Münsingen - Schweizer haben die Zwei auf dem Rücken

Beim Münsiger Louf am nächsten Samstag siegen wohl wieder dunkelhäutige Athleten. Ein derart hochkarätig besetztes Teilnehmerfeld ist für einen eher kleinen Volkslauf ungewöhnlich. Die heimischen Sportler seien nicht frustriert, sondern würden dies als Herausforderung betrachten, beteuern die Organisatoren.

Peter Steiger, Berner Zeitung BZ

Am Berner Grand Prix lockt die Stimmung. Am Jungfrau-Marathon lockt, dass man sich als wirklich harter Kerl fühlen kann Und beim Münsiger Louf? Beim Münsiger Louf lockt der Wald und damit der Schatten. Beim Wettkampf am Ende des Hochsommers kann die Hitze den Sportlern ganz schön die Energie aus Kopf und Beinen saugen.

 

Natürlich hat der Wettkampf noch andere Attraktionen. Er ist gut organisiert. Er ist schön flach. Und er hat afrikanische Läufercracks am Start. Dass bei einem Volkslauf dunkelhäutige Spitzenprofis um den Sieg kämpfen, ist ungewöhnlich. Dieses Jahr sind Simon Tesfay und Solomon Tesfamariam dabei. Tesfay hat schon mal den Greifenseelauf gewonnen, Tesfamariam den Thuner Stadtlauf. Die beiden und zwei, drei weitere schwarze Läufer starten seit mehreren Jahren in Münsingen.

 

Die Veranstalter haben ihnen anfänglich ein Startgeld bezahlt. Nun erhalten sie allenfalls ein paar Hundert Franken als Siegerprämie, aber keine weiteren Zuwendungen mehr. «Weil für diese Topathleten unser Lauf ein Test ist, kommen sie trotzdem», sagt Stefan Hediger, der OK-Präsident des Münsiger Louf. Den Hauptlauf im Aaretal dominieren schwarze Sportler, die zum Teil seit vielen Jahren in der Schweiz leben.

 

Sie gehören nicht zu jenen Profis aus Eritrea und Äthiopien, die während der Saison ihre Heimat verlassen und durch Europa reisen. Diese treten während ihrer Tournee auch mal für ein mickriges Startgeld so häufig an, dass sie die Gelenke und die Psyche kaputt machen. Depressiv blickende junge Männer sind es, deren Trainingsanzüge nach Brockenhaus aussehen.

 

«Wir lehnen jedes Mal ein halbes Dutzend dieser Anfrage ab», so Hediger. Die Sportler aus dem afrikanischen Hochland laufen so schnell, weil sie ein Läufergen haben (wissenschaftlich umstritten), weil sie in grosser Höhe trainieren oder weil sie einen langen Fussweg zur Schule und kein Mami-Taxi hatten. Seit 2006 hat in Münsingen beim Hauptlauf über zehn Kilometer kein Schweizer mehr gewonnen. Andere Organisatoren haben schon spezielle Rangierungen für Schwarzafrikaner oder gar deren Ausschluss angedacht. Hediger winkt ab: «In Münsingen betrachten die Läufer die dunkelhäutigen Konkurrenten als Herausforderung.»

 

Untersuchungen zeigen, dass Schweizer Läufer kaum dopen. Nun gibt es weitere Mittel für bessere Zeiten: Abkürzungen. Beim Berner Grand Prix können Mogelläufer im Dählhölzliwald ihr Resultat schönen. Bei den Spitzensportlern funktioniert das nicht. Doch Ferner-liefen-Leute stehen weit weniger unter Kontrolle. In Münsingen wäre ein solcher Frevel zwar schwierig, aber denkbar. Hediger ist indes überzeugt, dass hier kein Läufer vom Pfad der Tugend abweicht. Schwitzen, nicht schwindeln: «Unsere Teilnehmer wollen sich mit anderen messen.»

 

Münsiger Louf. Samstag, 10. August. Verschiedene Distanzen. www.muensiger-louf.ch


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Erstellt: 06.08.2013
Geändert: 06.08.2013
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