Rolle die Biodiversität für den Erhalt von nachhaltig stabilen Wäldern spielt oder was der Klimawandel für die verschiedenen Leistungen unserer Wälder bedeutet.
Bereits würden sich weitere Themen von grosser Tragweite abzeichnen, sagte Rigling. Beispielsweise stelle die weltweit steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz ein Spannungsfeld dar zwischen den verschiedenen Waldfunktionen und Nutzungen: intensive Holzproduktion, Erholungs- und Freizeitraum für die Menschen, Schutzfunktion und Naturschutz. Zudem könne die Einschleppung invasiver Tier- und Pflanzenarten sich gravierend auswirken – das Wirkungsgefüge unserer Wälder könnte aus den Fugen geraten.
Im sich stetig wandelnden Umfeld spielten Versuchsparzellen, wie sie der Toppwald darstelle, eine zentrale Rolle, sagte Andreas Rigling. Sie seien wichtig für die langfristige Umweltbeobachtung, aber auch für kurz- und mittelfristige Experimente sowie für die Erstellung zukunftsgerichteter Waldwachstumsmodelle.
Plädoyer für den Plenterwald
Die Forschungsfläche im Toppwald ist ein so genannter Plenterwald, in dem mehrere Baumarten vorkommen; hier sind es vornehmlich Fichten, Weisstannen und Buchen. Der Plenterwald sei kein natürlicher, aber doch ein naturnaher Wald, erklärte Andreas Zingg, Leiter Waldwachstumsforschung an der WSL. Der Toppwald gehört dem Kanton Bern. Er war ein Plenterwald, lange bevor dort mit der Forschung begonnen wurde. Aus dem Wald wird laufend so viel Holz geerntet wie nachwächst, so dass der Holzvorrat immer etwa gleich gross bleibt. Gefällt werden meist grosse, dicke Bäume, damit Jungpflanzen genügend Licht erhalten. Im Idealfall stehen im Plenterwald also kleine, mittlere und grosse Bäume. Aus wirtschaftlichen Gründen, und um den Wald nicht übermässig zu stören, erfolgt im Toppwald aber nur alle acht Jahre ein Holzschlag. Der Plenterwald kann auch bezüglich Ökologie punkten. In diesen reich strukturierten Wäldern finden viele Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum.
Veränderungen geschehen langsam
Walter Marti, Leiter der Waldabteilung 4 Emmental, bezeichnet den Toppwald als ideal, um an ihm den Plenterwald zu visualisieren. Er sei ein gutes Referenzobjekt für die forstliche Bildung. «Es ist sehr gut dokumentiert, wie der Wald wächst, genutzt wird und in welchem Zustand er sich nach jedem Eingriff befindet.» Die Datenreihe könne auch Fehler in der Bewirtschaftung aufzeigen, und auch der sich langfristig auswirkende Einfluss des Wildes lasse sich nachweisen.
«Im Wald geschehen Veränderungen nur langsam», gab Walter Marti zu bedenken. Deshalb sei eine lang angelegte Forschung unentbehrlich. Wie einige seiner Vorredner gab auch er der Hoffnung Ausdruck, dass die WSL doch weitere 125 Jahre forschen möge und für die Gesellschaft wichtige Erkenntnisse liefern könne.
Vor 125 Jahren standen die Wälder unter grossem Druck, sie waren stark übernutzt, geschädigt und wurden in ihrer Ausbreitung gehindert. Um herauszufinden, wie dieser Entwicklung Einhalt geboten werden könnte, wurde die Centralanstalt für das forstliche Versuchswesen gegründet, die spätere WSL. Seither wird das Holzwachstum in mehreren, hierfür ausgeschiedenen Waldflächen akribisch genau gemessen und aufgezeichnet. Eine dieser Forschungswaldflächen ist im Toppwald. Jede zehnte Buche, Fichte oder Weisstanne in diesem Wald stand bereits dort, als 1905 in diesem Gebiet mit der Forschung begonnen wurde.
Aufschlussreiche Datenreihe
Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der WSL erklärten Forscher und Forstfachleute vor den Medien ihre jahrzehntelange Arbeit. Die Rahmenbedingungen für die Forschung hätten sich stark verändert, sagte Andreas Rigling, Direktionsmitglied bei der WSL. Anfänglich drehten sich die Themen primär um eine optimale Holznutzung und um die Schutzfunktion des Waldes. In den 1970er-Jahren wurde die Wirkung der zunehmenden Luftverschmutzung auf den Wald ein Thema. Später, nach den Winterstürmen Vivian und Lothar und den darauf folgenden Borkenkäferepidemien rückte die Forschung diese natürlichen Störungen ins Rampenlicht. Diese seien nach wie vor sehr aktuell, «denn es ist davon auszugehen, dass Stürme, Waldbrände und Hitzeperioden in Zukunft häufiger werden», so Andreas Rigling. Zusätzlich beschäftigen sich die Forschenden der WSL mit der Frage, welche Rolle die Biodiversität für den Erhalt von nachhaltig stabilen Wäldern spielt oder was der Klimawandel für die verschiedenen Leistungen unserer Wälder bedeutet.
Bereits würden sich weitere Themen von grosser Tragweite abzeichnen, sagte Rigling. Beispielsweise stelle die weltweit steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz ein Spannungsfeld dar zwischen den verschiedenen Waldfunktionen und Nutzungen: intensive Holzproduktion, Erholungs- und Freizeitraum für die Menschen, Schutzfunktion und Naturschutz. Zudem könne die Einschleppung invasiver Tier- und Pflanzenarten sich gravierend auswirken – das Wirkungsgefüge unserer Wälder könnte aus den Fugen geraten.
Im sich stetig wandelnden Umfeld spielten Versuchsparzellen, wie sie der Toppwald darstelle, eine zentrale Rolle, sagte Andreas Rigling. Sie seien wichtig für die langfristige Umweltbeobachtung, aber auch für kurz- und mittelfristige Experimente sowie für die Erstellung zukunftsgerichteter Waldwachstumsmodelle.
Plädoyer für den Plenterwald
Die Forschungsfläche im Toppwald ist ein so genannter Plenterwald, in dem mehrere Baumarten vorkommen; hier sind es vornehmlich Fichten, Weisstannen und Buchen. Der Plenterwald sei kein natürlicher, aber doch ein naturnaher Wald, erklärte Andreas Zingg, Leiter Waldwachstumsforschung an der WSL. Der Toppwald gehört dem Kanton Bern. Er war ein Plenterwald, lange bevor dort mit der Forschung begonnen wurde. Aus dem Wald wird laufend so viel Holz geerntet wie nachwächst, so dass der Holzvorrat immer etwa gleich gross bleibt. Gefällt werden meist grosse, dicke Bäume, damit Jungpflanzen genügend Licht erhalten. Im Idealfall stehen im Plenterwald also kleine, mittlere und grosse Bäume. Aus wirtschaftlichen Gründen, und um den Wald nicht übermässig zu stören, erfolgt im Toppwald aber nur alle acht Jahre ein Holzschlag. Der Plenterwald kann auch bezüglich Ökologie punkten. In diesen reich strukturierten Wäldern finden viele Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum.
Veränderungen geschehen langsam
Walter Marti, Leiter der Waldabteilung 4 Emmental, bezeichnet den Toppwald als ideal, um an ihm den Plenterwald zu visualisieren. Er sei ein gutes Referenzobjekt für die forstliche Bildung. «Es ist sehr gut dokumentiert, wie der Wald wächst, genutzt wird und in welchem Zustand er sich nach jedem Eingriff befindet.» Die Datenreihe könne auch Fehler in der Bewirtschaftung aufzeigen, und auch der sich langfristig auswirkende Einfluss des Wildes lasse sich nachweisen.
«Im Wald geschehen Veränderungen nur langsam», gab Walter Marti zu bedenken. Deshalb sei eine lang angelegte Forschung unentbehrlich. Wie einige seiner Vorredner gab auch er der Hoffnung Ausdruck, dass die WSL doch weitere 125 Jahre forschen möge und für die Gesellschaft wichtige Erkenntnisse liefern könne.