Münsingen - Fünf verhasste Geschwister und ein Campingbus

«Neapel sehen und erben» ist die neue Theaterproduktion des Berner Sommertheaters, die bis Mitte Mai zu sehen ist. Das Theaterstück von Gerhard Schütz wird zum ersten Mal seit der Uraufführung auf die Theaterbühne gebracht.

Pia Scheidegger, Berner Zeitung BZ
Im Wohnzimmer stehen ein vergilbter Samtsessel und eine mächtige Truhe, auf der eingerahmte Fotos von einem Campingbus aufgestellt sind. Neben dem Kamin hat es eine Minibar, die auffällig gut gefüllt ist. Sobald das Theaterstück «Neapel sehen und erben» beginnt, wird schnell klar, warum der Alkohol ein wichtiger Teil der Kulisse ist. Im Stück des Berner Autors Gerhard Schütz müssen fünf Geschwister, die sich alles andere als mögen, eine Reise mit dem alten Campingbus ihres Vaters antreten, um sein Geld erben zu können. Das Berner Sommertheater zeigt das Bühnenwerk noch bis Mitte Mai im Casinosaal des Psychiatriezentrums Münsingen.

Gezänk und Liebe

Als sich die fünf Protagonisten für die Testamentseröffnung im Haus ihres verstorbenen Vaters treffen, geht das Gezänk schon los. «Mehr auseinander als auseinander können wir gar nicht sein», sagt einer der zwei Brüder. Die Geschwister nehmen sich seine Aussage zu Herzen und begeben sich auf die Fahrt nach Neapel. Die nächsten zwei Monate verbringen die Brüder und Schwestern auf engstem Raum im Campingbus. Mehr alte Streitigkeiten und ungelöste Konflikte brechen auf, aber es entstehen auch neue Freundschaften, und eines der Geschwister findet sogar die Liebe des Lebens.

Für die Regie konnte das Berner Sommertheater zum ersten Mal die Schauspielerin und Regisseurin Brigitta Weber gewinnen. «Die Charaktere dieses Stücks sind besonders fein gezeichnet, deshalb versuchen wir, sie möglichst natürlich darzustellen», sagt Brigitta Weber. Ursprünglich sei das Bühnenwerk für eine Garage geschrieben, deshalb sei die Kulisse eine Herausforderung gewesen. Entschieden hat sich die Regisseurin schliesslich für eine L-förmige Bühne, die auf der einen Seite das Elternhaus der Protagonisten zeigt und auf der anderen Seite den Bus und die verschiedenen Campingplätze. Nach der Uraufführung von «Neapel sehen und erben» ist das Berner Sommertheater der erste Theaterverein, der das Stück auf die Bühne bringt.

Die Reise der Geschwister erinnert an eine Pilgerreise. Neue Fragen stellen sich und neue Antworten werden gefunden. Dies sei eine wichtige Aussage der Geschichte, sagt Präsidentin des Vereins Berner Sommertheater Sandra Schwab. «Es spielt eigentlich keine Rolle, ob die Reise auf einer berühmten Strecke stattfindet oder nicht», so Sandra Schwab weiter.

Erfahrene Laien

Für sie sei das Besondere am Theaterstück die Entwicklung der Charaktere. Diese ist in der Tat eindrucksvoll, nicht zuletzt durch das Können der Spielenden. Auch Regisseurin Brigitta Weber ist zufrieden mit der Leistung des Berner Sommertheaters: «Das sind Laien mit vielen Kilometern», sagt sie. Wenn Fehler auf der Bühne passieren, merke sie es selber kaum, weil diese so gut überspielt werden. Obwohl das Stück keine Komödie ist, gibt es viele humorvolle Momente. Diese sind vor allem den unterschiedlichen Charakteren und der Minibar zu verdanken, deren Inhalt mit auf die Reise nach Neapel geht.

Aufführungsdaten:
Fr, 28. 4., Sa, 29. 4., So, 30. 4., Do, 4. 5., Fr, 5. 5., Sa, 6. 5., So, 7. 5., Do, 11. 5., Fr, 12. 5., Sa, 13. 5. (Beginn: 20.15 Uhr, Sonntage 18.15 Uhr).

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Erstellt: 28.04.2017
Geändert: 28.04.2017
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