Münsingen - Nick Zeindler trainiert täglich 20 Stunden

Mit einem Siebentagetraining in Münsingen bereitet sich Nik Zeindler auf das weltweit härteste Velorennen vor: das «Race across America 2011». Der begeisterte Velofahrer schläft derzeit nur etwa drei Stunden pro Nacht.

Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ
Im Zelt auf dem Traubenareal in Münsingen herrscht brütende Hitze. Mit Schweisstropfen auf der Stirn tritt Nik Zeindler regelmässig in die Pedale des Velos auf der Rolle. Immer nach zwei Stunden macht er Pause, trinkt, schlürft ein Energie-Gel oder isst einen Riegel.

Von Samstag bis gestern Mittag hat der begeisterte Velofahrer bereits 947 Kilometer abgespult. Geschlafen hat er jeweils nur von Mitternacht bis um 3 Uhr früh. Um 3.30 Uhr sass er bereits wieder auf dem Rad. Um 5 Uhr machte er eine Ausfahrt rund um den Belpberg. So geht das nun sieben Tage lang, trotz Hitze, trotz Ozon. «Gewisse Dinge muss man manchmal vernachlässigen», sagt der 50-jährige Berufsschullehrer und Familienvater augenzwinkernd. Kraft für das harte Training verleiht ihm sein grosses Ziel: Zeindler will nächstes Jahr das Velorennen «Race across America» fahren.

Eigentlich Bergsteiger

«Radsport extrem» ist für Nik Zeindler Neulandsuche für sich selber, wie er sagt. Andere würden sagen, es sei langweilig. Er spult meditierend Kilometer ab und testet dabei seine körperlichen und mentalen Grenzen. Früher tat er dies in den Bergen. «Ich schaute am liebsten von ausgesetzten Berggipfeln auf die Niederungen des Lebens», philosophiert der Sportler. Mit dem Velo sei er aber auch in seiner Bergsteigerzeit vertraut gewesen. In den frühen Achtzigerjahren machte er 10 000 Kilometer mit Sack und Pack rund um Europa. 2004 folgte der Radmarathon von Wiedlisbach. 2007 setzte sich Zeindler in den Kopf, sich für das «Race across America» zu qualifizieren. Mit dieser Motivation schaffte er den Radmarathon 2009 erstmals unter 25 Stunden. Danach strampelte er die 1070 Kilometer und 15 000 Höhenmeter der «Tortour» in gut 52 Stunden ab. «Nun freue ich mich auf weiteres Neuland», sagt Zeindler.

15000 Kalorien täglich

Auch wenn Nik Zeindler meist «fast im Erholungsbereich» trainiert, muss er dem Körper Energie und Flüssigkeit zuführen. Pro Stunde muss er mindestens 8 Dezi eines isotonischen Getränks zu sich nehmen, pro Tag 15 000 Kalorien. «Das ist die Menge, die ein Körper überhaupt verträgt und verarbeiten kann», sagt er. Diese Kalorienmenge entspricht der Menge von etwa 4,5 Kilo Spaghetti, so viel, wie ein normaler Mensch fast nicht essen kann. Deshalb nimmt Zeindler einen Teil der Kalorien in Form von Getränken und Gel auf. «Aber ab und zu setze ich mich auch hin und esse ein Käsebrot oder ein Müsli.» Magenprobleme sind bis jetzt noch nie aufgetreten, und Zeindler hofft, dass sie auch weiterhin ausbleiben.

40 Prozent kommen an

Nik Zeindler ist sich bewusst, was er mit der harten Vorbereitung und das «Race» auf sich nimmt. Durchschnittlich erreichen nur 40 Prozent der gestarteten Velofahrer das Ziel. Die meisten geben wegen Schmerzen oder Infektionen auf. «Die Vorbereitung ist alles, körperlich und mental», ist er überzeugt und steigt wieder aufs Rad. In der Hitze unter dem Zelt perlen bald wieder die Schweisstropfen über seine Stirn. Mit konzentriertem Blick tritt er regelmässig in die Pedale. Plaudert dazwischen mit neugierigen Besuchern. In zwei Stunden ist wieder Pause.

www.nikzeindler.ch

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Erstellt: 06.07.2010
Geändert: 06.07.2010
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