Münsingen - Werben um Wähler ist in vollem Gang

Angemessene Steuern, die baldige Sanierung der Ortsdurchfahrt oder neue Tagesschulen. Mit diesen und vielen weiteren Versprechen buhlen Münsingens Parteien um die Gunst der Bevölkerung – am 1. November finden Gemeindewahlen statt.

Lisa Stalder, Der Bund
Es war eine grosse Überraschung: Vor vier Jahren ging die FDP als grosse Siegerin aus den Münsinger Gemeindewahlen hervor. Während die Freisinnigen im Parlament drei Sitze dazugewinnen konnten und in die Exekutive zurückkehrten, mussten die Freien Wähler Federn lassen.

Auch die SP schnitt 2005 weniger gut ab als erwartet; zwar waren der Ratslinken noch immer zehn Parlamentssitze vorbehalten, doch die Sozialdemokraten wurden punkto Wählerstimmen von den Grünen überholt. Doch nun werden die Karten neu gemischt – am 1. November wird in Münsingen gewählt. Und es könnte spannend werden, wirbt doch erstmals auch die BDP um die Gunst der Wähler. Der «Bund» hat die Parteien nach deren Wahl- und Legislaturzielen gefragt.

Erich Feller bleibt Präsident

Für die Freien Wähler stehen ausschliesslich «Themen, die das Zusammenleben in Münsingen» betreffen, auf der Traktandenliste. So setzen sie sich unter anderem für ein «attraktives und zukunftsgerichtetes» Münsingen ein. Deshalb seien den Freien Wählern Begegnungsorte wie der geplante neue Bahnhofplatz, der Schlossgutplatz oder das neue Dorfzentrum sehr wichtig. Auch ist es der Partei ein Anliegen, dass es in Münsingen weiterhin vielfältige Einkaufsmöglichkeiten gibt. Weiter engagieren sich die Freien Wähler für «vielfältige Wohnformen» und «günstigen Wohnraum».

Auch für den Wahltag haben die Freien Wähler ein klares Ziel: Laut Parteipräsidentin Marianne Mägert hoffen die Freien Wähler, ihre sechs Sitze im Parlament sowie den Sitz im Gemeinderat verteidigen zu können. Ein grosses Ziel haben sie aber bereits erreicht: Sie stellen mit Erich Feller für (mindestens) vier weitere Jahre den Gemeindepräsidenten. Feller steht der Gemeinde seit 2002 vor. Er sei «bereit und sehr motiviert», das Amt weitere vier Jahre auszuüben, sagte Feller im Juni gegenüber dem «Bund». Es gebe verschiedene Projekte, die er gerne weiter- oder gar zu Ende führen möchte.

Auch die Freisinnigen haben sich für die Wahlen viel vorgenommen: Sie möchten ihren Wähleranteil weiter verbessern und im Parlament die stärkste Fraktion bleiben, wie Wahlkampfleiter Andreas Kägi erklärt. Für die FDP stehen in den kommenden vier Jahren vor allem die Finanzpolitik und die Entwicklung der Gemeinde im Vordergrund: Sie wolle sich unter anderem für «ausgeglichene Gemeinderechnungen mit einer vernünftigen Ausgabenpolitik» einsetzen. Zudem sei es den Freisinnigen ein grosses Anliegen, dass die neue Ortsplanung von Münsingen eingeführt werde, schreibt Kägi weiter.

Im Vorfeld hatte die Listenaufstellung der FDP für Wirbel gesorgt. Neben dem amtierenden Gemeinderat Hansruedi Schönenberg ist auch Peter Bolliger zweimal auf der Liste für den Gemeinderat aufgeführt. Der Gemeinderat Antoni Bauen (grüne) kritisierte in einem Leserbrief, dass die Freisinnigen «mit diesem Spiel» riskieren, dass anstelle des Bisherigen Schönenberg der bekanntere Bolliger in die Exekutive gewählt werde. Diesen Vorwurf will Bolliger nicht auf sich sitzen lassen: In einem Brief, den er gestern den Medien zukommen liess, schreibt er von einer «unqualifizierten Unterstellung». Er und seine Partei hätten keineswegs vor, den Parteikollegen «abzuschiessen». Schönenberg sei als Bisheriger «ganz klar unser Spitzenkandidat».

Ortsdurchfahrt und Bahnhofplatz

Hohe Ziele haben sie die Grünen gesteckt: Sie peilen einen sechsten Parlamentssitz an. Politisch wolle sich die Partei vor allem dafür einsetzen, dass die natürliche Landschaft bewahrt wird. Weiter wünscht sich die Partei, dass die Ortsdurchfahrt bald saniert und der Bahnhofplatz umgestaltet wird. Die Grünen unterstützen die Finanzpolitik des Gemeinderats; es sollen weder «unnötige Reserven noch übermässige Schulden» angehäuft werden.

Auch die SP macht eine klare Ansage: Sie engagiere sich dafür, dass «Münsingen ein Ort für alle» sei, schreibt Parteipräsidentin Elisabeth Striffeler. Deshalb wollen sich die Sozialdemokraten insbesondere für zusätzliche Kinderbetreuungsplätze, eine Tagesschule im Unterdorf und energieeffizientes Bauen einsetzen. Die öffentliche Hand müsse Anreize schaffen, damit alte Bauten saniert werden, und dafür sorgen, dass erneuerbare Energien gefördert würden. Ein weiteres Problem, das sie SP angehen will, ist der Vandalismus.

Dieses Thema steht auch bei der SVP auf der Traktandenliste. Zudem will sich die Partei für die «Sicherheit der Bevölkerung im Alltag» einsetzen. Ein weiteres Anliegen seien «gesunde Finanzen», wie dem Wahlprospekt zu entnehmen ist. Die Steuern sollen zudem «angemessen tief» bleiben. Parteipräsidentin Monika Heinis betont, dass die SVP «eigenständig und sachbezogen» politisiere und auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehe.

Auch die Liste der Themen, die die EVP angehen will, ist lang, wie ein Werbespot auf der Partei-Webseite zeigt. So setzt sich die Partei unter anderem für die Schaffung einer zweiten Tagesschule in der Schlossmatt und den Bau eines neuen Kindergartens ein. Im Werbespot nennt Parteipräsidentin Thérèse Rupp einen weiteren Grund, die EVP zu wählen: «Münsingen wählt EVP, weil dies ganz einfach die beste Partei ist.» Die EDU setzt sich für die Förderung der Selbstständigkeit im Alter und für eine «behindertengerechte Gemeinde Münsingen» ein.

BDP hat sich hohe Ziele gesteckt

Erstmals mischt die BDP bei den Gemeindewahlen mit. Laut Präsident Walter Stamm will die BDP einen Sitz im Gemeinderat und drei Sitze im Parlament erobern. Die Chancen, dies zu erreichen, stehen gut, da vier der bisherige Gemeinderäten nicht mehr zu den Wahlen antreten. Stamm ist guter Dinge: «Hätten wir keine Chance, würden wir nicht antreten.»

Die Ausgangslage

Am 1. November finden in Münsingen die Wahlen in den 7-köpfigen Gemeinderat sowie in das 30-köpfige Parlament statt. Für den Gemeinderat haben die Freien Wähler, die FDP, die Grünen, die SP, SVP, EVP und BDP 23 Kandidatinnen und Kandidaten aufgestellt. Von den amtierenden Gemeinderatsmitgliedern treten Antonio Bauen (grüne), Gian Giovanettina (FW), Hans Rothen (SVP) und Josefa Barmettler (SP) nicht mehr zu den Wahlen an. Neben den erwähnten Parteien tritt auch die EDU zu den Parlamentswahlen an. Um einen Sitz in der Legislative bewerben sich 104 Personen. 24 der 30 Bisherigen stellen sich für eine weitere Legislatur zur Verfügung. Der Gemeindepräsident Erich Feller (FW) steht bereits fest. Die Resultate vor 4 Jahren: FW Gemeinderat 2/Parlament 6; FDP 1/6; Grüne 1/5; SP 1/5; SVP 1/4; EVP 1/3; EDU 0/1.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 20.10.2009
Geändert: 20.10.2009
Klicks heute:
Klicks total: