Niederhünigen - Ein Trio will die alte Linde retten
Die alte Linde von Niederhünigen soll gefällt werden. Sie sterbe ab und bedeute eine Gefahr, meint der zuständige Baumpflegespezialist. Nun melden sich andere Experten zu Wort: Der «Rekordbaum» könne erhalten werden.
Hans Peter Roth, Berner Zeitung BZ
Der Entscheid fiel schon im Dezember 2017. Einstimmig. Die uralte Linde, die mitten in Niederhünigen auf der Kreuzung Dorfund Kalchofenstrasse das Dorfbild prägt, soll aus Sicherheitsgründen fallen. Dies beschloss die Gemeindeversammlung und genehmigte einen Kredit, der gleichzeitig die Neugestaltung der Kreuzung und die Entwässerung der Kalchofenstrasse beinhaltet. Damit steht der Fällung des markanten Baumes nichts mehr im Weg – eigentlich.
Nun formiert sich aber doch noch Widerstand. «Ich fiel aus allen Wolken, als ich aus der Berner Zeitung vom Todesurteil über die Linde erfuhr», sagt Fabian Dietrich. Der Baumpflegespezialist mit eidgenössischem Fachausweis aus Därligen ist spezialisiert auf den Erhalt von Naturdenkmälern. Gemeinsam mit dem Baumexperten und Buchautor Michel Brunner (Bauminventar Schweiz) hat er die Linde besichtigt. «Einen solchen Baum muss man unbedingt erhalten», sagt Dietrich: «Seine Fällung würde die Zerstörung eines Zeitzeugen, eines Naturdenkmals und uralten Lebewesens, ja die Vernichtung von Kulturgut bedeuten.»
«Knall auf Fall»
Jakob Durand hatte die Gemeindeversammlung im Dezember verpasst und fühlt sich überrumpelt. «Dieser uralte Lindenbaum wird sogar im ‹Hünigenlied› besungen», sagt der Niederhüniger Landwirt, der buchstäblich neben der Linde aufgewachsen ist und sie seit gut sechzig Jahren kennt. «Und plötzlich wird von einem Tag auf den anderen entschieden, dass sie Knall auf Fall wegmuss.» Die Winterstürme Anfang 2018 habe die Linde übrigens problemlos überstanden.
Anton Hofstetter, der den Baum seit 2003 regelmässig gepflegt hat, sieht es anders: «Ich kenne die Linde seit fünfzehn Jahren. In dieser Zeit hat sie zwei Drittel der Baumkrone verloren.» Oft lägen die Ursachen für einen solchen Niedergang Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte zurück. «Ein Blitzeinschlag, massive Kappungen mit der Motorsäge könnten Gründe sein, oder massive Wurzelschädigungen bei früheren Aushubarbeiten im Strassenbereich.» Der Baumpflegespezialist aus Muri bei Bern hat den Niederhüniger Gemeindepräsidenten Walter Hostettler in der Meinung bestärkt, die Strassenkreuzung unter dem Baum werde durch die Fällung sicherer. «Die Linde steht in einer stark frequentierten Strassenkreuzung und nicht im Freien, wo man ein grösseres Risiko eingehen könnte.»
Top Ten der Schweiz
Michel Brunner ist entsetzt. Er hat europaweit alte Linden aufgesucht und ein Inventar von Rekordbäumen der Schweiz erstellt. Er kennt die Linde von Niederhünigen seit seiner Kindheit. «Mit rund 8,80 Metern Umfang gehört sie zu den zehn Linden mit dem mächtigsten Stamm.» Alte Überlieferungen untermauern seine Altersschätzung des Baumes auf rund 550 Jahre. Weil die Linde «im unteren Kronenbereich mit starkem Triebwachstum auf den Kronenverlust im oberen Bereich» reagiere, sei ihre Vitalität gut. Der Baum habe noch eine Lebenserwartung von 100 bis 300 Jahren, sind sich Brunner und Dietrich einig. Dietrich erklärt, mit einem gezielten Entlastungsschnitt, der Entfernung von Totholz und nötigenfalls zusätzlichen Kronensicherungen sei die Linde wieder stand- und bruchsicher. Er würde mit seiner Firma für die Sicherheit des Baumes gradestehen. «Ein Baum wie die Linde von Niederhünigen muss unbedingt unter nationalem Schutz stehen», ergänzt Michel Brunner.
Laut Auskunft von Verena Bender, Abteilungsleiterin beim Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland, untersteht die Linde indessen lediglich kommunalem Schutz. Nach dem Gemeindeversammlungsbeschluss sind auch keine Einsprachen gegen das Baugesuch für das «Fällen einer geschützten Linde» eingegangen. Der Gesamtbauentscheid ist laut Verena Bender noch diesen Monat zu erwarten. So ist Niederhünigens uraltes Dorfwahrzeichen wohl nur noch durch ein Wunder zu retten.
Nun formiert sich aber doch noch Widerstand. «Ich fiel aus allen Wolken, als ich aus der Berner Zeitung vom Todesurteil über die Linde erfuhr», sagt Fabian Dietrich. Der Baumpflegespezialist mit eidgenössischem Fachausweis aus Därligen ist spezialisiert auf den Erhalt von Naturdenkmälern. Gemeinsam mit dem Baumexperten und Buchautor Michel Brunner (Bauminventar Schweiz) hat er die Linde besichtigt. «Einen solchen Baum muss man unbedingt erhalten», sagt Dietrich: «Seine Fällung würde die Zerstörung eines Zeitzeugen, eines Naturdenkmals und uralten Lebewesens, ja die Vernichtung von Kulturgut bedeuten.»
«Knall auf Fall»
Jakob Durand hatte die Gemeindeversammlung im Dezember verpasst und fühlt sich überrumpelt. «Dieser uralte Lindenbaum wird sogar im ‹Hünigenlied› besungen», sagt der Niederhüniger Landwirt, der buchstäblich neben der Linde aufgewachsen ist und sie seit gut sechzig Jahren kennt. «Und plötzlich wird von einem Tag auf den anderen entschieden, dass sie Knall auf Fall wegmuss.» Die Winterstürme Anfang 2018 habe die Linde übrigens problemlos überstanden.
Anton Hofstetter, der den Baum seit 2003 regelmässig gepflegt hat, sieht es anders: «Ich kenne die Linde seit fünfzehn Jahren. In dieser Zeit hat sie zwei Drittel der Baumkrone verloren.» Oft lägen die Ursachen für einen solchen Niedergang Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte zurück. «Ein Blitzeinschlag, massive Kappungen mit der Motorsäge könnten Gründe sein, oder massive Wurzelschädigungen bei früheren Aushubarbeiten im Strassenbereich.» Der Baumpflegespezialist aus Muri bei Bern hat den Niederhüniger Gemeindepräsidenten Walter Hostettler in der Meinung bestärkt, die Strassenkreuzung unter dem Baum werde durch die Fällung sicherer. «Die Linde steht in einer stark frequentierten Strassenkreuzung und nicht im Freien, wo man ein grösseres Risiko eingehen könnte.»
Top Ten der Schweiz
Michel Brunner ist entsetzt. Er hat europaweit alte Linden aufgesucht und ein Inventar von Rekordbäumen der Schweiz erstellt. Er kennt die Linde von Niederhünigen seit seiner Kindheit. «Mit rund 8,80 Metern Umfang gehört sie zu den zehn Linden mit dem mächtigsten Stamm.» Alte Überlieferungen untermauern seine Altersschätzung des Baumes auf rund 550 Jahre. Weil die Linde «im unteren Kronenbereich mit starkem Triebwachstum auf den Kronenverlust im oberen Bereich» reagiere, sei ihre Vitalität gut. Der Baum habe noch eine Lebenserwartung von 100 bis 300 Jahren, sind sich Brunner und Dietrich einig. Dietrich erklärt, mit einem gezielten Entlastungsschnitt, der Entfernung von Totholz und nötigenfalls zusätzlichen Kronensicherungen sei die Linde wieder stand- und bruchsicher. Er würde mit seiner Firma für die Sicherheit des Baumes gradestehen. «Ein Baum wie die Linde von Niederhünigen muss unbedingt unter nationalem Schutz stehen», ergänzt Michel Brunner.
Laut Auskunft von Verena Bender, Abteilungsleiterin beim Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland, untersteht die Linde indessen lediglich kommunalem Schutz. Nach dem Gemeindeversammlungsbeschluss sind auch keine Einsprachen gegen das Baugesuch für das «Fällen einer geschützten Linde» eingegangen. Der Gesamtbauentscheid ist laut Verena Bender noch diesen Monat zu erwarten. So ist Niederhünigens uraltes Dorfwahrzeichen wohl nur noch durch ein Wunder zu retten.