Münsingen - Streit mit Pfarrer Belz kostet 74'000 Franken
Claude Belz verlässt die Kirchgemeinde Münsingen im Streit. Der Pfarrer erhält zum Abschied eine Entschädigung. Nähere Informationen erhielt die Kirchgemeindeversammlung nicht.
Denn seit vergangenem Sommer herrscht in der reformierten Kirchgemeinde ein heftiger Streit zwischen Belz auf der einen Seite sowie dem Kirchgemeinderat und dem restlichen Pfarrteam auf der anderen Seite (siehe unten).
Keine Details
Nun wurde der Streit am Mittwoch offiziell beigelegt. Die Versammlung genehmigte eine Vereinbarung zwischen Belz und der Kirchgemeinde klar mit 74 Ja zu 4 Nein. Der scheidende Pfarrer erhält sieben Monatslöhne ausbezahlt.
Über den weiteren Inhalt der Vereinbarung gab Kirchgemeinderatspräsident Ueli Schilt «aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes» nichts bekannt. Es gehe auch nicht darum, Schuldzuweisungen zu machen, hielt er fest. Belz war an der Versammlung anwesend, äusserte sich aber nicht.
So bleibt unklar, ob der Konflikt tiefere Gründe hat als den umstrittenen Hauskauf. Die Beteiligten schweigen, und dafür musste der Kirchgemeinderat harte Kritik von Mitgliedern der Kirchgemeinde einstecken. Das Vertrauen in den Kirchgemeinderat und die Pfarrer, das wurde deutlich, ist angeschlagen.
Vorwürfe bleiben
«Damit werden Spekulationen Tür und Tor geöffnet», sagte etwa Teilnehmer Werner Lüthi zur zurückhaltenden Informationspolitik. Er forderte mehr Transparenz. «Wir wissen, dass es ein Zerwürfnis gab, aber wir kennen die Hintergründe nicht», sagte Robert Schlegel. «Ich hätte mir ein proaktiveres Vorgehen gewünscht.»
Rückendeckung erhielt der Rat dafür von Sigrist Peter Bula. «Die Parteien haben sich gefunden, wir sollten es jetzt dabei bewenden lassen.» Das Pfarrteam, das sich gegen Belz gestellt hatte, wurde gestern ebenso hart kritisiert. «Mit diesem Auftritt wurde viel Geschirr zerschlagen», sagte Schlegel. «Das war eine öffentliche Anklage», fügte Jürg Pfister hinzu.
Er forderte den Kirchgemeinderat schliesslich auf, Stellung zu nehmen zu den Vorwürfen, welche die Pfarrer erhoben hatten. Schliesslich habe die Kirchgemeinde als Arbeitgeberin auch eine Fürsorgepflicht. Aber Ueli Schilt ging nicht auf die Forderung ein. Und so steht einzig fest, dass Belz keine Standesregeln verletzt hat. Dies bestätigte der Kanton Bern.
Belz wechselt nach Thun
Gemäss der Vereinbarung bleibt Belz noch längstens bis Ende Jahr Pfarrer in Münsingen. Doch so lange wird er nicht bleiben. Denn vorgestern Dienstagabend wurde er der Kirchgemeindeversammlung Thun-Strättligen als neuer Pfarrer vorgestellt. Am 1.Oktober übernimmt er im Pfarramt Gwatt eine 90-Prozent-Stelle, wie Co-Kirchgemeinderatspräsident Rudolf Thomann gestern bestätigte.
Pfarrer Belz hatte sich im Frühling auf die ausgeschriebene Stelle beworben. «Er hat uns umfassend über den Konflikt in Münsingen informiert», sagt Thomann. Damit war die Sache für den Kirchgemeinderat erledigt. «Wir mischen uns nicht in andere Angelegenheiten ein», sagt Thomann. Er ist sicher, dass Belz der richtige Pfarrer sei. «Wir haben keinen Grund, an ihm zu zweifeln.»
Der Streit
Der Pfarrer war bereit, 1,02 Millionen Franken dafür zu bezahlen. Der Entscheid der Versammlung fiel deutlich aus. Aber er war nicht nach dem Geschmack des Kirchgemeinderats, der für eine öffentliche Ausschreibung und eine Verhandlungsbasis von 1,15 Millionen Franken plädiert hatte.
An der nächsten Kirchgemeindeversammlung im November 2013 eskalierte der Streit. Das restliche Pfarrteam ging auf Distanz zu Belz. Öffentlich kritisierten die sechs Pfarrer den Kollegen wegen des Hauskaufs: Er habe an der Versammlung Mitglieder installiert, damit er das Haus zum angebotenen Preis bekomme. Mehrere Teilnehmer, die sich damals öffentlich pro Belz geäussert hatten, wiesen diese Darstellung später gegenüber dieser Zeitung zurück.
Der Fall Belz wurde schliesslich auch von der Standeskommission des Pfarrvereins Bern-Jura-Solothurn untersucht. Belz konnte kein Verschulden nachgewiesen werden.