Münsingen - Vor dem Bio-Zentrum stehen Auto-Occasionen

Die gebrauchten Autos auf dem Areal der Landwirtschaftsschule Schwand in Münsingen stören den Biogedanken – und die Politik.

Stephan Künzi / Berner Zeitung BZ

Ist das wirklich bio? Das fragte sich so mancher im Münsinger Parlament, als es in der letzten Sitzung um die neuen baurechtlichen Vorschriften für die einstige Landwirtschaftsschule Schwand ging. Schon länger sind auf der Anhöhe ausserhalb des Dorfes diverse Betriebe aus der Bioszene tätig. Neben andern auch die Bio Schwand AG, die mit dem Kanton als Grundeigentümer gar einen Baurechtsvertrag für einen Teil des weitläufigen Areals abgeschlossen hat.

Und nun darf genau dort die Filiale Münsingen der Emil Frey AG ihre Occasionsautos abstellen? Die Politikerinnen und Politiker legten darob ihre Stirn arg in Falten. Immerhin sollten sie doch mit den neuen Vorschriften den neuen Nutzern ein rechtes Stück entgegenkommen. Nachdem diese zu einer ersten, erst vor zwei Jahren verabschiedeten Fassung erklärt hatten, unter diesen Rahmenbedingungen könnten sie nicht geschäften.


Bald ohne die Autos

Dieter Baumann gibt allerdings gleich Entwarnung. Für die abgestellten Autos trage Bio Schwand keine Verantwortung, betont der Geschäftsführer. Es sei zwar richtig, dass der Parkplatz, auf denen die Fahrzeuge stünden, zum Perimeter des Baurechtsvertrags gehöre. Der Vertrag sei auch bereits unterschrieben, die Handänderung offiziell aber noch gar nicht über die Bühne gegangen. Denn dafür, das habe man sich ausbedungen, müssten die neuen baurechtlichen Vorschriften in Kraft sei. Und dies sei bisher noch nicht geschehen.

Zwar hat das Parlament trotz aller kritischer Untertöne dem Geschäft zugestimmt. Noch aber liegt die Vorlage zur definitiven Genehmigung beim Kanton. Die Verwaltung hat diesen Entscheid auf Ende Monats in Aussicht gestellt – und dann, das betont Baumann mit Nachdruck, ist fertig mit den gebrauchten Autos auf dem Schwand-Areal.

Die neuen Vorschriften für das Areal liessen etwas anderes gar nicht zu, fährt Baumann fort – und tatsächlich: «Gewerbliche Nutzungen», so formulierte es der Gemeinderat in den Erläuterungen zuhanden des Parlaments, «müssen in direktem, engem Zusammenhang mit der Biolandwirtschaft stehen.» Solange die Handänderung nicht über die Bühne gegangen ist, geschäftet die Bio Schwand AG in Münsingen auf der Basis eines Nutzungsvertrags. Deshalb zahlt sie dem Kanton noch heute Miete für die von ihr genutzten Bereiche. Dazu gehöre der Parkplatz eben gerade nicht, wiederholt Baumann. Über ihn verfüge nach wie vor der Kanton – auch in Bezug auf die Occasionen.

In der Kantonsverwaltung findet sich am gestrigen Nachmittag allerdings kein entsprechender Mietvertrag. Bei der Emil Frey AG in Münsingen löst das kein Erstaunen aus. Weil gar kein formeller Vertrag bestehe, sondern nur eine Abmachung – diese laufe übrigens seit rund zwei Jahren, und man wisse, dass die Fläche in absehbarer Zeit geräumt werden müsse. Und klar, man zahle für den Platz Miete.

Für eigene Zwecke

Laut Baumann werden die Biobetriebe auf dem Areal die Parkplätze ohnehin samt und sonders für eigene Zwecke brauchen. Allein die Bio Schwand AG hat Grosses vor. Sie will ihr bestehendes Ausbildungs- und Kurszentrum, zu dem auch ein Laden und ein öffentlicher Mittagstisch gehören, in den nächsten Jahren um die sogenannte Handwerkstatt erweitern. Dort sollen sich verschiedene Bioverarbeiter ansiedeln.

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Erstellt: 16.08.2012
Geändert: 16.08.2012
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