Münsingen - Mehrere Blöcke werden abgerissen

Die Überbauung «Am Stutz» ist in die Jahre gekommen. Nun will die Eigentümerin mehrere Blöcke abreissen. Die anderen sollen saniert werden. Die Mieter sind verunsichert.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ

In der letzten Woche erhielten die Mieter der Überbauung «Am Stutz» in Münsingen einen Brief. Darin schreibt die Vermieterin Livit AG, dass ein Teil der Siedlung abgerissen wird. «Wir sind erschrocken», sagt Urs Girard, einer der langjährigen Mieter. Denn die Nachricht kam aus heiterem Himmel. Seither gibt es in der Überbauung kaum ein anderes Thema mehr.

 

Die Siedlung besteht aus acht dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern. Sie befindet sich am Dorfrand in Richtung Tägertschi und gehört laut Grundbuchamt der Berintra AG, welche wiederum der UBS gehört. Die Überbauung entstand in mehreren Etappen zwischen 1973 und 1986. Heute verfügten die Wohnungen über einen «erheblichen Sanierungsbedarf», so die Livit in dem Brief an die Mieter. Die ältesten Bauten sollen deshalb abgerissen werden. Es handelt sich um einen Block am Finkenweg sowie um die Liegenschaften am Terrassenweg. Laut einem Mieter gibt es heute in der Siedlung rund 130 Wohnungen. Vom Abriss sind 63 Wohnungen betroffen, neu werden 81 Wohnungen gebaut.

 

Verdichtungspotenzial geortet

 

Dagegen sollen der kleinere Block am Finkenweg sowie die Häuser am Falkenweg renoviert werden. Hier sollen Fenster und Fassaden saniert sowie Nasszellen und Küchen erneuert werden. Damit solle «zeitgemässer Wohnraum» geschaffen werden, so Livit.

 

In der Ortsplanungsrevision von 2010 wurde festgehalten, dass in der Überbauung Verdichtungspotenzial besteht. Die Siedlung sei grosszügig gestaltet und verfüge über viel Grünraum, sagt Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne). Nun werde die Verdichtung umgesetzt. Die Qualität der Siedlung bleibe aber erhalten. «Es ist eine schöne Anlage und so wird es auch bleiben», so Moser.

 

Die heutige Mieterschaft ist durchmischt. Familien, ältere Leute und junge Paare wohnen am «Stutz». Mieter beschreiben die Siedlung als familienfreundlich und die Lage als hervorragend. Dass sich aber manche Liegenschaften nicht mehr im besten Zustand befinden, das wissen auch sie. «Wir sind auch nicht grundsätzlich gegen Verbesserungen», sagt Mieter Girard. «Theoretisch könnte es eine gute Sache sein.» Dennoch sorgen sie sich, dass Grünraum auf Kosten der Verdichtung verschwindet – und dass die jetzt günstigen Mieten erhöht werden. Noch haben sie aber keine Angaben dazu erhalten. «Wir sind daran, uns Informationen zu beschaffen», sagt Girard. Gegenüber dieser Zeitung wollen sich Vermietung und Eigentümerschaft heute Freitag äussern.

 

Gemäss dem Brief werden die Sanierungsarbeiten frühestens im Sommer 2015 beginnen. «Die Realisierung der Neubauten ist voraussichtlich erst nach Abschluss der Sanierungsarbeiten geplant.»


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Erstellt: 04.07.2014
Geändert: 04.07.2014
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