Münsingen - Neuer Anlauf für das Dorfzentrum
Seit Jahren bestehen Pläne für ein neues Dorfzentrum. Nun nehmen die Gemeinde und Coop abermals Anlauf. Der Grossverteiler will eine grössere Filiale bauen.
Johannes Reichen, Berner Zeitung
Heinrich Beer wird langsam ungeduldig. «Das Projekt in Münsingen war mein erstes bei Coop», sagt der Leiter Immobilienprojekte. Seit 1994 dauere die Planung für eine neue Filiale an, denn die bestehende entspreche nicht mehr den Vorstellungen des Unternehmens. Vor fünf Jahren hatte der Grossverteiler die Baubewilligung bereits im Sack, doch die Stimmbevölkerung verwarf das Projekt schliesslich an der Urne: Im Neubau sollte auch die Gemeindeverwaltung untergebracht werden.
Laden, Büros, Wohnungen
Nun wurde die Überbauungsordnung Dorfzentrum überarbeitet. Zusammen mit der Gemeinde informierte Coop die Öffentlichkeit an einer Veranstaltung darüber. Bis Ende September läuft die Mitwirkung. Später kann die Bevölkerung nicht mehr mitbestimmen. Das Geschäft liegt in der Kompetenz des Parlaments.
«Für die Entwicklung Münsingens ist dieses Projekt enorm wichtig», sagt Gemeinderat Hans Rudolf Schönenberg (parteilos). Auf dem Areal zwischen der Spar + Leihkasse Münsingen und dem Restaurant Traube sollen nebst dem neuen Laden Büros und 48 Wohnungen gebaut werden. Gemeinsam mit der Frutiger AG werde Coop um die 50 Millionen Franken investieren, sagt Beer.
Coop im Parterre
Anders als geplant verlegt Coop im neuen Projekt die Verkaufsfläche vom Untergeschoss ins Parterre. Die Fläche beträgt maximal 2870 Quadratmeter. «Die Kunden haben heute das Bedürfnis, nicht in einem Keller einkaufen zu müssen», sagt Heinrich Beer. «Zudem haben wir die Auflage, dass die Angestellten Tageslicht sehen.» Entsprechend wird nun ein Untergeschoss weniger gebaut. Was allerdings bedeutet, dass im Vergleich zum alten Projekt eine grössere Landfläche überbaut wird.
Die geplanten 2½- bis 4½-Zimmer-Wohnungen sowie Büros werden in Blöcken über dem Laden untergebracht. Es handle sich allerdings erst um ein Richtprojekt, betont Architekt Urs Brantschen. 184 Parkplätze gehören dazu, 135 davon in der Einstellhalle. Sie wird künftig von der Tägertschistrasse erschlossen – die Zufahrt vom Bankgebäude her entfällt. Die Anlieferung für Coop erfolgt dagegen von der Thunstrasse.
Neuer Kreisel
Im Zuge des Neubaus soll auch die Ortsdurchfahrt saniert werden. Der Kreisel, der Tägertschi-, Bern- und Thunstrasse verbindet, wird gemäss Projekt ein gutes Stück nach Norden verschoben – wo sich die heutige Coop-Filiale befindet. Damit erhält das Dorfzentrum mehr Raum. Und der Dorfplatz, der schon heute so heisst, werde dann tatsächlich zum Dorfplatz, sagt Ortsplaner Hansjakob Wettstein. Die Gemeinde will jetzt «vorwärtsmachen», so Gemeinderat Rudolf Schönenberg. Im Idealfall liege die Baubewilligung im Sommer 2015 vor. Zu spät für Heinrich Beer. In drei Jahren wird er pensioniert. «Es wäre schön», sagt er, «wenn ich wenigstens noch zur Eröffnung eingeladen werde.»