Münsingen - Mordfall nun als Roman

Aus Lust am Töten richteten sechs Berner Kollegen einen 21-Jährigen kaltblütig hin. Einer der Täter nahm sich darauf das Leben. Die damalige Richterin erinnert sich jetzt in einem Roman an ihren schrecklichsten Fall.

Patrick Marbach / 20 Minuten
Die absolut sinnlose Brutalität des Falls ist fast beispiellos: Vor neun Jahren bestellten sechs Kumpel den ahnungslosen Dachdecker zu seiner sorgfältig geplanten Exekution. Vom Treffpunkt auf der Berner Parkterrasse fuhren sie mit gestohlenen Autos nach Münsingen. In einem Waldstück richteten sie Hans mit Gewehrschüssen aus nächster Nähe hin und liessen die Leiche einfach liegen.

Das Killer-Sextett wurde geschnappt. Einer der Täter beging in U-Haft Suizid. «Er hat als Einziger die Konsequenzen gezogen», so Richterin Henriette Brun-Schmid, «die anderen Täter zeigten am Prozess keine Einsicht und erklärten, sie hätten nur aus Spass getötet.»

Ein weiterer Grund, weshalb Brun-Schmid dieses Verbrechen bis heute beschäftigt, sind etwa Parallelen zum momentanen Prozess in München: «Es geht um Orientierungslosigkeit und Unfähigkeit, Verantwortung zu übernehmen oder etwas für das Glück, das man erwartet, zu tun», so Brun-Schmid.

«Durch die Tat hatten die Jugendlichen endlich ein gemeinsames Ziel – und sei es nur, einen Menschen zu töten.»

Ihr Roman mit dem Titel «Gerichtet» sei kein Tatsachenbericht, betont Brun-Schmid. Mit dem Buch möchte sie eine Diskussion über die Justiz auslösen: «Ich habe mich gefragt, ob ich auf der richtigen Seite des Richtertisches sitze oder als Teil der Gesellschaft eine Mitschuld an den Umständen der Tat trage.»

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Erstellt: 28.10.2010
Geändert: 28.10.2010
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