Münsingen - GLP räumt ab – FDP sucht Antworten

Aus dem Nichts haben die Grünliberalen einen Sitz im Gemeinderat und vier zusätzliche Sitze im Parlament geholt. Die FDP hat die Wahl verloren. Sie sind raus aus dem Gemeinderat und verlieren auch noch einen Sitz im Parlament. Wie konnte es so weit kommen?

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

"Die Freude ist riesig", sagt Andreas Oestreicher, Präsident der GLP, "wir haben schon mit Zuwachs gerechnet, aber das ist natürlich schon gewaltig." In der Tat haben die Grünliberalen ihre Sitzzahl im Parlament verdreifacht. Sie haben vier Sitze gewonnen auf Kosten von FDP, SVP, EVP und Grünen.

 

GLP im Hoch

Weiter sind die Grünliberalen neu mit Stefanie Feller im Gemeinderat vertreten. Stefanie Feller erhielt viele Stimmen von anderen Parteiwähler:innen. Oestreicher erklärt ihr gutes Abschneiden: "Sie hatte als einzige zwei Listenplätze, zudem kennt man ihren Vater. Erich Feller war während zwölf Jahren Gemeindepräsident." Kommt dazu, dass die Grünliberalen generell gut abschneiden.

 

Wer eine bürgerliche Politik will, wählt wohl eher GLP als FDP. Oestreicher: "Wir sind im Moment sehr gut besetzt, wir haben junge und unverbrauchte Leute, die in Münsingen gut vernetzt sind. Die sind hier aufgewachsen, sind hier in die Schule gegangen und in Vereinen aktiv."

 

FDP im Tief

Ganz anders läuft es bei der FDP. In Konolfingen tritt die FDP gar nicht mehr zur Wahl an. In Oberdiessbach verlor sie einen Sitz im Gemeinderat, und jetzt noch der Sitzverlust in Münsingen. Michael Fahrni von der FDP sagt: "Wir sind noch am Analysieren. Ein wichtiger Faktor war, dass wir keine Listenverbindung abschliessen konnten. Primär mit der SVP, aber die wollten das nicht." Es gab eine Listenverbindung von SP und Grünen und eine von den Grünliberalen mit der EVP. "Fakt ist: FDP und SVP hatten keine Listenverbindung und beide haben einen Sitz im Gemeinderat verloren", sagt Fahrni.

 

Ein weiterer Grund für das miserable Abschneiden der FDP könnte sein: "Es ist uns nicht gelungen Frauen zum Kandidieren zu bewegen. Wir haben viel versucht, aber das nicht geschafft." Die GLP sei wohl attraktiver für junge Leute. Dass die FDP überall verliere, sieht Fahrni nicht. "Wir stecken den Kopf nicht in den Sand." Michael Fahrni hat die Wahl in den Gemeinderat und ins Parlament verpasst. Aufgeben will er nicht. Im Frühling tritt er zur Grossratswahl an.

 

SVP bleibt stark

Auch die SVP hat einen Sitz im Gemeinderat und im Parlament verloren. "Wir sind nach wie vor die wählerstärkste Partei", sagt SVP-Präsident Henri Bernhard. Das stimmt, nimmt man nur die Parteistimmen, kommt die SVP auf 23.5 Prozent, dahinter SP mit 19.5 und die Grünen mit 19 Prozent. Die SVP sei stabil. Dass sie dennoch Sitze abgeben musste, erklärt Bernhard so: "Wir hatten Proporzpech."

 

Ob eine Listenverbindung mit der FDP geholfen hätte, müsse er erst analysieren: "Vielleicht hätte es bei einer Listenverbindung für zwei Sitze gereicht, ich kann aber nicht sagen, wer den zweiten Sitz erhalten hätte." Bernhard bedauert das Ausscheiden von Susanne Bähler aus dem Gemeinderat, das sei extrem knapp gewesen. Zur künftigen Zusammenarbeit mit der GLP sagt er: "Ich sehe sie überhaupt nicht als Gegner. Bei den Themen, über die man auf Stufe Gemeinde befinden kann, da haben wir Schnittpunkte. Es ist so, wie es ist."

 

Listenverbindungen haben geholfen

Es ist eine Sache mit diesen Listenverbindungen. SP und Grüne haben zusammengespannt und die Rechnung ist aufgegangen. Für die SP holt Thekla Huber einen zusätzlichen Sitz im Gemeinderat auf Kosten der SVP. Ohne die Listenverbindung mit den Grünen hätte dies kaum funktioniert. Auch Grünliberale und EVP haben zusammengespannt, hier heissen die lachenden Sieger:innen GLP.

 

Aber auch die EVP konnte ihren Sitz im Gemeinderat wohl dank dieser Zusammenarbeit halten. Die EVP allein erreichte einen Stimmenanteil von elf Prozent. In vier Jahren wird wieder gewählt, bis dahin haben die Parteien Zeit, sich über eine allfällige Listenverbindung Gedanken zu machen. Michael Fahrni von der FDP sagt es so: "Wir weichen zurück, um höher zu springen. Wir wollen in vier Jahren den Sitz zurückerobern."

 

Stimmenverhältnis nach Parteien

Partei Erhaltene Stimmen In Prozent
SVP 6'536 23.5
SP 5'425 19.5
Grüne 5'258 18.9
GLP 4'458 16.0
EVP 3'150  11.3
FDP 3'034 10.9

 

 

Stimmenverhältnis nach Einzellisten und Listenverbindungen

Partei Erhaltene Stimmen In Prozent Sitze
SP/Grüne 10'683  38.3 3
EVP/GLP 7'608  27.3 2
SVP 6'536  23.5 1
FDP 3'034  10.9 0

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Erstellt: 29.11.2021
Geändert: 02.12.2021
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