Münsingen - Eine Transplantation mit Folgen

Im Casino des Psychiatriezentrums werden Organe transplantiert. Zumindest auf der Bühne im Stück «Eiger, Mord und Jungfrau». Das Berner Sommertheater greift mit seiner Inszenierung heikle Fragen auf.

Ursula Grütter, Berner Zeitung BZ

Die Berner mögen Krimis mit Schauplätzen aus ihrer Region. Der Arzt Paul Wittwer – aufgewachsen im Emmental – liefert ihnen diese spannungsgeladene Unterhaltung regelmässig. So hielt sich sein Kriminalroman «Eiger, Mord und Jungfrau» 26 Wochen auf der Bestsellerliste.

 

Aus dem Krimi wurde durch Beat Sterchi – ebenfalls in der Region wohnhaft – ein Theaterstück. Dieses Stück faszinierte die Schauspielleute des Berner Sommertheaters und wird nun unter der Regie von Brigitta Weber im Casino der Psychiatrischen Klinik Münsingen neu in Szene gesetzt. Bei so viel Berner Herzblut verwundert es nicht, dass auch Weber aus der näheren Umgebung stammt.

 

Ethisch heikle Fragen

Diese Verwurzelung mit Bern habe viel Potenzial in sich gehabt, sagt Weber. Berndeutsch sei nun mal eine Sprache, die man so richtig zelebrieren könne. Kam hinzu, dass das Thema des Stücks aktueller nicht sein könnte. Es geht um Transplantationen, Ethik und die Suche nach Spenderorganen. Fragen werden aufgeworfen, ohne zu werten. Zu welchem Zeitpunkt ist es ethisch vertretbar, einem Hirntoten die Organe zu entnehmen? Wer darf wann ein Spenderorgan erhalten, und spielt Geld dabei wirklich keine Rolle? Soll eine Transplantation auch bei widrigen Umständen gewagt werden?

 

Verräterische Postkarte

In «Eiger, Mord und Jungfrau» beantworten die Akteure diese Fragen ganz unterschiedlich. Einzelne überschreiten dabei Grenzen, verstricken sich in illegale Geschäfte. Das grosse Geld lockt, und die Eitelkeit der Chirurgen macht das Ganze nicht besser. Doch da ist eine Postkarte, die auf einen Mord hinweist. Eiger, Mönch und Jungfrau sind in schönem Abendlicht abgebildet, und ihre Namen führen den Oberarzt Franco Weber auf die richtige Spur. Mit Widerwillen und nicht sehr motiviert ist er zum Detektiv geworden und will den angeblichen Mord an seinem Studienkollegen klären.

 

15 Personen spielen bei den Aufführungen im Psychiatriezentrum mit. Die meisten von ihnen sind bereits Mitglieder des Berner Sommertheaters und haben als Amateure viel Spielerfahrung. Dies macht die Inszenierung trotz der kargen, kaum vorhandenen Kulisse durchaus sehenswert. Es ist die Leistung des gesamten Ensembles, die überzeugt. Das Premierenpublikum liess sich am Donnerstag begeistern.


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Erstellt: 04.05.2019
Geändert: 04.05.2019
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