Münsingen - Mekka der Chefchirurgen

Im Spital Münsingen trafen sich über 30 Chefchirurgen zum alljährlichen Treffen des Oltener Chirurgen Clubs (OCC). Der der 1974 gegründete OCC ist eine Vereinigung von Schweizer Chirurgen, die in einer Chef- oder leitenden Funktion an einem öffentlichen peripheren Spital tätig sind. Diese Vereinigung wurde 1974 in Olten gegründet und blickt auf ein aktives Wirken im Interesse der peripheren Spitäler zurück.

Martin Christen, martin.christen@bern-ost.ch
Die Jahrestagung findet laut Mitteilung der Organisatoren immer im Spital des jeweiligen Tagungspräsidenten und Chefchirurgen statt. Nach 1987 und 2003 fand die OCC Tagung zum dritten Mal im Spital Münsingen statt. Das Tagungsprogramm sei durch hochaktuelle, gesundheitspolitische Themen gekennzeichnet gewesen.

 

Immer mehr Notfallpatienten


Prof. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt Notfallzentrum des Inselspital Bern, zeigte in seinem Referat, dass nicht nur in den peripheren Spitälern, sondern auch am Universitätsspital die Zahlen der Patienten, die den Notfall aufsuchen, stetig zunehmen. Diese Entwicklung sei vor der zunehmenden Verknappung der hausärztlichen Notfallversorgung zu sehen, aber auch kulturelle Veränderungen spielten eine grosse Rolle. Der grosse Anteil der ausländischen Bevölkerung habe in der Regel keinen Hausarzt, sondern ziehe es vor, bei einem medizinischen Problem die Notfallstation des nächstliegenden Spitals zu konsultieren. Das System des Notfallarztes ist gerade in dieser Bevölkerungsgruppe gar nicht bekannt.
  

Kosten und Nutzen kleiner Spitäler


Der Zusammenschluss der öffentlichen Spitäler im Kanton Bern zu sechs Spitalzentren (RSZ), die seit anfang Jahr eingeführten Fallpauschalen (Swiss DRG) und die vom Kanton veröffentlichten Spitallisten verursachen gerade für die kleineren  Spitäler einen erhöhten Schliessungsdruck. Prof. Dr. med. Hans Hoppeler, Abteilungsleiter am Institut für Anatomie Universität Bern und Berater von MKR Partner, einer unabhängigen Beratungsfirma mit Sitz in Solothurn, präsentiert sehr eindrücklich eine neu erstellte Studie über „Kosten und Nutzen kleiner Spitäler“.

Am Beispiel des Regionalspitals Emmental (RSE) wurde anhand eines Vollkostenmodells gezeigt, dass eine Schliessung des Spital Langnau weder ökonomisch, noch qualitätstechnisch Sinn machen würde. Die volkswirtschaftlichen Folgen für die Region wären einschneidend und bezogen auf die Gesundheitskosten verursacht jede korrekt indizierte Hospitalisation im kleineren Spital weniger Kosten als eine Behandlung in einem zentralen Spital.

Beat Straubhaar, lic. rer. pol., langjähriger CEO des Spitals Thun und heute Präsident von „diespitäler.be“, einem Netzwerk der öffentlichen Spitäler des Kantons Bern, äusserte in seinem Referat gegenläufige Ansichten. Er bestätigte den Kostendruck, speziell auf die peripheren Spitäler, ausgelöst durch das neue Finanzierungsmodell der Fallpauschalen (DRG). In den Augen des Ökonomen kann dem nur mit Spitalfusionen, Angebotsüberprüfung und zeitlicher Eingrenzung des Angebotes entgegen gewirkt werden. Diese praxisfernen Thesen führten laut der Mitteilung bei den anwesenden Zuhörern zu lebhaften Diskussionen.

 

Anstellungsbedingungen für Kaderärzt

In einem weiteren Referat erläutert Dr. jur. Olivier Macchi von der Vereinigung der leitenden Spitalärzte VLSS, die Eckwerte eines Anstellungsvertrages für Kaderärzte am öffentlichen Spital. Diskutiert wurde auch die Frage wie weit ein Kaderarzt dem Arbeitsgesetz untersteht.

Der Nachmittag wurde durch Fachvorträge des Münsinger Chirurgenteams bestritten. Dr. Marc Mettler, Dr. Alexander Stupnicki und Frau Dr. Stephanie Scherz, stellten den Zuhörern komplizierte Patientenfälle, schwierige und komplex Krankheitsverläufe und neue Operationstechniken vor.

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Erstellt: 22.11.2012
Geändert: 22.11.2012
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