Münsingen/Huttwil - Ist grösser wirklich besser?
Heute Samstag wollen die Spar + Leihkasse Münsingen und die Bernerland Bank den Zusammenschluss besiegeln. Die Aktionäre müssen entscheiden, ob eine fusionierte Bank tatsächlich für die Zukunft besser gerüstet ist. Zweifel sind da.
Claude Chatelain, Berner Zeitung BZ
Die Aktionäre der Bernerland-Bank mit Hauptsitz Sumiswald treffen sich heute Vormittag in Huttwil; die Aktionäre der Spar + Leihkasse Münsingen am Nachmittag in der Tennishalle in Münsingen. Sie müssen der angekündigten Fusion zur Bernerland-Bank mit Hauptsitz Münsingen zustimmen. In der Fusionsbroschüre steht, dass der Bankensektor in der Schweiz seit der grossen Finanzmarktkrise grossen Veränderungen unterworfen ist. «Rahmenbedingungen und Spielregeln haben sich erheblich verschärft: Margen und Erträge sinken, Kosten steigen, und die regulatorischen Anforderungen werden höher ebenso wie die Eigenmittelanforderungen.»
Big is (not) beautiful
Ob eine grössere Bank solchen Herausforderungen besser begegnen kann als eine kleinere mit einer schlanken Struktur, steht auf einem anderen Blatt. Die Clientis-Bank Oberaargau mit Sitz in Huttwil, die geografisch und kulturell besser zur Sumiswalder Bernerland-Bank passen würde als die Spar + Leihkasse im Aaretal, bekennt sich ausdrücklich zu ihrem angestammten Marktgebiet. «Den administrativen Mehraufwand als Folge strengerer aufsichtsrechtlicher und regulatorischer Auflagen können wir zu einem grossen Teil auslagern», sagt Heinz Trösch, Direktor der Clientis-Bank Oberaargau. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Finanzmarktaufsicht (Finma) künftig die 15 Clientis-Banken als Gruppe überwachen wird, sodass jede einzelne Bank von administrativen Aufgaben entlastet werden kann. Auch die Bernerland-Bank Sumiswald gehört noch zur Clientis-Gruppe. Sie wird nach der Fusion mit Münsingen aus dem Verbund austreten.
Kosten-/Ertrags-Verhältnis
Dass grosse Banken nicht zwingend auch rentabler wirtschaften, zeigt der Blick auf das Kosten-/Ertrags-Verhältnis in der Erfolgsrechnung. Gemäss einem Vergleich in dieser Zeitung (Ausgabe vom 10. April 2012) sind die kleineren Institute tendenziell besser aufgestellt als die grossen. Das ungünstigste Kosten-/Ertrags-Verhältnis von 66,5 Prozent weist in diesem Vergleich ausgerechnet die Sumiswalder Bernerland-Bank auf, welche nun mit der schlankeren und rentableren Spar + Leihkasse fusioniert. Die Münsinger wiesen im vergangenen Jahr ein Cost-Income-Ratio von 53,3 Prozent aus.
Affoltern könnte profitieren
Ein äusserst vorteilhaftes Kosten-/Ertrags-Verhältnis von 43,6 Prozent weist dagegen die Ersparniskasse Affoltern auf – mit einer Bilanzsumme von 219 Millionen Franken eine der kleinsten Banken in der Schweiz. Die Ersparniskasse, die von Filialen der Bernerland-Bank umzingelt ist, könnte von der bevorstehenden Bankenfusion profitieren. Bankleiter Christoph Müller bestätigt, vereinzelt Anfragen von Bernerland-Bank-Kunden erhalten zu haben. Offensichtlich will nicht jeder Emmentaler sein Geld einer Bank anvertrauen, die ihren Sitz nicht mehr in der Region hat. Die Identität mit seiner Bank geht verloren.
«Strategisch sinnvoll»
Für Fritz Ruprecht von Helveticstar in Ittigen ist der Schulterschluss strategisch sinnvoll. Ruprecht ist einer der besten Kenner nichtkotierter Aktien. Er sagt dies vor dem Hintergrund, falls die fusionierte Bank weiter wachsen und andere Regionalbanken übernehmen möchte. Die Marktgebiete der Spar + Leihkassen Gürbetal oder Riggisberg grenzen ans Marktgebiet der fusionierten Bank. Freilich äussert auch Ruprecht Zweifel daran, ob die beiden Banken aus dem Aaretal und dem Emmental kulturell zusammenpassen. Andere Experten, die sich öffentlich nicht äussern dürfen, sehen vor allem für die Spar +Leihkasse Münsingen keinen Vorteil, falls diese mit Sumiswald fusionieren will. Sie ist punkto Rentabilität und Eigenmittelausstattung besser aufgestellt als die grössere Bernerland-Bank aus dem Emmental. Letztere hat aufgrund ihres weit verzweigten Filialnetzes und des dünn besiedelten Gebietes eine hohe Kostenstruktur. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass es vor allem die Bernerland-Bank war, die den Schulterschluss mit der ertragsstarken Bank in Münsingen suchte, zumal deren Chef, Peter Ritter, auch in der neuen Bank die Nummer eins bleiben wird.
Big is (not) beautiful
Ob eine grössere Bank solchen Herausforderungen besser begegnen kann als eine kleinere mit einer schlanken Struktur, steht auf einem anderen Blatt. Die Clientis-Bank Oberaargau mit Sitz in Huttwil, die geografisch und kulturell besser zur Sumiswalder Bernerland-Bank passen würde als die Spar + Leihkasse im Aaretal, bekennt sich ausdrücklich zu ihrem angestammten Marktgebiet. «Den administrativen Mehraufwand als Folge strengerer aufsichtsrechtlicher und regulatorischer Auflagen können wir zu einem grossen Teil auslagern», sagt Heinz Trösch, Direktor der Clientis-Bank Oberaargau. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Finanzmarktaufsicht (Finma) künftig die 15 Clientis-Banken als Gruppe überwachen wird, sodass jede einzelne Bank von administrativen Aufgaben entlastet werden kann. Auch die Bernerland-Bank Sumiswald gehört noch zur Clientis-Gruppe. Sie wird nach der Fusion mit Münsingen aus dem Verbund austreten.
Kosten-/Ertrags-Verhältnis
Dass grosse Banken nicht zwingend auch rentabler wirtschaften, zeigt der Blick auf das Kosten-/Ertrags-Verhältnis in der Erfolgsrechnung. Gemäss einem Vergleich in dieser Zeitung (Ausgabe vom 10. April 2012) sind die kleineren Institute tendenziell besser aufgestellt als die grossen. Das ungünstigste Kosten-/Ertrags-Verhältnis von 66,5 Prozent weist in diesem Vergleich ausgerechnet die Sumiswalder Bernerland-Bank auf, welche nun mit der schlankeren und rentableren Spar + Leihkasse fusioniert. Die Münsinger wiesen im vergangenen Jahr ein Cost-Income-Ratio von 53,3 Prozent aus.
Affoltern könnte profitieren
Ein äusserst vorteilhaftes Kosten-/Ertrags-Verhältnis von 43,6 Prozent weist dagegen die Ersparniskasse Affoltern auf – mit einer Bilanzsumme von 219 Millionen Franken eine der kleinsten Banken in der Schweiz. Die Ersparniskasse, die von Filialen der Bernerland-Bank umzingelt ist, könnte von der bevorstehenden Bankenfusion profitieren. Bankleiter Christoph Müller bestätigt, vereinzelt Anfragen von Bernerland-Bank-Kunden erhalten zu haben. Offensichtlich will nicht jeder Emmentaler sein Geld einer Bank anvertrauen, die ihren Sitz nicht mehr in der Region hat. Die Identität mit seiner Bank geht verloren.
«Strategisch sinnvoll»
Für Fritz Ruprecht von Helveticstar in Ittigen ist der Schulterschluss strategisch sinnvoll. Ruprecht ist einer der besten Kenner nichtkotierter Aktien. Er sagt dies vor dem Hintergrund, falls die fusionierte Bank weiter wachsen und andere Regionalbanken übernehmen möchte. Die Marktgebiete der Spar + Leihkassen Gürbetal oder Riggisberg grenzen ans Marktgebiet der fusionierten Bank. Freilich äussert auch Ruprecht Zweifel daran, ob die beiden Banken aus dem Aaretal und dem Emmental kulturell zusammenpassen. Andere Experten, die sich öffentlich nicht äussern dürfen, sehen vor allem für die Spar +Leihkasse Münsingen keinen Vorteil, falls diese mit Sumiswald fusionieren will. Sie ist punkto Rentabilität und Eigenmittelausstattung besser aufgestellt als die grössere Bernerland-Bank aus dem Emmental. Letztere hat aufgrund ihres weit verzweigten Filialnetzes und des dünn besiedelten Gebietes eine hohe Kostenstruktur. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass es vor allem die Bernerland-Bank war, die den Schulterschluss mit der ertragsstarken Bank in Münsingen suchte, zumal deren Chef, Peter Ritter, auch in der neuen Bank die Nummer eins bleiben wird.