Münsingen - Vorfreude und Angst im Wohnhaus Belpberg

Mit der Totalsanierung für 4,1 Millionen Franken wird das Wohnhaus Belpberg rollstuhlgängig und den körperlich behinderten Bewohnern gerechter.

Elias Rüegsegger, Berner Zeitung
Nach wenigen Sekunden klafft ein Meter grosses Loch in der Wand des alten Rieghauses. Der Verputz des ehemaligen Restaurants Anker in Münsingen hält am Donnerstagabend den Hammerschlägen nicht lange stand. Das ist ein etwas anderer Spatenstich zu den Um- und Neubauarbeiten des Wohnhauses Belpberg. «Die Bauarbeiten sind seit Juni zwar schon voll im Gang», erklärt Mario Saladin, Betriebsleiter im Wohnhaus Belpberg in Münsingen. Man habe aber die Feier nicht in den Sommerferien steigen lassen wollen.

Der alte Anker, der unter Denkmalschutz steht, wird total saniert. Zwischen dem Wohngebäude und dem ehemaligen Restaurant ist bereits ein grosses Loch ausgehoben. Dort soll eine einstöckige gläserne Verbindung der beiden Häuser entstehen.

Im Wohnhaus Belpberg wohnen 21 Menschen mit körperlichen Behinderungen, die meisten von ihnen sind auf den Rollstuhl angewiesen. «Dies ist eine Institution, die den Betroffenen ein Zuhause und einen Arbeitsplatz bietet», beschreibt Annette Gfeller von der Gesundheits- und Fürsorgediskussion. Sie vertritt den Kanton, der das Umbauprojekt zu 60 Prozent finanziert. Die Arbeiten kosten insgesamt 4,1 Millionen Franken. Der Präsident der Stiftung Wohnhaus Belpberg, Fritz Stettler, bezeichnet die Zusammenarbeit mit dem Kanton als «gut, auch wenn die Verfahren lange dauerten.»

Anker als Sicherheit

Jakob Hasler (EVP), Gemeinderat für Soziales, erinnert an die Geschichte des Anker-Gebäudes. Als dieses noch eine Beiz gewesen sei, sei der angebaute Raum als Trinkhalle bezeichnet worden. «Den Besuchern bot der Anker schon damals ein Zuhause, wenn auch ein zweifelhaftes», sagt Hasler. Mehrere Jahre sei der Anker danach in einen Dornröschenschlaf verfallen, bevor ihn der Stiftungsrat des Wohnhaus Belpberg vor fünf Jahren gekauft habe. Im Anker ist das Atelier und die Verwaltung untergebracht. Während des Umbaus muss in ein Nachbargebäude ausgewichen und im Wohnbereich enger zusammengerückt werden.

Sorge wegen Sparprogramm

Der alte Anker war bisher kein rollstuhlgängiges Gebäude. «Die Bewohner konnten gar nicht in mein Büro im ersten Stock kommen», sagt Mario Saladin. Er ist erfreut, dass dies schon im nächsten Frühjahr ein Ende hat. «Ich mache mir grosse Sorgen, wegen des kantonalen Sparprogramms.» Wenn dieses gutgeheissen wird, kommt man nicht um Entlassungen herum und die hohe Qualität der Begleitung könnte nicht aufrechterhalten werden, so Saladin. Im Wohnhaus arbeiten 60 Personen auf 34 Vollzeitstellen verteilt.


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Erstellt: 24.08.2013
Geändert: 24.08.2013
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