Niederhünigen - Gemeindepräsident Krähenbühl geht
Gérard Krähenbühl tritt vom Gemeindepräsidium zurück. Nach 16 Jahren im Gemeinderat will der 66-Jährige kürzertreten.
Eine steile Karriere: Ab 1988 war Gérard Krähenbühl 8 Jahre in der Rechnungsprüfungskommission, 1997 wurde er in den Gemeinderat gewählt, 1999 zum Vizepräsidenten und 2007 ins Präsidium. Letzteres mit einer Kampfwahl. Obschon Krähenbühl der einzige vom Gemeinderat aufgestellte Kandidat war, wurde an der Gemeindeversammlung eine weitere Person vorgeschlagen. Gérard Krähenbühl wurde in geheimer Wahl mit überwältigendem Mehr gewählt. «Es war eine kleine Sensation, dass ein Jurassier Gemeindepräsident wurde», sagt er und lacht.
Zweisprachig aufgewachsen
Der zweisprachige 66-Jährige ist im Berner Jura aufgewachsen. Dort machte er auch die Ausbildung als Telegrafist bei der PTT, «Diesen Beruf gibt es nicht mehr», sagt Krähenbühl. Er verlegte sich später aufs Programmieren und machte damit sein Hobby zum Beruf. Bis nach seiner Pensionierung ist die Informatik seine Leidenschaft geblieben. Auch nach seinem Rücktritt wird er sich um die Homepage von Niederhünigen kümmern und das Infoblatt «Hünigenpost» weiterhin produzieren.
Knacknuss Ortsplanung
Der abtretende Präsident beschreibt seine Gemeinde wie eine heile Welt, in der die Bevölkerung den Behörden Vertrauen schenkt. Auseinandersetzungen würden offen geführt, es gebe keine Intrigen oder Grabenkämpfe. Bahnbrechendes sei in seiner Amtszeit allerdings nicht passiert. Als einziges ungelöstes Problem lässt Gérard Krähenbühl die Revision der Ortsplanung zurück. «Wir arbeiten seit sechs Jahren daran. Aber da ist eine Beschwerde, die immer noch hängig ist», seufzt er und hofft, dass sein Nachfolger Walter Hostettler eine Lösung findet. Denn die Bevölkerungszahl von Niederhünigen beträgt nur noch 620 Personen, die Tendenz ist rückläufig. «Deshalb möchten wir auch gerne Bauland einzonen.» Nach der Revision der Ortsplanung würde die Bauzone allerdings nur gerade eine Hektare betragen.
Sprung ins kalte Wasser
Obschon Gérard Krähenbühl jahrelange Erfahrung aus dem Gemeinderat mitbrachte, bezeichnet er die Übernahme des Präsidiums als «Sprung ins kalte Wasser», in dessen Folge er einen Konflikt lösen musste. Keine vierzehn Tage nach seiner Wahl gab es nämlich Ärger mit Anwohnern, die sich dagegen wehrten, dass für den Bau eines Biotops Bäume gefällt werden sollten. «Es gab ziemlich intensive Diskussionen», erinnert sich Krähenbühl. Zu guter Letzt sei der Weiher versetzt worden. «Die Bäume stehen noch, und Frösche werden jetzt auch keine mehr überfahren.»
Vieldiskutierte Linde
Auf das Thema Bäume reagiert die Niederhüniger Bevölkerung äusserst sensibel: Unübersehbares Dorfwahrzeichen ist eine rund 500-jährige Linde im Zentrum, direkt an der Strasse. Den mächtigen Baum wollte man aus Sicherheitsgründen schön öfter fällen. Dies wurde von der die Bevölkerung vehement bekämpft. Die Linde steht immer noch. Gérard Krähenbühl sieht das heute positiv: «Der Baum hat jedenfalls eine verkehrsberuhigende Wirkung.»