Münsingen - "Wir fordern eine Radarkontrolle"

Oft wird in Tempo-30-Zonen zu schnell gefahren. So auch in Münsingen. Anwohnerinnen und Anwohner stören sich daran, weil dadurch Kinder in Gefahr sind. Sie haben bei der Gemeinde Massnahmen verlangt, doch die Gemeinde reagiert kaum. Wo liegt das Problem?

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

"Wir fordern lediglich, dass die Polizei hier im Quartier Geschwindigkeitskontrollen durchführt", sagt Alvar Balzer. Er wohnt seit Jahren am Sonnhaldeweg in Münsingen. Seit er dort wohnt, gilt im Quartier Tempo 30. Laut Balzer hält sich fast niemand an das Tempo-Limit, verschiedene Messungen hätten dies ergeben.

 

In der Rush-Hour wirds eng

Das Problem bestehe morgens ab sechs Uhr und nachmittags ab vier Uhr, wenn die Leute von oder zur Arbeit unterwegs sind. Am Sonnhaldeweg hat es kein Trottoir und die Strasse ist schmal. Für Kinder auf dem Schulweg hat es weder auf der linken noch auf der rechten Seite eine Stelle, wo sie geschützt sind.

 

Kaum Spielraum

Balzer sagt: "Wenn ich in einer Tempo-30-Zone unterwegs bin und ein Kind am Strassenrand sehe, gehe ich vom Gas. Aber das passiert hier nicht, viele brettern durch, ohne abzubremsen." Dass die Strasse enger gemacht wird, etwa mit Blumentöpfen oder Parkplätzen geht nicht, da der Sonnhaldeweg auf der Buslinie 162 liegt.

 

Enttäuscht von der Gemeinde

Alvar Balzer und verschiedene Nachbarinnen und Nachbarn haben bereits mehrmals bei der Gemeinde per E-Mail angefragt, was gegen die Raser unternommen werden könne. Die Gemeinde habe Tempo-Messungen vorgenommen oder den Verkehr via Geschwindigkeit und Smiley auf das Tempo aufmerksam gemacht. Genützt habe dies nichts. "Vom Vorgehen der Gemeinde bin ich enttäuscht und teils schockiert über die Antworten. Muss erst etwas Grobes passieren, damit sie reagieren?" 

 

Sechs Unfälle in zehn Jahren

Wie eine Recherche von BERN-OST ergab, passierten in den letzten zehn Jahren auf dem Sonnhaldeweg sechs Verkehrsunfälle. Alle sechs Unfälle waren mit Fussgängerbeteiligung, fünf mit leichtverletzten und einer mit einer schwerverletzten Person. Balzer wäre schon zufrieden, wenn die Gemeinde die Kantonspolizei beauftragen würde, vermehrt Radarkontrollen durchzuführen. Bisher sei das nicht passiert.

 

"Ich war neulich im Coop und hatte fünf Minuten später eine Parkbusse unter dem Scheibenwischer. Das ist kein Problem, ich akzeptiere das", sagt er. "Aber, ich gefährde dort niemanden, hier sind Kinder dem Verkehr ausgesetzt, die Autos fahren im Schnitt mit 38 Stundenkilometern durchs Quartier und es passiert nichts. Das verstehe ich nicht."

 

Gemeinde reagiert

Die Gemeinde Münsingen tat sich bisher schwer mit einer Radarkontrolle am Sonnhaldeweg. Dies, obwohl Alvar Balzer und Nachbarinnen seit Jahren auf die Missstände aufmerksam machen. Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne) sagt: "Es gab bis jetzt keine Anhaltspunkte, dass man dort kontrollieren muss. Der Hauptverkehr verläuft über den Bärenstutz." Die Bauverwaltung habe bei der letzten sicherheitspolitischen Sitzung, welche monatlich mit der Polizei stattfindet, das Thema angesprochen. "Es ist erstaunlich, dass bei der Kreuzung zu schnell gefahren wird, wir haben jetzt eine Radarkontrolle beantragt."

 

Radar kommt

Moser bestätigt, dass der Sonnhaldeweg und der Bärenstutz morgens und abends als Schleichweg benutzt werden. "Wir haben an der Kreuzung noch nie gemessen, wir haben jetzt bei der Kantonspolizei ein Gesuch dafür gestellt. Die Kantonspolizei hat ihre eigene Prioritätenliste."

 

Grundsätzlich führt die Polizei nur dann Radarkontrollen durch, wenn mindestens 15 Prozent der Autos zu schnell fahren. Ein Nachbar von Balzer hatte mit einer selbst beschafften Radarpistole eigene Messungen durchgeführt. Gemäss seiner Messung fuhren 15 Prozent schneller als 38 km/h.

 

Gesucht: Gesunder Menschenverstand

Gemeindepräsident Beat Moser sagt abschliessend: "Eigentlich müsste man den gesunden Menschenverstand walten lassen und die 30er Limite einhalten. Wir versuchen mit den Radarkontrollen den goldenen Mittelweg zu gehen. Viele Reklamationen gab es bisher nicht wegendessen."


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Erstellt: 23.02.2023
Geändert: 23.02.2023
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