Münsingen - Sie sind mit Herz und Hut dabei
Die Crazy Fridays sind diesjährige Europameister beim Line-Dance-Wettkampf und begeisternmit ihrer Show Jung und Alt. Jetzt feiert die Gruppe aus Münsingen ihr 10-jähriges Bestehen.
Eine grosse Spiegelwand dominiert das Tanzstudio von Edith Simen. Hier, an der Bernstrasse 22b, könnten gleich grazile Damen in ihren Tutus zur Ballettstunde antreten. Stattdessen tritt ein deutlich weniger schlanker Mann in Cowboystiefeln und Hut durch die Türe. Der Schweizer Cowboy bleibt nicht lange allein. Nach und nach trudeln die Mitglieder der Showformation Crazy Fridays ein.
Bilder von Staubwolken und wiehernden Pferden tauchen im Hinterkopf auf. Wenn da nur nicht dieser Wandspiegel wäre. «Er ist ein sehr wichtiges Arbeitsinstrument für uns», sagt Edith Simen dazu. Die ehemalige Eiskunstläuferin ist Betreiberin des Tanzstudios und gleichzeitig auch Line-Dance-Trainerin. In dieser Funktion schaut sie immer wieder in den Spiegel und korrigiert nicht gerade Linien oder etwas aus dem Ruder gelaufene Figuren des Show-Teams.
Synchrone Bewegungen
Der Tanz in der Linie ist geprägt von synchronen Bewegungen. Wer als Gruppe weiterkommen will, sollte während der Show ein Dauerlächeln aufsetzen können. Dass sie diese Voraussetzungen erfüllen, haben die Crazy Fridays längst bewiesen. 2014 gingen sie am Internationalen Bodensee-Line-Dance-Cup als Sieger hervor. Auch 2017 holte sich das Team mit seiner Jukebox-Show eine begehrte internationale Auszeichnung. Dieses Jahr gesellte sich ein Europameistertitel in der Kategorie Team-Showtime dazu. «Wir trainieren hart und die Siege sind uns eine Genugtuung», so Simen.
Ausgeklügelte Choreografie
Die Line-Dance-Trainerin betont, dass die Crazy Fridays sich ganz der Show verschrieben haben. Da bestehe ein wesentlicher Unterschied zu den Demonstrationen von anderen Line-Dance-Formationen. Ein Demo-Auftritt bringe Interessierten den Line-Dance näher, die Showgruppe hingegen übe bis zu einem Jahr an einer zusammenhängenden, fein abgestimmten Show mit einer ausgeklügelten Choreografie.
In einer Showformation mitzumachen oder gar eine zu leiten, war nie das Ziel derehemaligen Eiskunstläuferin. Querelen und Uneinigkeit kenne sie zur Genüge, sagte sich Simen noch vor zehn Jahren. Doch dann wurde sie von einer Bekannten angefragt, ob ihre Line-Dance-Gruppe nicht bei einem Fest als Ersatz einspringen könne. Die Mitglieder waren einverstanden, und weil sie jeweils am Freitag übten, gaben sie sich spontan den Namen Crazy Fridays. Aus der Ablehnung wurde bei Simen Begeisterung, und heute erarbeitet sie zusammen mit der 10-köpfigen Formation mit Leidenschaft neue Shows. Zuerst werde das Thema gewählt, dann die passende Musik, und zuletzt reichere man das Ganze noch mit spektakulären Tanzeffekten an. Was aber immer bleibt, sind die Grundschritte, die alle Line-Dancer kennen.
Pause wegen Krankheit
Im Moment müssen die Crazy Fridays wegen krankheitsbedingter Ausfälle improvisieren. Auch das liegt ihnen offenbar im Blut. Das Bellen eines Hundes verführt sie zu einer kurzen Showeinlage. Ein Cowboy zittert vor Angst, tänzelt eilig davon, und das Team macht seine Flucht in Rückwärtsschritten mit. Spass am Tanz, viel Training und eine zünftige Portion Humor machen die Crazy Fridays zu dem, was sie sind: Herausragende Showtänzer. Simen scheut auch nicht davor zurück, Songs von Abba oder Queen aufzulegen. Countrymusik sei sicher für Anfänger ein Muss, dann aber könne man ruhig auch mal einen Gassenhauer interpretieren.
An ihrem Jubiläumsfest vom 13. September wollen die Crazy Fridays dann so richtig abheben. «Mir gö id Luft», sagen sie, und ganz offensichtlich verraten sie damit noch nicht alles. Der Anlass findet beim Flughafen Belp statt, und ihre Stetson-Hüte werden die Tänzer an diesem Feiertag sicherlich nicht zu Hause lassen.