Münsingen - Der Bundesrat und sein Heimspiel

Bundesrat Ueli Maurer lässt sich von seiner SVP für die diesjährigen Grossrats- und Regierungsratswahlen vor den Karren spannen. Und trifft sich in seinem Wohnort Münsingen mit Wählern auf einen Schwatz.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
Es ist gewissermassen sein Heimspiel. Um die Partei im Kampf um ein möglichst gutes Resultat bei den Grossrats- und Regierungsratswahlen von Ende Monat zu unterstützen, mischt sich Bundesrat Ueli Maurer einen Vormittag lang unter die Wählerinnen und Wähler. Eingeladen zum Schwatz bei Kaffee und Gipfeli auf dem Münsinger Dorfplatz hat die örtliche SVP gemeinsam mit der Sektion aus dem Nachbardorf Wichtrach.

Wobei das mit dem Heimspiel ja so eine Sache ist. Eigentlich ist Maurer, sein Dialekt lässt es unschwer erahnen, in Hinwil im Kanton Zürich zu Hause. Nach Münsingen gekommen ist er erst nach seiner Wahl in die Landesregierung, als er eine Bleibe nahe des Bundesratsbüros suchte, in die er sich wochentags zurückziehen konnte. Und so antwortet er auf die Frage, wo denn nun seine wirkliche Heimat liege, ganz diplomatisch: Er entdecke in der Gegend um Münsingen immer wieder sehr viel Neues, fühle sich «in dieser wunderschönen Gegend» rundum wohl. So erweist man den Leuten am neuen Wohnort im Bernbiet die Referenz, ohne das vertraute Umfeld im Zürcher Oberland vor den Kopf zu stossen.
 
«Haben Sie keinen Gripen mitgebracht?» Die spontane Frage eines interessierten Wählers steht für viele Themen, die Maurer an diesem Vormittag besprechen wird. Natürlich schüttelt er, der als Vorsteher des Verteidigungsdepartements mit Eifer für den Kauf des neuen Kampfjets einsteht, erst mal lächelnd den Kopf. Gross für das neue Flugzeug einstehen muss er in diesem Rahmen ohnehin nicht. Zu viele geben im persönlichen Gespräch zu erkennen, dass sie einen starken Bezug zum Militär haben. Wie der Rentner, der früher Helipilot im Dienst der Armee war und davon erzählt, dass er etliche Bundesräte in der Welt herumgeführt habe. Oder der Jüngling, der direkt aus dem Wiederholungskurs kommt, deshalb noch in der Uniform steckt und militärisch korrekt grüsst – ihnen allen hört Maurer zu, fragt dieses oder jenes nach.

Hin und wieder gibt er auch etwas Persönliches preis. Einem älteren, sportlich gekleideten Herrn verrät er, dass er erst am Vorabend nach Kandersteg zum Langlaufen gefahren sei, «ich habe den Winter verabschiedet». Und einem Burschen, der ihn kumpelhaft mit «Ueli» anspricht, weil er ihn aus «Giacobbo/Müller» im Schweizer Fernsehen kenne, hält er entgegen: Er könne leider nicht beurteilen, ob er in der Show der beiden Satiriker gut getroffen werde, «ich habe keinen Fernseher».
 
Natürlich ist auch die lokale SVP-Prominenz nicht weit. Regierungspräsident Christoph Neuhaus ist vom nahen Belp über die Aare angereist, und mit Alt-Regierungsrat Peter Siegenthaler gibt sich ein weiterer Magistrat aus Münsingen die Ehre. Gemeindepräsident Beat Moser vertritt nicht nur die aktive Politikergeneration aus der Gemeinde, sondern denkt als Grüner in vielen Fragen auch ganz anders. Als begeisterter Velofahrer findet er aber rasch den Draht zum Bundesrat, und die beiden kommen überein, doch mal gemeinsam nach Bern zu radeln.

Er sei tatsächlich nur selten in Münsingen anzutreffen, gesteht Maurer ein. Zu sehr hält ihn sein Beruf in Bundesbern tagaus, tagein auf Trab. Deshalb ist ihm der Hinweis auf seine Zugehörigkeit zur örtlichen SVP so wichtig, «sie gibt mir den Rahmen, ein paar Leute im Dorf kennen zu lernen». Heimat? Ein Satz, der tiefe Verwurzelung ausdrückt, tönt jedenfalls anders.

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Erstellt: 10.03.2014
Geändert: 10.03.2014
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