Münsingen - Letzte Chance für neue Verwaltung
Das Münsinger Volk stimmt darüber ab, ob es ein neues Verwaltungsgebäude will. Und ob die Gemeinde es besitzen oder mieten soll. Der Gemeinderat möchte das 17,2-Millionen-Projekt selber realisieren.
Lisa Stalder / Der Bund
Am 11. März gilt es für den Münsinger Gemeinderat ernst: Gut drei Jahre nachdem sich die Bevölkerung knapp gegen eine zentrale Verwaltung im Dorfzentrum ausgesprochen hat, kommt nun das überarbeitete Projekt vor das Volk. Dieses sieht einen pavillonähnlichen Neubau am Rande des Schlossareals vor, unmittelbar hinter der heutigen Präsidialabteilung. Im dreistöckigen Gebäude samt Attika sollen dereinst 80 bis 90 Arbeitsplätze eingerichtet werden. Dies auf einer Fläche von rund 2300 Quadratmeter. Der Neubau kostet gut 17,2 Millionen Franken; in diesem Betrag sind die Kosten für die geplante Einstellhalle (1,2 Millionen) inbegriffen.
Die Münsingerinnen und Münsinger bestimmen nicht nur, ob sie überhaupt eine neue Verwaltung wollen. Es ist auch an ihnen, zu entscheiden, ob die Gemeinde den Neubau besitzen oder sich lediglich einmieten soll. Im zweiten Fall würde ein Investor die Kosten übernehmen. Dass es zu einer Variantenabstimmung kommt, ist auf einen Antrag der FDP und der Freien Wähler zurückzuführen, der vom Parlament am 5. Dezember 2011 angenommen wurde.
Gemeinderat zieht Eigentum vor
Geht es nach der Exekutive, würde die Gemeinde selber für die Kosten aufkommen. Als Eigentümerin habe sie viel mehr Spielraum, sagt Gemeindepräsident Erich Feller (Freie Wähler). Allerdings könnte der Gemeinderat auch mit der Variante «Miete» leben. Es ist ihm in erster Linie wichtig, dass überhaupt etwas geschieht. Denn die heutige Situation sei unbefriedigend: Nach wie vor ist die Verwaltung auf fünf Standorte verteilt, wobei einige der Gebäude nicht rollstuhlgängig sind. Zudem mangelt es an Platz. In den letzten Jahren haben zahlreiche Sitzungszimmer in Büros umgewandelt werden müssen. Sogar in ausrangierten Küchen und in Kellern wurden Büros eingerichtet. Der Gemeinderat sieht im Neubauprojekt die Chance, die Verwaltung «zeitgemässer, energiefreundlicher, kunden- und mitarbeitergerechter» zu gestalten. Er hoffe, dass die Bürgerinnen und Bürger dies auch einsähen, sagt Feller.
Bei den Parteien sind die Meinungen bereits gemacht; ein Grossteil von ihnen befürwortet den Neubau. Mit einem solchen hätte die Bevölkerung «eine einzige Anlaufstelle für alle Anliegen», schreibt beispielsweise die SP. Zudem sei der Zugang «hindernisfrei und behindertengerecht». Das «energetisch vorbildliche» Gebäude biete Platz für Büroräumlichkeiten, die den Anforderungen der kommenden Jahre genügten. Die SP zieht die Variante «Kauf» vor. So könnten «unbekannte Bedingungen und Renditeansprüche» umgangen werden.
Ähnlich tönt es bei den Freien Wählern: Mit einem Ja erhalte die Gemeinde ein «zeitgerechtes und energiefreundliches» Verwaltungsgebäude. Durch die Zentralisierung fielen auch die Betriebskosten tiefer aus als heute. Dies zahle sich langfristig für die Steuerzahler aus. Auch die Freien Wähler ziehen die Variante «Kauf» vor. Ebenso die SVP und die EVP. Letztere schreibt zudem, dass es an der Zeit sei, das heutige «Flickwerk» durch ein zentrales, behindertengerechtes Gebäude zu ersetzen.
FDP will mieten, BDP sanieren
Auch die Freisinnigen, die sich 2008 noch heftig gegen die geplante zentrale Verwaltung gewehrt hatten, finden das überarbeitete Projekt «sinnvoll». Die Bürosituation sei für einige Mitarbeitende in der Tat nicht mehr tragbar. Auch gebe es zu wenig Sitzungszimmer. Allerdings sei das Projekt, wie es dem Gemeinderat vorschwebt, für Münsingen zu teuer. Die FDP plädiert daher dafür, der Variante «Miete» zuzustimmen. Diese Variante komme die Gemeinde während 23 Jahren günstiger zu stehen. Stimmt die Bevölkerung dem zu, würde dem Gemeinderat das Recht erteilt, einen Verpflichtungskredit von 900 000 Franken pro Jahr für den Mietvertrag einzugehen.
Keinen Gefallen am Projekt findet hingegen die BDP. Sie wirft dem Gemeinderat vor, andere mögliche Standorte, wie zum Beispiel das leer stehende Druckereigebäude beim Bahnhof, gar nicht ernsthaft geprüft zu haben. Die Partei bemängelt zudem, dass der Neubau aus Kostengründen nur noch den gewöhnlichen Minergiestandard aufweisen soll; beim letzten Projekt sei noch der Standard Minergie Eco P vorgesehen gewesen. Zudem schade der geplante Neubau im Schlossareal dem Dorfbild.
Keine eindeutige Parole haben die Grünen herausgegeben: In ihren Reihen gebe es sowohl Gegner wie auch Befürworter, schreibt die Partei. An der Mitgliederversammlung resultierte aber ein deutliches Nein.
Klar gegen das Projekt ist der Verein für Ortsbildschutz (VOM): Das geplante Gebäude sei zwar ein «architektonisch durchaus gefälliges Werk», aber es stehe am falschen Ort. Der Schlosspark sei eine zentrale Erholungszone, die nicht beeinträchtigt werden solle. Der VOM schlägt stattdessen vor, die ehemalige Druckerei zu sanieren.
Sanierung kostet 8 Millionen
Lehnt die Bevölkerung das Projekt am 11. März ab, wird der Gemeinderat kein neues ausarbeiten. Das heisst aber nicht, dass die Gemeinde 17,2 Millionen Franken einspart. In diesem Falle müsste in die bestehenden Gebäude investiert werden. Der Gemeinderat rechnet mit 6 bis 8 Millionen Franken. Und sollte die Verwaltung dereinst ausgebaut werden müssen, könnte der Gemeinderat nicht umhin, nach einem sechsten Standort zu suchen.
Parkraumreglement: Künftig kostet das Parkieren auch nachts
Die Münsinger Bevölkerung stimmt am 11. März auch über das neue Parkraumreglement ab. Dieses regelt die Bewirtschaftung der gemeindeeigenen Parkplätze. Eine wesentliche Änderung betrifft das Parkieren in der Nacht. Während Autos nachts bisher gratis abgestellt werden konnten, wird nun ein reduzierter Tarif verlangt. Dies gilt für jene Parkplätze, die mittels Ticketautomaten bewirtschaftet werden. Wer das Auto mehr als drei Nächte in der blauen oder der weissen Zone abstellt, muss künftig eine Bewilligung einholen. Diese kostet pro Monat 30, für ein Jahr 300 Franken. Das neue Parkraumreglement soll der Gemeinde pro Jahr zusätzliche 50 000 Franken in die Kasse spülen. Ein Grossteil der Parteien unterstützt die Vorlage
Die Münsingerinnen und Münsinger bestimmen nicht nur, ob sie überhaupt eine neue Verwaltung wollen. Es ist auch an ihnen, zu entscheiden, ob die Gemeinde den Neubau besitzen oder sich lediglich einmieten soll. Im zweiten Fall würde ein Investor die Kosten übernehmen. Dass es zu einer Variantenabstimmung kommt, ist auf einen Antrag der FDP und der Freien Wähler zurückzuführen, der vom Parlament am 5. Dezember 2011 angenommen wurde.
Gemeinderat zieht Eigentum vor
Geht es nach der Exekutive, würde die Gemeinde selber für die Kosten aufkommen. Als Eigentümerin habe sie viel mehr Spielraum, sagt Gemeindepräsident Erich Feller (Freie Wähler). Allerdings könnte der Gemeinderat auch mit der Variante «Miete» leben. Es ist ihm in erster Linie wichtig, dass überhaupt etwas geschieht. Denn die heutige Situation sei unbefriedigend: Nach wie vor ist die Verwaltung auf fünf Standorte verteilt, wobei einige der Gebäude nicht rollstuhlgängig sind. Zudem mangelt es an Platz. In den letzten Jahren haben zahlreiche Sitzungszimmer in Büros umgewandelt werden müssen. Sogar in ausrangierten Küchen und in Kellern wurden Büros eingerichtet. Der Gemeinderat sieht im Neubauprojekt die Chance, die Verwaltung «zeitgemässer, energiefreundlicher, kunden- und mitarbeitergerechter» zu gestalten. Er hoffe, dass die Bürgerinnen und Bürger dies auch einsähen, sagt Feller.
Bei den Parteien sind die Meinungen bereits gemacht; ein Grossteil von ihnen befürwortet den Neubau. Mit einem solchen hätte die Bevölkerung «eine einzige Anlaufstelle für alle Anliegen», schreibt beispielsweise die SP. Zudem sei der Zugang «hindernisfrei und behindertengerecht». Das «energetisch vorbildliche» Gebäude biete Platz für Büroräumlichkeiten, die den Anforderungen der kommenden Jahre genügten. Die SP zieht die Variante «Kauf» vor. So könnten «unbekannte Bedingungen und Renditeansprüche» umgangen werden.
Ähnlich tönt es bei den Freien Wählern: Mit einem Ja erhalte die Gemeinde ein «zeitgerechtes und energiefreundliches» Verwaltungsgebäude. Durch die Zentralisierung fielen auch die Betriebskosten tiefer aus als heute. Dies zahle sich langfristig für die Steuerzahler aus. Auch die Freien Wähler ziehen die Variante «Kauf» vor. Ebenso die SVP und die EVP. Letztere schreibt zudem, dass es an der Zeit sei, das heutige «Flickwerk» durch ein zentrales, behindertengerechtes Gebäude zu ersetzen.
FDP will mieten, BDP sanieren
Auch die Freisinnigen, die sich 2008 noch heftig gegen die geplante zentrale Verwaltung gewehrt hatten, finden das überarbeitete Projekt «sinnvoll». Die Bürosituation sei für einige Mitarbeitende in der Tat nicht mehr tragbar. Auch gebe es zu wenig Sitzungszimmer. Allerdings sei das Projekt, wie es dem Gemeinderat vorschwebt, für Münsingen zu teuer. Die FDP plädiert daher dafür, der Variante «Miete» zuzustimmen. Diese Variante komme die Gemeinde während 23 Jahren günstiger zu stehen. Stimmt die Bevölkerung dem zu, würde dem Gemeinderat das Recht erteilt, einen Verpflichtungskredit von 900 000 Franken pro Jahr für den Mietvertrag einzugehen.
Keinen Gefallen am Projekt findet hingegen die BDP. Sie wirft dem Gemeinderat vor, andere mögliche Standorte, wie zum Beispiel das leer stehende Druckereigebäude beim Bahnhof, gar nicht ernsthaft geprüft zu haben. Die Partei bemängelt zudem, dass der Neubau aus Kostengründen nur noch den gewöhnlichen Minergiestandard aufweisen soll; beim letzten Projekt sei noch der Standard Minergie Eco P vorgesehen gewesen. Zudem schade der geplante Neubau im Schlossareal dem Dorfbild.
Keine eindeutige Parole haben die Grünen herausgegeben: In ihren Reihen gebe es sowohl Gegner wie auch Befürworter, schreibt die Partei. An der Mitgliederversammlung resultierte aber ein deutliches Nein.
Klar gegen das Projekt ist der Verein für Ortsbildschutz (VOM): Das geplante Gebäude sei zwar ein «architektonisch durchaus gefälliges Werk», aber es stehe am falschen Ort. Der Schlosspark sei eine zentrale Erholungszone, die nicht beeinträchtigt werden solle. Der VOM schlägt stattdessen vor, die ehemalige Druckerei zu sanieren.
Sanierung kostet 8 Millionen
Lehnt die Bevölkerung das Projekt am 11. März ab, wird der Gemeinderat kein neues ausarbeiten. Das heisst aber nicht, dass die Gemeinde 17,2 Millionen Franken einspart. In diesem Falle müsste in die bestehenden Gebäude investiert werden. Der Gemeinderat rechnet mit 6 bis 8 Millionen Franken. Und sollte die Verwaltung dereinst ausgebaut werden müssen, könnte der Gemeinderat nicht umhin, nach einem sechsten Standort zu suchen.
Parkraumreglement: Künftig kostet das Parkieren auch nachts
Die Münsinger Bevölkerung stimmt am 11. März auch über das neue Parkraumreglement ab. Dieses regelt die Bewirtschaftung der gemeindeeigenen Parkplätze. Eine wesentliche Änderung betrifft das Parkieren in der Nacht. Während Autos nachts bisher gratis abgestellt werden konnten, wird nun ein reduzierter Tarif verlangt. Dies gilt für jene Parkplätze, die mittels Ticketautomaten bewirtschaftet werden. Wer das Auto mehr als drei Nächte in der blauen oder der weissen Zone abstellt, muss künftig eine Bewilligung einholen. Diese kostet pro Monat 30, für ein Jahr 300 Franken. Das neue Parkraumreglement soll der Gemeinde pro Jahr zusätzliche 50 000 Franken in die Kasse spülen. Ein Grossteil der Parteien unterstützt die Vorlage