Münsingen - Paarweise irren sie durch den Wald
Das Berner Sommertheater spielt "E Summernachtstroum" von William Shakespeare im Casino-Theater des Psychiatriezentrums. Die Inszenierung ist urkomisch, märchenhaft und abwechslungsreich.
Das Berner Sommertheater setzt dieses Jahr auf Shakespeares «Summernachtstroum» in der berndeutschen Bearbeitung von Markus Michel. Kein leichtes Unterfangen, nach dem letztjährigen Grosserfolg mit dem Jubiläumsstück «Die Fieberkurve» von Friedrich Glauser. Mit diesem nahm das Ensemble gar an der Criminale 2013 teil. Zudem werden wenige Stücke des klassischen Repertoires so häufig inszeniert wie der «Sommernachtstraum».
Märchenhafte Geschichte
Ein Wagnis, das Regisseur Walter Stutz, der letztes Jahr die Schlossspiele Thun inszenierte, reizte. In seinem ersten Stück für das Berner Sommertheater steht er einem Ensemble von 22 Darstellerinnen und Darstellern vor. Einige davon stehen zum ersten Mal auf der Bühne. Immerhin erlaubt das musikuntermalte Stück eine grosse Bandbreite darstellerischer Möglichkeiten. Die märchenhafte Liebesgeschichte mit komischen Verwicklungen handelt einerseits in der Welt der Nacht. In dieser treiben Oberon und Titania, die Herrscher über Feenwelt und Elfen, ihr Unwesen. Andererseits spielt die Handlung in der Welt des Tages, in der Theodor von Münsingen (Theseus), der Herrscher über die Menschen, und seine zukünftige Gattin Berta von Frauenfeld (Hypolita) nach etlichen Wirrungen schliesslich einem glücklichen Ende entgegengehen.
Frau Puck macht Unsinn
Bis es aber so weit ist, irren die lustvoll aufspielenden Protagonisten der besseren Gesellschaft paarweise durch den düsteren Wald. Im Reich des Elfenkönigs Oberon, seiner Gemahlin Titania und ihren Elfen mit den kuriosen Namen wie Senfblüte oder Spinnhubbele erleben sie Sonderbares. Denn Frau Puck, Oberons dienender Waldgeist, bringt mit ihren Zaubereien reichlich Verwirrung in das Liebeskarussell. Von ihrem Schabernack betroffen sind auch Zettel, Schnauz, Schlucker, Tschanz, Schnock und Platt, die sechs Handwerker, die für die Hochzeit von Berta und Theodor das Theaterstück «Pyramus und Thisbe» einstudieren. Gerade die Handwerkerszenen oder etwa jene, in welcher der durch Puck in einen Esel verwandelte Zettel in Liebe zu Titania entflammt, bestechen durch ihre urkomische Seite und lassen die Protagonisten zu darstellerischer Höchstform auflaufen. Daneben treibt Frau Puck mit starker clownesker Bühnenpräsenz ihr Unwesen. Parliert mehrsprachig, zuweilen wie andere Figuren auch, in Versform wie zu Shakespeares Zeiten. Diese sprachlich formale Mischung hat ihren besonderen Reiz.
Etwas enttäuschende Elfen
Oberon dagegen mimt, in einen langen Mantel gekleidet und mit einer Pfauenfeder auf dem Haupt, überzeugend Pucks arglistigen Auftraggeber. Derweil schreitet die Elfenkönigin mit traumwandlerischer Abgehobenheit durch ihr Reich. Von der in wunderschöne farbige Gewänder gehüllten Elfenschar dagegen hätte man sich vielleicht, trotz offensichtlicher Spielfreude, etwas mehr traumtänzerische Leichtigkeit gewünscht. Gesamthaft gesehen ist es Regisseur Walter Stutz gelungen, eine beachtliche homogene Leistung auf die Bühne zu bringen. Das Publikum dankt es mit warmem Applaus.
[i] Nächste Vorstellungen: heute, 20.25 Uhr, morgen Sonntag 18.15 Uhr. Weitere Daten unter www.bernersommertheater.ch. Reservationen: 077 488 43 36.