Münsingen gegen YB: "Wenn es lange 0:0 steht . . ."
In Münsingen ist alles bereit für die wichtigste Partie in der Vereinshistorie. 200 Mitglieder halfen im Vorfeld mit, damit das Cupspiel vom Mittwoch (19.30 Uhr) gegen YB zum unvergesslichen Erlebnis wird.
Der Sportplatz Sandreutenen, Heimstätte des Erstligisten FC Münsingen, gleicht im Moment einem Kleinstadion. Eine ortsansässige Firma hat mithilfe der Eishockeyspieler des benachbarten SC Freimettigen binnen Kürze drei provisorische Stahltribünen errichtet, die rund 2000 Zuschauern eine Sitzgelegenheit bieten werden. Darüber hinaus stehen insgesamt rund 4000 Stehplätze zur Verfügung. Alles ist also bereit für den Kracher von morgen Abend (19.30 Uhr) gegen die Young Boys.
Münsingen-Präsident Andreas Zwahlen spricht im Zusammenhang mit der Achtelfinalpartie im helvetischen Cup gar von einem "Jahrhundertspiel" für seinen Klub. «Seit Jahren wünschten sich alle im Verein diese wunderbare Affiche, im Cup einmal gegen YB spielen zu dürfen», sagt Zwahlen. Und so legten sich die Verantwortlichen der Aaretaler in den letzten Wochen mächtig ins Zeug, "denn wir wollen den Fans das bestmögliche Umfeld bieten, damit sie diesen speziellen Match geniessen können", erklärt Zwahlen.
Auch die Spieler halfen mit
Ein 12-köpfiges Organisationskomitee weibelte an allen möglichen Fronten, organisierte und arrangierte jedes noch so kleine Detail. "Es brauchte zum Beispiel einen Ticketchef oder jemand, der sich um die Parkplätze und die Shuttlebusse kümmert, jemand, der sich der Verpflegung annimmt. Und so weiter." Die Organisation habe Professionalismus erfordert, "was uns logistisch teilweise an die Grenzen gebracht hat", erläutert Zwahlen, der seit 2016 die Geschicke des Amateurklubs leitet.
An die 200 Vereinsmitglieder halfen im Vorfeld mit, selbst die Akteure der ersten Equipe legten am letzten Donnerstag vor dem Training Hand an, deckten den Kunstrasen hinter dem Hauptplatz fein säuberlich ab, damit die Tribünen aufgebaut werden konnten.
"Werden nicht unterschätzt"
Auch Sandro Christen half dabei mit. Der Flügelstürmer mit Vergangenheit im YB-Nachwuchs freut sich "auf das Spiel des Lebens", ist indes nicht gewillt, den Profis von YB nur als Sparringpartner zu dienen. "Als Fussballer will man immer ein gutes Resultat erreichen", sagt Christen, dämpft seinen Optimismus aber sogleich selber: "Ich bin mir sicher, dass uns YB nicht unterschätzen wird, dafür trat es in der letzten Zeit viel zu professionell auf", konstatiert der 28-Jährige.
Doch Sport ist unberechenbar, und Münsingen spielt einen Fussball, der je nach Spielverlauf auch der derzeit besten Mannschaft in der Schweiz Kopfzerbrechen bereiten könnte. YB-Coach Adi Hütter machte sich am letzten Samstag im Spiel gegen Solothurn sein eigenes Bild von den Stärken der Aaretaler. Was er sah, war typisch für den FCM. "Wir kommen übers Kollektiv, bei uns gibt es keine Stars", sagt Christen.
Die Spielphilosophie des FCM basiert auf einer extrem soliden Defensive, oft operiert das Team mit weiten Zuspielen, lauert dann auf die zweiten Bälle. "Unser System ist vielleicht nicht das attraktivste, aber wir sind ein unangenehmer Gegner." Und so hofft Christen auf einen Exploit: "Wenn es lange 0:0 steht, dann können wir vielleicht nach einem Standard selber zuschlagen."
Ähnlich sieht es Aussenverteidiger Patrick Funaro, der im Jahr 2005 zweimal für YB in der Super League auflief und etwa mit den jetzigen YB-Nachwuchscoachs Joël Magnin oder André Niederhäuser zusammen spielte. "Es ist ein Traum, gegen YB antreten zu dürfen", sagt Funaro. "Klar ist YB haushoher Favorit, aber wir glauben an unsere Chance", erklärt Funaro. Schliesslich will auch der FCM sein Scherflein dazu beitragen, dass im Aaretal noch lange vom Jahrhundertspiel gesprochen wird.
[i] Siehe auch News-Artikel "FC Münsingen im Cup: "Es ist genial und übertrifft alles" " vom 24.10.2017...