Münsingen - Familienbetrieb Ryser chaschperlet

Theophil Ryser ist die Chaschperlibühni Thery. Diese funktioniert aber nur mit der Unterstützung der ganzen Familie. Eine Erfolgsgeschichte.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Im Keller des Einfamilienhauses am Brunnmattweg in Münsingen baut Theophil Ryser seine neue Chaschperlibühne zusammen. Die in Höhe und Breite verstellbare Konstruktion kann den Räumen angepasst werden, in denen Chasperlimann Thery sein Publikum unterhält. Denn: Unterhalten will er, nicht mehr und nicht weniger. «Allerdings ist da ja schon etwas Erzieherisches dabei», gesteht Ryser. Schliesslich geht es bei den Geschichten rund um den Chaschperli immer um Gut und Böse. Klar, dass das Gute siegt und die Bösen bestraft werden. Die Art der Strafe hat sich aber im Lauf der Zeit verändert. Therys Chaschperli verpasst niemandem mehr Prügel, wie das noch vor Jahrzehnten war. Aber Gerechtigkeit muss sein: «Die Räuber müssen ins Gefängnis, die Hexe wird verjagt beziehungsweise: Die Kinder verjagen sie mit Geschrei oder Gesang», sagt Theophil Ryser, der sein Publikum gern zum Mitmachen animiert. «Mein Chaschperli ist gewaltlos.»

Die Familie hilft mit

Vor 15 Jahren hat Theophil Ryser mit dem Chaschperle angefangen. Heute hat
der 65-Jährige Unterstützung von Ehefrau Sylvia – sie malt die Bühnenbilder –, den Töchtern Nina und Ilona sowie Michele Passuco, die beim Bühnenaufbau, an der Kasse und beim Spielen helfen. Bis 2007 hatte die Chaschperlibühni ihr Domizil in der Alten Filzi Münsingen. Ryser teilte die Räumlichkeiten mit der Organisation «d’ Schwyz tanzt», die aber wegzog. Die Chaschperlibühne verlor ihr Zuhause, fand dann aber dank Unterstützung der Gemeinde Münsingen im Freizythuus Unterschlupf. Allerdings muss Ryser vor jedem Vorstellungswochenende die Bühne neu auf- und danach wieder abbauen. «Das bedeutet einen mehrstündigen Aufwand», seufzt Thery, der nach wie vor von einem eigenen Lokal träumt. Aber bis jetzt sei alles entweder ungeeignet oder zu teuer gewesen. Im Freizythuus spielt der Chaschperlimann jährlich an sechs Wochenenden je zweimal. Sein Publikum ist im Laufe der Zeit jünger geworden, stellt er fest: «Anfangs waren die Kleinsten 7-jährig, heute sind es 3-Jährige.» Deshalb müsse er seine Geschichten dem sehr jugendlichen Publikum anpassen, damit sie verstanden würden. Theophil Ryser spielt eigene Stücke oder solche nach Therese Keller. Das Museum Schloss Münsingen beherbergt den Nachlass der international bekannten Puppenspielerin, die von 1923 bis 1972 lebte. Deshalb gibt es auch kein Problem mit den Urheberrechten.

Oft auf Tournee

Wegen schwerer Migräne bezieht Ryser eine IV, demnächst die AHV. Manchmal macht er sich Gedanken über seine Nachfolge. Aufhören möchte er nicht. «Das Publikum würde mir fehlen», sagt er und zeigt ein paar seiner Figuren: einen Raben. Den Chaschperli. Einen antiken deutschen Kasperle. In weiteren Schachteln des Regals ruhen Prinzessinnen, Krokodile, Hexen, Könige, Räuber. Mit ihnen geht Thery auf Tournee im In- und Ausland. «Ich war schon an Puppentheatertagen in Österreich und in Deutschland, spiele auch in Firmen und an Familienanlässen.» Ryser ist ein Meister der Improvisation und ändert ein Stück spontan, je nach Situation und nach der Stimmung des Publikums.

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Erstellt: 09.01.2012
Geändert: 09.01.2012
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