Münsingen - "Niemand baut gern neue Strassen"
Beat Moser ist seit drei Jahren Gemeindepräsident. Bei den Wahlen in einem halben Jahr will er wieder antreten. Und er hofft, dass das Verkehrsproblem bald gelöst wird.
Sie wollen für weitere vier Jahre Gemeindepräsident bleiben. Warum?
Beat Moser: Ich habe sehr viel Freude an dieser Arbeit, sie ist vielfältig und hochspannend. Eine Gemeinde zu führen, ist Teamarbeit. Das gefällt mir. Zudem sind viele Projekte erst in der Umsetzung. Ich würde gerne weitermachen.
Sie scheinen keine Konkurrenz von anderen Parteien zu bekommen. Was heisst das für Sie?
Es herrscht Vertrauen in unsere Arbeit, als Team sind wir auf einem guten Weg. Wir sitzen regelmässig mit den Parteien zusammen und diskutieren über Anliegen und Entwicklungsmöglichkeiten. Wir erklären aber auch, wo es Probleme gibt. Das zahlt sich aus.
Eines Ihrer Ziele beim Amtsantritt war es auch, das Vertrauen der Bevölkerung in die Behörden zurückzugewinnen. Ist das gelungen?
Wir haben einen Schritt vorwärts gemacht. Aber man kann sich immer verbessern. Es ist eine der grössten Herausforderungen, stufengerecht zu kommunizieren. Die Entlastungsstrasse ist ein typisches Beispiel dafür. Aber jetzt bin ich froh, dass wir dieses Projekt der Öffentlichkeit vorlegen konnten. Jetzt wollen wir möglichst schnell wissen, ob die Bevölkerung diese Strasse will.
Wie gross sind die Verkehrsprobleme aus Ihrer Sicht?
Das Verkehrsaufkommen ist beispielsweise auch in Belp hoch. Dort aber gibt es viele Kreisel, der Verkehr läuft flüssiger. Was unsere Durchfahrtsstrasse schlecht macht, sind die vielen Unterbrüche durch Rotlichter. Deshalb ist nun die Sanierung der Ortsdurchfahrt wichtig. Gleichzeitig wollen wir mit der Entlastungsstrasse den Kreisel in der Ortsmitte vom Verkehr aus dem Ortsteil West entlasten.
Eine neue Strasse – Ihnen als Grüner müsste das Herz bluten?
Ja. Niemand baut gerne neue Strassen – ausser die Bauindustrie. Wir geben Kulturland her, neue Strassen erzeugen zusätzlichen Verkehr, das können wir nicht wegdiskutieren. Unser Konzept ist aber ein Kompromiss. Wir unternehmen viel, um den Verkehr umweltverträglicher zu gestalten.
Mitten im Dorf klafft gerade ein riesiges Loch, Münsingen wächst und wächst. Geht es immer weiter so?
Durch die Ortsplanungsrevision 2010 wurde ein Wachstumsschub ausgelöst, das sieht man jetzt. Das Wachstum wird von der Nachfrage gesteuert, Münsingen ist attraktiv für Neuzuzüger. Ich finde diese Dynamik gut. Aber nach der Fertigstellung der geplanten Bauten ist eine Konsolidierungsphase angesagt.
Die Dynamik gefällt nicht allen.
Vielleicht haben manche Angst vor der Anonymität. Das Gesicht verändert sich. Aber Münsingen ist immer noch ein Dorf. Die Vereine funktionieren, es gibt viele Events. Nächstes Jahr zum Beispiel findet ein Familienplausch statt, 22 Vereine haben sich angemeldet. Das ist eine dörfliche Idee. Zudem muss man nur 300 Meter egal in welche Richtung gehen, und man ist im Grünen.
Was ist Ihr Ziel, wenn sie Gemeindepräsident bleiben?
Ich möchte erreichen, das wir weiterhin stabile Verhältnisse haben, attraktiv bleiben, auch im Steuerfuss. Intern möchte ich, dass wir noch bürgerfreundlicher werden. Wir wollen ein Bürgerportal betreiben, das vieles vereinfacht. Und ich möchte die Vernetzung zwischen Wirtschaft, Kultur und Vereinen weiter fördern. Da haben wir Potenzial.
Ab dem neuen Jahr gehört auch Tägertschi zu Münsingen, vor wenigen Jahren kam Trimstein dazu. Gibt es noch weitere Fusionspläne?
Mit beiden Dörfern haben wir schon vor der Fusion eng zusammengearbeitet, das ist organisch gewachsen. Neue Fusionen zeichnen sich nicht ab, sie müssen ja auch einen Sinn ergeben. Aber ich bin sicher, dass die nächste Generation über eine Gemeinde Aaretal nachdenkt.
KEINE KONKURRENZ
In Münsingen wird die Wahl des Gemeindepräsidenten künftig vorgezogen. Gemäss einer neuen Bestimmung findet die Wahl jeweils bereits im zweiten Quartal statt. Die entsprechende Reform wurde kürzlich vom Stimmvolk gutgeheissen. Damit sollen Kandidierende ihre berufliche Zukunft besser planen können. Nun wurde als Wahltermin der 21. Mai 2017 festgelegt. Allerdings sieht es zum jetzigen Zeitpunkt nicht nach einer Kampfwahl aus. Der amtierende Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne) will wieder antreten. Die anderen Parteien wollen dem 57-Jährigen das Amt nicht streitig machen. Dies zeigt eine Umfrage. «Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht», sagt etwa EVP-Präsident Werner Fuchser. Das Gleiche gilt für die SP. «Wir greifen nicht an», so Präsident Roland Beeri. Auch die SVP als zweitstärkste Münsinger Partei hegt keine Ambitionen. Er habe keine Kenntnis von Interessenten in den eigenen Reihen, sagt Präsident Urs Baumann. «Und wir sind zufrieden mit Beat Moser.» Die Wahl des Gemeinderats und des Parlaments findet erst im November 2017 statt.