Münsingen - Harter Winter fordert seinen Tribut

Der Frost im Februar hat auch die Gartenprofis getroffen: Allein bei Gartenpflanzen Daepp in Münsingen beträgt der Schaden 400'000 Franken.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
400'000 Franken. So viel beträgt der Schaden, den der vergangene harte Winter bei Gartenpflanzen Daepp in Münsingen angerichtet hat. «Zu Gestehungskosten» und ohne den Aufwand für die Aufräumarbeiten, wie Inhaber Patrick Daepp in einem Brief an seine Kunden präzisiert, was heisst: Würde er die erfrorenen Pflanzen neu einkaufen, müsste er 400'000 Franken hinlegen.

Die Kälte von Anfang Februar macht nicht nur den Hobbygärtnern zu schaffen (wir berichteten), sondern genauso den Gartenprofis. Und das nicht zu knapp, wie Daepp auf Nachfrage erklärt. Weil es zuvor verhältnismässig warm gewesen sei, hätten gewisse Pflanzen innerlich schon von Winter auf Frühling umgestellt und auszutreiben begonnen. Umso schutzloser seien sie nun dem harten Frost ausgesetzt gewesen, da sich dieser Mechanismus sehr oft gar nicht mehr umkehren lasse.

 

Die isolierende Erde fehlt


Getroffen hat es nicht nur Pflanzen, die eigentlich in südlicheren Gefilden zu Hause sind und deshalb von vornherein empfindlich auf eisige Temperaturen reagieren. Opfer der Kälte geworden sind neben Bambus und Rosen aller Art auch Hainbuchen und sogar Eichen, Gehölze also, «die bei uns von jeher heimisch sind», wie Daepp sagt.

 

Zum Verhängnis geworden ist ihnen, dass sie allesamt in Töpfen, bei grösseren Wurzelballen auch in sogenannten Containern im Freien standen. Diese Art der Kultur hat den Vorteil, dass die Pflanzen das ganze Jahr über für den Handel verfügbar sind. Und nicht nur zwischen Herbst und Frühling wie jene aus den Freilandkulturen, die zuerst aus einem Beet ausgegraben werden müssen und diese Prozedur nur in der laubfreien Zeit ohne Schaden überstehen. Pflanzen in Topf und Container haben dafür den Nachteil, dass ihre Wurzeln von keiner isolierenden Erdschicht umgeben sind. Der Frost kann ihnen viel mehr anhaben.

 

In der Schweiz gewappnet


Mit den 400'000 Franken Schaden sei sein Betrieb vergleichsweise glimpflich davongekommen, so Daepp weiter. Schätzungen des Branchenverbandes Jardin Suisse kämen für das ganze Land auf einen Betrag 15 bis 20 Millionen Franken, betroffen seien alle Landesteile. Noch schlimmer sehe es anderswo in Europa aus, in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und Italien, von wo viele Jungpflanzen herkämen. Das erkläre nicht zuletzt auch die aktuellen Lieferengpässe, mit denen bis Ende Jahr punktuell weiterhin zu rechnen sei.

 

Die Schweiz profitierte für einmal davon, «dass wir den Winterschutz gewohnt sind», wie Daepp sagt. So verschwanden die heikleren Pflanzen auch im vergangenen Winter im Glashaus und profitierten davon, dass dieses im Notfall temperiert werden konnte. Als Alternative boten Folientunnel ebenfalls Schutz, wenn auch keinen hundertprozentigen – «ohne diese Massnahmen», betont Daepp, «sähe es bei uns ganz anders aus».

 

Nun eine Versicherung


Die 400'000 Franken – so viel, wie seit 1985 nicht mehr – muss Daepp auf die eigene Kappe nehmen. Frostschäden seien im Moment gar nicht versicherbar, erklärt er. Jardin Suisse überlege nun, in Zusammenarbeit mit der Hagelversicherung ein entsprechendes Angebot auf die Beine zu stellen. Im Vorfeld müsse allerdings klar definiert werden, was überhaupt gegen Frost versichert werden könne – und: «Eine solche Versicherung wird nicht gerade billig sein.»

 

In diesen Tagen räumen Daepp und seine Leute die letzten erfrorenen Pflanzen weg und schaffen Platz für neue, unversehrte Ware. Sie holen diese entweder im eigenen Freigelände oder kaufen sie zu. «Wir haben absichtlich lange gewartet, weil es immer wieder Pflanzen gibt, die sich trotz allem relativ spät doch noch erholen.»

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Erstellt: 12.06.2012
Geändert: 12.06.2012
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