Münsingen - Wie bei den Pfahlbauern

In einem Monat stimmen die Einwohner über ein neues Verwaltungsgebäude ab. Gestern konnten sie einen Blick in die bestehenden Räume werfen – fast alle verzichteten aber.

Johannes Reichen / Berner Zeitung BZ
Die Sehnsucht nach einem neuen, zentralen Verwaltungsgebäude in Münsingen scheint gross zu sein. Gestern lud der Gemeinderat zu einem Tag der offenen Tür in die bestehenden Gebäude ein. Dass dafür gleich fünf Türen geöffnet werden mussten, ist Ausdruck der aktuellen, verzettelten Lage der Verwaltung.

«Wir wollen der Bevölkerung zeigen, wie sich die Situation in unseren Räumlichkeiten präsentiert», sagte Gemeindepräsident Erich Feller (Freie Wähler) in der Präsidialdirektion an der Neuen Bahnhofstrasse 4. In rund einem Monat findet die Abstimmung statt (siehe Kasten). «Hier ist die Situation aber noch am komfortabelsten», so der Gemeindepräsident. Die Platzverhältnisse seien einigermassen gut, als einziges Gebäude der Gemeinde sei es mit dem Rollstuhl zu erreichen.

«Suboptimal» sei es allerdings auch hier, befand Gemeindeschreiber Peter Bühler. Ohne Schlüssel erreicht er von der Schalterhalle aus sein eigenes Büro nie. Schlimmer sei es aber an der Neuen Bahnhofstrasse 6, wo die Sozialabteilung untergebracht ist. «Dort haben wir aus einer Küche ein Büro gemacht.» Kaum besser ist auch die Thunstrasse 1. In dem früheren Bankgebäude befinden sich heute die Finanz- und die Bauabteilung.

Durch einen Schacht fällt Licht in einen kleinen Raum im Untergeschoss. Hier kümmern sich Jürg Brändli und sein Kollege im regionalen Informatikzentrum um 14 Gemeinden und 300 Angestellte. Nebenan surren die Server – und zwei Klimaanlagen auf Hochtouren. «Allein diese Kühlung kostet im Monat 1000 Franken», sagte Brändli. Das Telefon ist ein weiteres Abstimmungsargument. «Hat nicht mal Anrufererkennung. Technologisch gesehen sind wir Pfahlbauer.» Die Zukunft klingt verlockender – auch in der Sprache der Architekten, die den Neubau entworfen haben, den sich der Gemeinderat herbeisehnt: «Die Spiegelung auf der Glasfassade lässt zusammen mit den farbigen Lüftungsflügeln den Neubau mit dem Park in einen Dialog treten.» Gestern blieb der Dialog aus. Nur wenige Bürger folgten der Einladung.

Neubau
Am 11. März befinden die Münsinger Stimmbürger in einer Variantenabstimmung über ein neues Verwaltungsgebäude. Entweder tritt die Gemeinde selbst als Bauherrin und Investorin auf und erstellt auf dem Schlossareal für 17,4 Millionen Franken ein neues Verwaltungsgebäude. Oder sie ist lediglich Mieterin und bezahlt einem Drittinvestor einen Zins von jährlich rund 900 000 Franken. Das Parlament sprach sich am 5. Dezember mit 24 Ja zu 5 Nein für diese Variantenabstimmung aus. Werden an der Urne beide Varianten abgelehnt, so müssten die bestehenden Gebäude saniert werden. Laut dem Gemeinderat kostet dies 6 bis 8 Millionen Franken.

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Erstellt: 07.02.2012
Geändert: 07.02.2012
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