Münsingen - Mit Millionen in die Energiezukunft

Der Gemeinderat will sich der 2000-Watt-Gesellschaft annähern. Davon könnten die Bevölkerung und die Wirtschaft profitieren, sagt der Gemeindepräsident.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ

Die Gemeinde Münsingen stehe gut da, sagt Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne). 2010 lag der jährliche Energieverbrauch bei 4700 Watt pro Kopf und damit deutlich unter dem Schweizer Schnitt. Dies sei das Resultat einer weitsichtigen Energieplanung. So seien in Münsingen etwa überdurchschnittlich viele Wärmepumpen installiert.

Drei Schwerpunkte

Doch es liege noch mehr drin. Eine Analyse ergab, dass sich die Gemeinde zu drei Vierteln selbst mit Energie versorgen könnte. Diesem Wert will sich der Gemeinderat mit dem Projekt «Energiezukunft» annähern. Dabei orientiert er sich an den Energiezielen des Bundes und des Kantons. «Wir wollen das Rad nicht neu erfinden», sagt der Gemeindepräsident.

Der Gemeinderat hat drei Schwerpunkte definiert. Erstens soll insbesondere bei Gebäuden die Energieeffizienz gesteigert werden. Zweitens könnte mehr erneuerbare Energie produziert und eingesetzt werden. Und drittens soll die Bevölkerung sensibilisiert und beraten werden. Moser ist überzeugt, dass davon die lokale Wirtschaft profitieren würde. «Schon heute gibt es eine Reihe von innovativen Unternehmen in Münsingen.»

Konkret soll die Gemeinde etwa für Bauherren einen Energiecoach vermitteln. «Der Franken soll da eingesetzt werden, wo er am meisten Wirkung bringt», sagt Moser. Für Gebäudesa­nierungen sollen Fördergelder der Gemeinde bereitgestellt ­werden. Und wer ein Baugesuch für energetische Sanierungsmassnahmen stellt, soll einen Teil der Bewilligungsgebühren zurückerhalten.

Konzessionsabgabe erhöhen

Das Projekt Energiezukunft muss aber auch finanziert werden. Dafür will der Gemeinderat eine Spezialfinanzierung begründen, er hat dazu ein Reglement entworfen. Die ersten 1,5 Millionen Franken sollen aus der Mehrwertabschöpfung stammen. Darüber hinaus soll die Spezialfinanzierung durch eine Erhöhung der Konzessionsabgabe der gemeindeeigenen Infrawerke gespeist werden.

Heute geben die Infrawerke pro Kilowattstunde 1,7 Rappen an die Gemeinde ab - als Gegenleistung für die Konzession, dank der sie die Gemeinde mit Wärme, Wasser und Strom versorgt. Pro Jahr fliesst so rund eine Million Franken in die Gemeindekasse. Dies soll so bleiben. Neu soll aber die Abgabe von 1,7 auf bis zu 3 Rappen erhöht werden. Damit könnte ein Teil - bis zu 1,5 Millionen Franken pro Jahr - für das Projekt Energiezukunft verwendet werden.

Was sagen die Parteien?

Unter den Parteien und Parlamentariern fand im November eine Vernehmlassung statt. Zu den Ergebnissen äussert sich Gemeindepräsident Moser noch nicht. Eine Meinung ist aber schon bekannt, als einzige Partei hat die FDP den ausgefüllten Fragebogen den Medien zugestellt. Ihr Fazit lautet schlicht: «Wir wollen das nicht.»

Sie ist gegen die Spezialfinanzierung und gegen ein Energiecoaching für Bauherren. Von Beiträgen an Erdwärmebohrungen, hydrologische Gutachten und Fotovoltaikanlagen hält sie wenig. Und die FDP will auch nicht, dass Münsingen Gebäudesanierungen mit Fördergeldern unterstützt.


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 05.12.2015
Geändert: 05.12.2015
Klicks heute:
Klicks total: