Münsingen - Viva eröffnet das etwas andere Café

Viva, die Stiftung für Wohnen und Arbeiten in Münsingen, hat an der Sägegasse 25 ein «etwas anderes Café» eröffnet.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Geschickt bewegt sich Anna Seiler zwischen Tischen, Kinderwagen und Rollstühlen. Sie nimmt Bestellungen auf, sucht die richtige Sirupflasche im Gestell, poliert Gläser und Teller. Die grosse Kaffeemaschine zu bedienen überlässt die 25-Jährige der Viva-Leiterin Yvonne Beuret.

«Es geht halt ein bisschen länger», vertröstet sie einen Tisch mit Gästen, die alle etwas anderes bestellt haben. Anna Seiler ist lernbehindert. Trotzdem kann sie alleine leben und will nicht nur zu Hause auf ihre IV-Rente warten. «Mir gefällt es hier», sagt sie mit strahlendem Lächeln.

Vor wenigen Tagen hat die Stiftung Viva das ehemalige «Business-Café» an der Sägegasse in Münsingen neu eröffnet. Wegen Platzmangel an ihrem Sitz an der Hohniesenstrasse hat die Stiftung das sogenannte Gugger-Haus gekauft. «Das Café war schon eingerichtet, so war es naheliegend, es weiterzubetreiben», sagt Institutionsleiterin Yvonne Beuret.

Das Café bietet 2 von insgesamt 26 geschützten Arbeitsplätzen für geistig behinderte Menschen. Jeweils eine Person bedient mit einer Betreuerin die Gäste. Kuchen und Torten liefert die Viva-Küche. Jene, die nicht im Café tätig sein können, stellen Gebäck her.

«Beiz, Bar und gute Stube» solle das Café sein, das eigentlich eine geschützte Werkstatt der Viva-Stiftung ist, sagt Yvonne Beuret. Ende Jahr wird das Haus umgebaut. «Wir verlegen dann alle unsere Werkstätten hierher, damit es an der Hohniesenstrasse mehr Platz zum Wohnen gibt», so Beuret.

Die Produkte, die die behinderten Menschen herstellen, sind in Schaukästen des Cafés ausgestellt: Holzspielzeug, Kerzen, Karten, Küchentücher. Das Café ist auch ein Verkaufsladen, in dem die Viva-Produkte gekauft werden können.

Subventioniert werde das Lokal allerdings nicht, betont die Institutionsleiterin und sagt: «Es muss selbsttragend sein, deshalb haben wir auch ganz normale Preise.»

Bio-Gazosa aus dem Tessin statt Coca-Cola, Biokräutertee statt Beutel und Egger-Bier statt Heineken. «Wir wollen unseren Gästen feine Nischenprodukte servieren und werden unser Angebot und vielleicht auch die Öffnungszeiten noch erweitern», sagt Yvonne Beuret die immer wieder aufsteht und der grossen Maschine Kaffee entnimmt.

Das Lokal füllt sich. Alte Damen trinken Cappuccino, Kinder quengeln nach Sirup und rutschen auf den Knien unter den Tischen herum. Ein älterer Mann bestellt ein Bier. Anna Seiler bringt nicht nur Getränke, sondern hat auch für alle ein Lächeln.

Ein Artikel aus der

www.vivastiftung.ch
www.muensingen.ch

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Erstellt: 05.02.2009
Geändert: 05.02.2009
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