Münsingen - Schwere Vorwürfe gegen Arzt am Spital Münsingen

Die Gesellschaft für Orthopädie schliesst einen am Spital Münsingen tätigen Orthopäden aus «ethischen Gründen» aus.

Sarah Nowotny / Der Bund
Die Spital Netz Bern AG hat ein Problem. Zwei Millionen Franken hat sie in eine sportorthopädische Abteilung am öffentlichen Spital in Münsingen investiert («Bund» vom 14. Januar). Gestern Abend wurde nun aber der Arzt, der dort operiert, aus der Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädie ausgeschlossen. «Wir haben den Orthopäden wegen seines wiederholten statutenwidrigen Verhaltens, das nicht mit unseren ethischen Grundsätzen vereinbar ist, ausgeschlossen», sagte Catherine Perrin, Geschäftsführerin der Gesellschaft, dem «Bund» auf Anfrage.

Der Arzt habe sowohl «unnötige» als auch «nicht durchgeführte» Operationen verrechnet. Vor dem Ausschluss, den der Vorstand der Schweizer Orthopäden gestern als letzte Instanz beschloss, war der Mann mehrmals verwarnt worden. Bekannt war bereits, dass der Mediziner keine Assistenzärzte ausbilden darf und wegen seiner Verrechnungspraxis im Streit mit der Krankenkasse Allianz Suisse liegt.

Auf Anfrage sagte der Orthopäde, er sei noch nicht über die Geschehnisse informiert worden und könne sich deshalb nicht im Detail äussern. «Was ich allerdings sagen kann, ist, dass die Vorwürfe nicht stimmen.» Er wolle sich nun rechtliche Schritte vorbehalten.

Kritik wegen Verzettelung

Aus Ärztekreisen ist zu vernehmen, dass ein Ausschluss aus einer medizinischen Fachgesellschaft sehr selten vorkommt und auf gravierende Verfehlungen des betroffenen Arztes hindeutet. Ausgeschlossene Ärzte können zudem keine Studierenden und Assistenzärzte ausbilden. Die Leitung der Spital Netz Bern AG war gestern Abend nicht erreichbar.

Das für die öffentlichen Spitäler in der Region Bern verantwortliche Unternehmen wurde bereits früher nicht nur wegen seiner Personalpolitik in Münsingen kritisiert. Kritiker monierten auch, dass es keine 15 Kilometer entfernt am Berner Zieglerspital eine Abteilung für Orthopädie betreibt, ebenso wie in Aarberg. Solche Überkapazitäten sind laut Experten ein Grund für die hohen Gesundheitskosten im Kanton Bern.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 02.07.2010
Geändert: 02.07.2010
Klicks heute:
Klicks total: