Münsingen - Viertelstundentakt verschoben

Der Bund hat in seinem Agglomerationsprogramm zwei Münsinger Verkehrsprojekte zurückgestuft. Der Viertelstundentakt nach Bern und die Entlastungsstrasse Nord bleiben damit Wunschdenken.

Christoph Lenz, Der Bund
Der Handlungsbedarf ist anerkannt, der Nutzen ebenfalls. Nur Geld will der Bund in den nächsten zehn Jahren keines sprechen für die grossen Münsinger Verkehrsprojekte: das dritte Gleis zwischen Münsingen und Gümligen, das den Aaretal-Gemeinden den Viertelstundentakt nach Bern gebracht hätte, und die Entlastungsstrasse Nord.

Dies geht aus dem Bericht des Bundesamtes für Raumentwicklung zum Agglomerationsprogramm Bern hervor. Beide Vorhaben wurden zurückgestuft und neu mit der niedrigsten Priorität C bewertet. Dies bedeutet: auf unbestimmte Zeit verschoben.

Ursache für die Zurückstufung des dritten Gleises ist gemäss Bericht ein ungenügendes Kosten-Nutzen-Verhältnis des 110-Millionen-Franken-Projekts. Für die rund 11 Millionen Franken teure Entlastungsstrasse Nord gibt es bis auf Weiteres keine Beiträge, weil «noch kein Konsens für eine Bestlösung» gefunden sei.

Die Enttäuschung seitens des Münsinger Gemeinderates ist gross: «Die Bedürfnisse der Münsinger wurden im Agglomerationsprogramm gleich zweimal übergangen», sagt Gemeindepräsident Erich Feller.

Schmerzhaft sei insbesondere die Verschiebung des Viertelstundentakts. Im Rahmen der Regionalen Verkehrskonferenz sei eine spürbare Umlagerung des Pendlerverkehrs von der Strasse auf die Schiene ins Auge gefasst worden. Solange die Zugverbindungen und die Kapazitäten nicht ausgebaut würden, sei dies aber nicht möglich, so Feller. «Die Probleme mit dem von Pendlern verursachten Autoverkehr werden in Münsingen zunehmen.»

Feller denkt aber nicht nur an seine eigene Gemeinde: «Das dritte Gleis hätte auch die anderen vom Durchgangsverkehr betroffenen Gemeinden im Aaretal entlastet.» Auch deshalb sei der Entscheid des Bundes für ihn nicht nachvollziehbar.

Noch deutlichere Worte findet die FDP Münsingen. In einer Medienmitteilung wirft sie dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) eine «Vogel-Strauss-Politik» vor. Die Verkehrsprobleme in Münsingen könnten nur mit einem Ausbau des ÖV-Angebots gelöst werden. Dies «sollte auch den zuständigen Beamten des ARE bekannt sein», schreibt die Partei. Umso unverständlicher sei der nun getroffene Entscheid.

Klar bringe der Viertelstundentakt einen Zusatznutzen für den Personenverkehr zwischen Bern und Münsingen, sagt Georg Tobler vom ARE. Doch der Nutzen rechtfertige die hohen Kosten von rund 110 Millionen Franken nicht. Zudem sei der Nutzen eines dritten Gleises nicht auf den Agglomerationsverkehr beschränkt, so Tobler.

Auch Fern- und Güterverkehr würden davon profitieren. «Diese Tatsache ist zu berücksichtigen, wenn die Finanzierung neu diskutiert wird. Der Ball liegt nun wieder beim Kanton Bern. Dieser muss eine günstigere Lösung ausarbeiten oder die Kosten neu aufteilen.»

Anders beurteilt Tobler die Bedeutung der Entlastungsstrasse Nord: «Diese ist für das Gesamtverkehrssystem der Berner Agglomeration kein zentraler Baustein.» Fraglich sei auch, ob bei den Münsingern überhaupt die nötige Akzeptanz für die Strasse vorhanden sei. Deshalb sei aus Sicht des Bundes die Baureife ungenügend.

Gemeindepräsident Erich Feller will im neuen Jahr beide Projekte nochmals diskutieren und allenfalls neue Eingaben bei Bund und Kanton machen. Der Handlungsbedarf sei ja anerkannt, so Feller. «In vier Jahren wird das Agglomerationsprogramm überarbeitet. Vielleicht sieht es dann besser aus für Münsingen.» Sicher scheint nur, dass die Verkehrsprobleme in Münsingen bis dahin nicht geringer werden.

Ein Artikel aus

www.muensingen.ch

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Erstellt: 29.12.2008
Geändert: 29.12.2008
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