Münsingen - Umstrittenes Projekt

Geht es nach dem Gemeinderat soll im Waletal eine Siedlung entstehen. Ende August wird das Parlament über die Einzonung und den Kredit von rund sieben Millionen Franken befinden. Gemeindepräsident Erich Feller rechnet mit einem knappen Resultat.

Lisa Stalder / Der Bund
 Während Münsingen in den 1990er-Jahren fast 850 Neuzuzüger zu verkraften hatte, ist die Einwohnerzahl seit längerer Zeit stabil. Zwar wünscht sich in der Aaretaler Gemeinde niemand das Wachstum von damals zurück, dennoch strebt der Gemeinderat eine «moderate» Zunahme der Bevölkerung an. Gemäss der laufenden Ortsplanungsrevision soll die Einwohnerzahl bis 2025 um rund 400 Personen auf 11400 steigen. Dieses Ziel kann aber nur erreicht werden, wenn in den nächsten Jahren Gebiete eingezont und überbaut werden können.

Land kostet sieben Millionen

Damit Zuzüger in der Gemeinde Platz finden, möchte der Gemeinderat im Gebiet Waletal/Bärenstutz eine neue Siedlung realisieren. Damit die Gemeinde überhaupt bauen kann, muss der Gemeinderat das Land erst kaufen. Der Gesamtpreis beträgt rund sieben Millionen Franken. Über die Änderung des Zonenplans und den nötigen Kredit wird das Münsinger Parlament in seiner Sitzung vom 31. August befinden. Am 29. November findet die Volksabstimmung statt.Das Projekt sei «enorm wichtig» für die Gemeinde, sagte der zuständige Gemeinderat Hansueli Schönenberg (fdp) an einem Informationsanlass für Parlamentsmitglieder und -vertreter am Dienstagabend. Zudem könne sich die Gemeinde mit dem «Pionierprojekt» profilieren.

Im Gebiet Bärenstutz/Waletal sollen vorwiegend Einfamilienhäuser sowie einige Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Die Gemeinde will die Parzellen aber ausschliesslich jenen Interessenten verkaufen, die sich verpflichten, «überdurchschnittlich ökologisch und energieeffizient» zu bauen, und nicht jenen, die den höchsten Landpreis böten, sagte Gemeindepräsident Erich Feller (freie wähler). Je mehr Massnahmen ein Bauherr umsetzen möchte, desto grösser stünden die Chancen, dass er berücksichtigt wird. Wer beispielsweise einen Sonnenkollektor installieren lässt, erhält von der Gemeinde einen Zustupf von 20000 Franken, für eine Fotovoltaikanlage gibt es 6000 Franken. Wer alle Massnahmen berücksichtigt, erhält 70000 Franken.

Nachfrage nach Häusern ist gross

Einige Anwesende monierten, Einfamilienhäuser seien nicht geeignet, um die Entwicklung der Gemeinde voranzutreiben. Vielmehr sollte der Gemeinderat auf den Wohnungsbau setzen. Es sei in der Tat nicht im Sinne der schweizerischen Raumplanung, entgegnete Martin Niederberger, Leiter der Bauabteilung. Dennoch: «In Münsingen ist die Nachfrage nach Einfamilienhäusern gross.» Bereits hätten sich über 35 Interessenten für ein Haus in der neuen Siedlung gemeldet. Dies seien «Heimweh-Münsinger», aber auch solche, die bereits in der Gemeinde wohnten und mehr Platz möchten.

SP gegen neue Siedlung

Die neue Siedlung ist nicht unumstritten, gingen gegen das Projekt doch 24 Einsprachen ein. Die Einsprachepunkte umfassen die Themen Einzonung im Allgemeinen, Landschaftsschutz, Verkehr und Abwasserentsorgung. Zu den Einsprechenden gehört auch die SP Münsingen: Im März hatte die Partei mitgeteilt, dass dieses Gebiet, welches seit 1993 unter Landschaftsschutz stehe, nicht für frei stehende Einfamilienhäuser geopfert werden soll. Es sei nicht zu verantworten, dass eine Gemeinde so verschwenderisch mit dem kostbaren Boden umgehe. Die Absicht des Gemeinderats, Energieeffizienz fördern zu wollen, sei zwar «löblich», mit den einzig auf dieses Gebiet beschränkten Massnahmen werde die Gleichbehandlung der Bürger aber massiv verletzt, schrieb die SP weiter. Dies bemängelte am Dienstag auch SVP-Parlamentarier Hansueli Stamm: Die geplante Siedlung sei zwar eine «Supersache», doch das Anreizsystem gehe auf Kosten der restlichen Bevölkerung. «Ich möchte meinen Dachstock isolieren, doch dabei werde ich nicht finanziell unterstützt.»

Feller sieht der nächsten Parlamentssitzung mit gemischten Gefühlen entgegen: Er denke zwar, dass das Parlament dem Geschäft zustimme, «doch es wird wohl ein enger Entscheid». Neben der SP haben sich auch die Grünen kritisch zur Überbauung geäussert.

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Erstellt: 13.08.2009
Geändert: 13.08.2009
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