Münsingen - Lehrer verärgert Gemeinderat

Der Gemeinderat bewilligte neue Geräte für die Schule. Jetzt kritisiert ein Lehrer diesen Entscheid.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
Anfang April beschloss der Gemeinderat Münsingen, dass die Schulzentren Rebacker und Schlossmatt mit interaktiven Displays ausgerüstet werden. 40 Stück dieser Computer mit grossen Touchscreens werden den Lehrern und Schülern frühestens ab Sommer zu Verfügung stehen. Der Gemeinderat hiess dafür einen Kredit von 180'000 Franken gut. Dass er damit Ärger auf sich ziehen würde, damit rechnete der Rat nicht. Schon gar nicht mit Ärger aus dem Lehrerzimmer.

Offener Brief an Gemeinde

Für Stefan Rothen jedoch, seit vielen Jahren Lehrer in Münsingen, war die Anschaffung nur «auf den ersten Blick eine erfreuliche Nachricht». Auf den zweiten Blick stiess ihm so einiges sauer auf. Deshalb setzte er sich an den Computer und schrieb dem Gemeinderat einen offenen Brief. Er schickte das Papier auch dieser Zeitung. «Man darf doch seine Meinung sagen», findet er. Sie lautet so: Die Lehrer seien nicht gefragt worden, ob sie die Geräte überhaupt brauchten. Bei anderen wichtigen Bedürfnissen der Schule werde gespart. Digitale Medien behinderten den menschlichen Kontakt. Die Geräte würden unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt. Das Problem des Elektroschrotts sei ungelöst. Und «pikant» findet er, dass die Kosten einst mehr als 220'000 Franken betragen sollten. Dann wäre das Parlament zuständig gewesen.

Preis ist gesunken

Gemeinderätin Marianne Mägert (Freie Wähler) kontert die Kritik. Ursprünglich sei der Gemeinderat sogar von 250'000 Franken ausgegangen. «Wir hatten alles vorbereitet für einen Antrag an das Parlament.» Nun aber sei der Preis gesunken. Die betroffenen Lehrer seien sehr wohl befragt worden. Auf Rothens Stufe, der 1. und 2.Klasse, würden die Geräte aber gar nicht eingesetzt. «Er hätte besser seine Kollegen gefragt.» Zudem dauere die Diskussion über neue Geräte schon seit Jahren an. «Ursprünglich wollten wir Beamer anschaffen, nun entschieden wir uns aber für die neuste Generation.» Aus Sicht des Gemeinderats, der Schulleitungen und der meisten Lehrer sei das sehr sinnvoll.

Inakzeptables Verhalten

Bei der Kritik handle es sich um die Meinung einer Einzelperson, betont Gemeinderätin Mägert. «Wir goutieren es nicht, dass eine Lehrperson den eigenen Arbeitgeber angreift.» Dieses Verhalten sei inakzeptabel. Der zuständige Schulleiter werde mit dem Lehrer sprechen.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 20.05.2015
Geändert: 21.05.2015
Klicks heute:
Klicks total: