Münsingen - Skater kämpfen um ihren Park
Als Standort für eine provisorische Tagesschule kommt auch der Skatepark infrage - zum Leidwesen vieler Kinder und Jugendlicher.
Max ist kaum zu bremsen. Immer wieder brettert er auf seinen Rollerskates die steile Rampe herunter und setzt zu einem Sprung an. «Es macht einfach Spass», sagt er. Zusammen mit etwa dreissig anderen Kindern und Jugendlichen vergnügt er sich am späten Mittwochnachmittag im Münsinger Skatepark beim Schulhaus Schlossmatt. Seine Laune könnte trotzdem besser sein. Denn der Spass hier könnte bald vorbei sein. «Es wäre wirklich schade, wenn diese Anlage verschwinden würde», sagt Max.
In Münsingen herrscht ein grosser Mangel an Tagesschulplätzen. Darum hat das Parlament den Gemeinderat verpflichtet, im Sommer für ein Provisorium in der Schlossmatt zu sorgen. Gemäss den Abklärungen stehen zwei Standorte zur Debatte: die Skateranlage und der Rollhockeyplatz. Beide liegen in unmittelbarer Nähe der Schule.
Nun aber setzen sich auch Eltern für die Anlage ein. «Es wäre äusserst schade, wenn die Skateranlage verschwinden würde», sagt Renate Hutmacher, die Mutter von Max. Der Park sei ein beliebter Treffpunkt geworden. «Es ist doch gut, dass die Kinder hier einen so übersichtlichen Spielplatz haben.» Das Problem sei aber, dass die jungen Skater keine Lobby hätten. Darum wird der Gemeinderat Post von Eltern erhalten. Hutmacher und andere Mütter betonen aber, dass sie eine Tagesschule grundsätzlich befürworten.
«Gemeinderat entscheidet»
Der Skatepark geht auf eine Initiative von Lehrer Peter Werren zurück. Im Sommer 2000 baute er den Park mit seiner Schulklasse auf. Kurz darauf erhielt er dafür von der Gemeinde den Sportpreis überreicht. Später allerdings war der Ruf der Anlage vorübergehend nicht der beste. Böse Buben drehten hier statt Runden eher Joints.
Doch seit etwa drei Jahren haben Eltern kein schlechtes Gefühl mehr, wenn die Söhne das Brett unter den Arm klemmen oder die Töchter sich die Rollschuhe schnüren. «Kinder aus allen Altersschichten kommen hierher», sagt Eva Graber, eine der Mütter, «und die Älteren nehmen Rücksicht auf die Jüngeren.» Ihr einziges Problem: Sie mag kaum hinsehen, wenn ihr Sohn ein Kunststück versucht.
«Sie muss bleiben»
Gemeinderätin Marianne Mägert (Freie Wähler) hat durchaus Verständnis für die Besorgnis. «Ich würde es auch bedauern, wenn sie verschwinden würde», sagt sie. Oberstes Ziel sei aber die Einrichtung einer provisorischen Tagesschule. Mägert leitet die Arbeitsgruppe, welche nun Abklärungen trifft und dem Gemeinderat einen Vorschlag macht. Die Skateranlage sei nicht ihr favorisierter Standort. «Aber der Entscheid liegt beim Gemeinderat.» Klar ist, dass die neue Tagesschule in Containern untergebracht wird. «Die Zeit und das Geld reichen nicht für Pavillons», sagt Mägert. Sie hält auch fest, dass die provisorische Tagesschule höchstens drei Jahre betrieben werde.
Doch so lange wollen die Münsinger Kinder nicht auf ihren Park verzichten. Zu gut gefällt er ihnen. «Wir brauchen ihn oft auch in der Pause», sagt Elin. Und Tim, der hier regelmässig seine Tricks übt, sagt: «Eine solche Anlage gibt es sonst ja nirgends. Sie muss bleiben.» Dass es sie gibt, daran ist übrigens auch Marianne Mägert nicht ganz unschuldig. Das beweist eine Werbetafel des Unternehmens Mägert mitten auf der Anlage. «Ja», sagt sie, «wir haben den Park mitfinanziert.»