Münsingen - Verdichtetes Quartier stösst auf Skepsis

Passt das geplante verdichtete Quartier beim Bahnhof zum Dorf? Die Meinungen sind geteilt.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
Münsingen will hoch hinaus. In einem Gebiet westlich des Bahnhofs sollen Gebäude mit bis zu sieben oder acht Stockwerken gebaut werden können. Rund 440 Wohnungen sind geplant. Und im Zentrum des Gebiets, gleich beim Bahnhof, will die Senevita AG ein Alterszentrum mit 100 Wohnungen und 50 Pflegeplätzen bauen.

"Wir schaffen ein Angebot, für das eine Nachfrage besteht", sagte Gemeinderat Andreas Kägi (FDP) an einem Informationsabend. Dank der guten Bahnverbindungen sei Münsingen für Zuzüger attraktiv. Bei manchen, die schon da sind, hält sich die Begeisterung allerdings in Grenzen. Das zeigte der Anlass mit etwa hundert Besuchern.

Wieso kein Wettbewerb?

Aus der Sicht eines Münsingers müsste für ein Überbauungsprojekt an dieser Lage zwingend ein Wettbewerb veranstaltet werden. Es sei inakzeptabel, dass gleich gegenüber dem historischen Schlossgutareal ein achtgeschossiges Gebäude möglich sein soll. "Ich bin entsetzt", sagte der Mann.

"Wir haben uns für ein Workshopverfahren entschieden", entgegnete Benno Degen von Losinger Marazzi. Dabei hätten etwa die Denkmalpflege und die kantonale Kommission zur Pflege der Orts- und Landschafts­bilder teilgenommen. "Aus architektonischer und städtebaulicher Sicht können wir zu dieser Lösung stehen." Bauverwalter Martin Niederberger erklärte, dass die Gemeinde nicht einen Wettbewerb vorschreiben, aber durchaus Einfluss auf die Architektur nehmen könne. Daran ändere sich aber letztlich nichts: "Den einen gefällt sie, den anderen weniger."

Auch der Verkehr gab zu reden. Die Gemeinde will im Westquartier mit dem Ausbau der Industriestrasse eine neue Verbindung schaffen, die entlang der Bahnlinie verläuft. Sie soll zudem in eine neue geplante Strasse führen, damit das Dorfzentrum entlastet wird. Enttäuscht stellte ein Anwohner fest, dass die Industriestrasse auch künftig keine Tangente darstellt. "Wir wollen sicher nicht, dass diese Strasse vom Durchgangsverkehr benützt wird", stellte Kägi klar.

Ein Anwohner befürchtete, dass der geplante Platz zwischen Bahnhof und Alterszentrum nicht "Frauen mit kleinen Kindern", sondern Personen "mit Bierdösli" anziehen wird. Werner Müller von Senevita erachtet die Lage hingegen als ideal. "Wir suchen Standorte, wo das tägliche Leben stattfindet."

Verdichtung kein Thema

Die Pläne stiessen durchaus auch auf Zustimmung. "Ich finde das Projekt gut, auch wenn es Verbesserungspotenzial hat", sagte ein Mann. Kein Thema war die Verdichtung. Die Bevölkerungsdichte im Gebiet Bahnhof West soll dereinst zwei- bis dreimal höher sein als zum Beispiel in den Überbauungen Lorymatte oder Giessenpark.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 17.03.2016
Geändert: 17.03.2016
Klicks heute:
Klicks total: