Münsingen - Der Niedergang von Haueter Sport
Haueter Sport hat sich mit der Neueröffnung beim Bahnhof Münsingen zu einer Institution entwickelt. Nach dem Konkurs von Universal-Sport ist davon nichts mehr übrig.
«Amtlich sichergestellt». Das gelbe Siegel an der Ladentür und die gespenstische Ruhe in den dunklen Räumen dahinter lassen keinen Zweifel offen: Bei Universal-Sport in Münsingen geht rein gar nichts mehr. Ende Oktober hat der Richter über die gesamte Sportartikelkette mit ihren zuletzt noch vier Standorten den Konkurs eröffnet und damit dem laufenden Ausverkauf ein abruptes Ende gesetzt.
Das Lichterlöschen in der Filiale in Münsingen wird ihn besonders bewegt haben: Jürg Haueter hat das Geschäft direkt am Bahnhof aufgebaut, lange Jahre unter seinem Namen geführt und erst vor 5 Jahren an die Universal-Gruppe verkauft. Im Sinne einer Nachfolgeregelung, wie es damals hiess.
Das innovative Konzept
Fast auf den Tag genau 24 Jahre alt ist der Haueter Sport an seinem letzten Standort geworden, und er hat goldene Zeiten hinter sich. Als Haueter Mitte Oktober 1989 im markanten Backsteinbau am Bahnhofplatz neu aufmachte, geschäftete er nach einem Konzept, das zu dieser Zeit als innovativ und zukunftsgerichtet galt. Mit 1500 Quadratmetern auf fünf Etagen verfügte er fortan über einen veritablen Fachmarkt. Er gehörte schweizweit zu den fünf grössten seiner Art.
Der Erfolg liess nicht auf sich warten. Nicht nur aus dem Dorf selber, sondern auch aus Bern und Thun reisten die Kunden an, Haueter Sport mauserte sich zu einer gerade in Sportlerkreisen viel beachteten Institution. Als Vorteil erwies sich die Nähe zum öffentlichen Verkehr. Auch Jugendliche ohne Auto konnten unabhängig von den Eltern zum Einkaufen herfahren.
Jürg Haueter erinnert sich im Rückblick noch an einen weiteren Punkt. «Ich habe stets aktiv den Kontakt zu den Vereinen gesucht.» Auf diese Art sei er zu einer treuen Stammkundschaft gekommen. Diese habe er mit einer Kundenkarte an sich gebunden, «bis zu 85 Prozent des Umsatzes liefen über diese Karte».
Ein Befreiungsschlag
Der ehemalige Patron macht bei alledem keinen Hehl daraus, dass sich die Lage im Geschäft bereits zu seinen Zeiten markant veränderte. Setzte er in den besten Zeiten 9 Millionen Franken pro Jahr um, sank dieser Betrag erst auf 8 und dann auf 7 Millionen Franken und bewegte sich schliesslich gegen 6 Millionen Franken zu. Diese Entwicklung spiegelte sich in einem Kundenbrief von Ende 2007 eins zu eins wider. Darin erfuhr die überraschte Öffentlichkeit, dass Haueter Sport die Ladenfläche nach zwei schlechten Wintern mit schleppenden Verkäufen auf drei Etagen verkleinern werde.
Umgesetzt hat Jürg Haueter sein Vorhaben trotz dieser Ankündigung nicht mehr. Nur ein paar Monate später wählte er die Alternative – eben, den Verkauf an die Universal-Gruppe.
Die finanzkräftigen Ketten
Es konnte nicht nur am schlechten Wetter gelegen haben. Darin sind sich Kenner der Branche einig. Sie weisen darauf hin, dass sich der Sportfachhandel seit der Eröffnung von Haueter Sport im Jahre 1989 grundlegend verändert hat. Weil finanzkräftige Ketten wie Athleticum, Ochsner Sport und Sport XX die Schweiz mit einem dichten Netz grossflächiger Filialen überzogen haben.
Weil mit dem schwachen Eurokurs auch die an den Einkaufspreis gekoppelten Erlöse gesunken sind. Und weil sich heute im Internet über alle Landesgrenzen hinweg vergleichen lässt, wer im Verkauf billiger ist – Letzteres, sagt Peter Bruggmann für den Branchenverband Asmas, führe dazu, dass die Leute in der Tendenz keine fairen Preise mehr zu zahlen bereit seien.
Für seine Probleme machte Universal-Sport im Sommer unter anderem auch den Zukauf von Haueter Sport verantwortlich. Dem hält Jürg Haueter entgegen, dass er sein Geschäft «in gutem Zustand» verkauft habe. Und generell: «Ich habe glücklicherweise gerade noch den richtigen Moment erwischt.»