Münsingen - Tagesschule verdrängt Kunstschüler
Das Freizeithaus in Münsingen soll ab Sommer vorläufig die Tagesschule beherbergen. Das Parlament hiess einen Vorschlag des Gemeinderats gut. Bisherige Mieter wussten von nichts und protestieren.
«Wir kommen nicht darum herum, Leute zu tangieren», sagte Gemeindepräsident Beat Moser (GFL) am Dienstag im Gemeindeparlament in Münsingen. Gemeint war die Suche nach einem Provisorium, das die Zeit bis zur Eröffnung einer neuen Tagesschule überbrücken soll. Ihren Standort im Kindergarten Schlossmatt muss die Tagesschule im Sommer wieder dem Kindergartenbetrieb überlassen.
Containerlösung vom Tisch
Der Bau von Containern auf dem Rollhockeyplatz beim Schulhaus Schlossmatt war eine von zwei Varianten, die der Gemeinderat dem Parlament vorlegte. Obwohl diese Variante wegen der Nähe geeignet wäre, plädierte der Gemeinderat für die Alternative: eine Umnutzung von Räumen im Freizeithaus an der Schlossstrasse, insbesondere des Cheminéeraums. Moser: «Es ist eine gute, machbare und kostengünstige Lösung.»
Für den Betrieb der Container während dreier Jahre rechnet der Gemeinderat mit 475 000 Franken, die Kosten für den Betrieb im Freizeithaus machen nur rund ein Drittel davon aus. Über das finanzielle Argument waren sich die Parteien einig. «Wir stehen vor einer Vernunftsentscheidung», sagte Parlamentarier Luca Martignoni (FDP). Auch die SVP sprach sich für die günstigere Variante aus. Patrik von Allmen (SVP) liess allerdings durchblicken, dass seine Partei grundsätzlich eher die Kinderbetreuung zu Hause unterstützt. Der Antrag kam mit 21 Ja-Stimmen bei sechs Enthaltungen durch. Zuvor war ein Antrag von Ursula Schneider (SP) angenommen worden, wonach im Beschluss steht, dass das Provisorium auch wirklich provisorisch bleibt. Redner von SP, Grünen, GLP und EVP äusserten Bedenken, ob die sanitären Anlagen, die «schummerige» Beleuchtung im Obergeschoss und das kleine Rasenfeld vor dem Freizeithaus für den Betrieb einer Tagesstätte genügten. Dieter Blatt (EVP) bezweifelte, dass das Haus genügend Raum biete für die «unterschiedlichen Bedürfnisse» der Kinder. «Die einen wollen schlafen, die anderen spielen.» Zudem erschwere die grössere Distanz zwischen Schulstandorten und Tagesschule den informellen Austausch zwischen Betreuern und Lehrern.
Mehrere Redner wiesen auf die unklare Zukunft der aktuellen Dauermieter hin: die Musikschule und die Volkshochschule Aare-Kiemtal sowie das von der Gemeinde unterstützte Bildungsangebot «Colibri» für Fremdsprachige. «Wir machen uns Sorgen», sagt Josefa Barmettler, Präsidentin der Volkshochschule. Zusammen mit Gabriela Schranz von «Colibri» hat sie dem Gemeindepräsidenten einen Brief geschrieben. «Wir wurden bisher nicht informiert», sagt Schranz. Beat Moser sagt: «Wir wollten vor dem Entscheid keinen Staub aufwirbeln.» Man werde den Mietern nun andere Räume vorschlagen, etwa im gemeindeeigenen Blumenhaus oder im Kirchgemeindehaus.