Münsingen - Mit zu viel Tempo zur Psychiatrie

Auf der Strasse zum Psychiatrischen Zentrum hält sich kaum jemand an die Geschwindigkeitsbeschränkung. Das liegt auch daran, dass viele Autofahrer gar nicht wissen, dass sie sich in einer Tempo-30-Zone befinden. Jetzt handelt das Zentrum.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ

Beim Psychiatrischen Zentrum Münsingen (PZM) wird zu schnell gefahren. Dies ergaben Messungen der Gemeinde. Darum erhalten die Angestellten des Zentrums in den nächsten Tagen eine Information. Die Geschäftsleitung des PZM will damit auf die Tempovorschriften aufmerksam machen. «Zudem werden wir mit der Tischdekoration im Restaurant auf Tempo 30 hinweisen», sagt Max Aeschbacher, Sicherheitsbeauftragter des Zentrums. «Damit wollen wir auch die Besucher erreichen.» Die übersichtliche Hunzingenstrasse führt von der Schulanlage Schlossmatt zum PZM. Sie wird vor allem vom Personal und von Gästen benützt, aber auch vom Durchgangsverkehr zu Quartieren und vom Ortsbus. Die Strasse ist Teil der Tempo-30-Zone im Ortsteil West, die Ende 2013 eingeführt wurde. Nun hat die Gemeinde Bilanz gezogen und an elf Standorten Tempomessungen vorgenommen.

Die Tempolimite wird deutlich überschritten

In einer Tempo-30-Zone gilt folgende Regel: 85 Prozent der Fahrzeuge dürfen nicht schneller als 38 Stundenkilometer fahren. Diese Vorgabe wurde an den meisten Messstandorten eingehalten (siehe Kasten). Nur an der Hunzingenstrasse klappt es hinten und vorne nicht mit der Geschwindigkeitslimite. Die langsameren 85 Prozent hielten sich statt an Tempo 38 lediglich an Tempo 49. «Wir haben das PZM auf die Messresultate hingewiesen», sagt Gemeinderat Andreas Kägi (FDP). So lanciert nun das PZM die Informationskampagne für Angestellte und Besucher. Die Gemeinde wird dann zu einem späteren Zeitpunkt weitere Messungen vornehmen. Mitte des nächsten Jahres will sie die Lage nochmals anschauen.

PZM verlangt neue Markierungen

Das Psychiatrische Zentrum hat sich nun mit mehreren Anliegen an die Gemeinde gewandt. «Wir möchten zusätzliche Markierungen auf der Strasse», sagt Aeschbacher. Zudem wies er die Gemeinde darauf hin, dass mit Belagsarbeiten die Markierungen zum Teil verschwunden sind. «Sie sollten erneuert werden.» Viele Autofahrer wüssten gar nicht, dass sie sich in einer Tempo-30-Zone befänden, so der Sicherheitsbeauftragte. Mit der verbesserten Markierung möchte Aeschbacher zudem vermeiden, dass weiter gehende Massnahmen wie Poller oder Schwellen nötig werden. «Solche baulichen Hindernisse sorgen nicht nur für eine Beruhigung des Verkehrs, sondern auch für Gefahren.» Das sei insbesondere für Velofahrer und Lastwagenfahrer unangenehm. Und sie kosteten auch eine Stange Geld. Schliesslich möchte Aeschbacher erreichen, dass die Gemeinde ein mobiles Messgerät aufstellt, das den Fahrern die gefahrene Geschwindigkeit anzeigt. «Dann bin ich zuversichtlich, dass Tempo 30 bald eingehalten wird.»

Bilanz

Gemeinderat Andreas Kägi zieht eine positive Bilanz zur neuen Tempo-30-Zone im Ortsteil West. «Das neue Regime hat sich bewährt.» Die Verkehrsteilnehmer hätten sich daran gewöhnt. Das zeigen die Messungen ein Jahr nach der Einführung. An sieben der elf Standorte hielten sich die Verkehrsteilnehmer an die Vorschriften, an drei Orten wenigstens teilweise. Nur an der Hunzingenstrasse wurde die Vorgabe deutlich verfehlt (siehe Haupttext). Die Einführung von Tempo 30 hatte noch für ziemlich viel Wirbel gesorgt. Anwohner hatten sich vor allem um die Sicherheit der Schulkinder gesorgt. Deshalb nahm die Gemeinde im vergangenen Frühling Anpassungen vor. Nun seien die Kritiker verstummt, sagt Kägi. Und: «Unfälle mit Personenschäden wurden uns von der Polizei keine gemeldet.»

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Erstellt: 02.04.2015
Geändert: 02.04.2015
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